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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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sonst überall der muffige Geruch fünfzig Jahre alter Fußböden in der Luft lag.
    »Und?«, fragte Maier. »Was sagst du dazu?«
    Zögerlich stieg Sven die gefliesten Stufen hinunter und trat vor das Metallgestell in der Mitte des Raums. Las die Etiketten. Sah sich die Flüssigkeiten an. Verschob kleine Gläser von links nach rechts. Drehte sie um und betrachtete die Rückseiten. »Keine Ahnung«, sagte er.
    »Diese Codes, das sind keine chemischen Formeln oder so?«
    Langsam schüttelte Sven den Kopf, während er weiter kleine Gläser hin und her schob. Er schien tief in Gedanken versunken zu sein. »Nein, nicht dass ich wüsste. Jedenfalls keine, die ich kennen würde.«
    Im Schein der Neonlampen sah Sven todmüde aus. Er hatte Schmerzen, wurde Maier plötzlich bewusst. Und er war durcheinander, verstört. Am heutigen Tag war nicht nur auf ihn geschossen worden, sondern er hatte auch einen Mord mit angesehen, und er befand sich nach wie vor im Ungewissen über das Schicksal seines kleinen Sohns. Das war wahrscheinlich ein bisschen viel auf einmal gewesen. Wie ein müder Zombie hielt er sich noch auf den Beinen, der Blick in seinen Augen war leer. Wahrscheinlich konnte er überhaupt nicht mehr klar denken.
    Zugleich wurde Maier bewusst, dass es um ihn selbst nicht viel besser bestellt sein konnte. Es war fast drei Uhr nachmittags, und er war total erschöpft. Das typische Adrenalin-Tief. Zeit für eine Pause. Er wusste genau, dass man, wenn man eine Expedition wie diese durchhalten wollte, die Gelegenheit zu essen oder zu schlafen nicht verpassen durfte. Es konnte jederzeit etwas passieren, das einen zwang, die Befriedigung solcher
existentiellen Bedürfnisse ein paar Stunden, wenn nicht länger, aufzuschieben. Außerdem hatte er mit leerem Magen noch nie sonderlich gut nachdenken können.
    »Lass gut sein.« Maier ging in den Vorraum zurück. »Erst mal schauen, ob es hier irgendwo Kaffee gibt. Und was zu essen. «
    Schweigend gingen sie die Kellertreppe wieder hinauf. Wie ein unruhiger Patient im Wartezimmer setzte Sven sich an den Eichenholztisch.
    Maier durchforstete die Küchenschubladen, schaute zwischendurch immer wieder nach draußen. Die Luft über der Zufahrt flimmerte vor Hitze, aber es war und blieb alles still. Das konnte sich allerdings jederzeit ändern. An Schlaf war nicht zu denken.
    Rechts neben dem Durchlauferhitzer fand er eine Tüte Reis. Daneben eine Dose, sein Blick fiel auf das Etikett. Offenbar irgendetwas mit Fleisch, vielleicht Haschee in Soße. Jedenfalls sah es geradezu verführerisch nach richtigem Essen aus. Aber zum Kochen hatten sie zu wenig Ruhe.
    In einem der oberen Schränke fand er löslichen Kaffee und darunter einen verbeulten Topf mit verrußtem Boden. Er drehte den Wasserhahn auf. Es war kaum Druck auf der Leitung, das Wasser kam in unregelmäßigen Stößen.
    Im Kühlschrank fand er ein Stück Ziegenkäse, eine halbe Dose Oliven, ein Glas mit etwas Joghurtähnlichem und eine Flasche Fruchtsaft. Außerdem zwei zusammengeklappte Toasts mit Marmelade in einem Plastikbeutel.
    Er prüfte die Daten auf den Verpackungen. Alle noch ziemlich frisch. »Oliven, Käse?«, bot er Sven an, während er zwei Teller aus dem Schrank nahm und gleichzeitig nach draußen spähte.
    Sven hatte seinen Koffer auf einem Stuhl aufgeklappt und beugte sich nachdenklich über den Inhalt. Er schien nicht richtig zuzuhören. »Ich habe ein Problem«, sagte er.
    »Nein, du bist verdammt noch mal ein Problem«, antwortete Maier.
    Als ihn Svens Blick traf und ihm bewusst wurde, dass er bloß versucht hatte, seinen Frust an Sven abzureagieren, hätte er sich auf die Zunge beißen können. Es war menschlich, aber nicht fair. Sven hatte ihn enttäuscht, aber waren Enttäuschungen nicht immer eine Folge zu hoher Erwartungen?
    Trotz seiner anfänglichen Zweifel hatte er erwartet – oder besser: gehofft –, dass Sven ihm eine Stütze wäre, dass man zu zweit mehr erreichte als allein. Er hatte sich getäuscht. Aber das war nicht Svens Schuld.
    Normalerweise hätte er dafür eine Antenne gehabt und darauf reagiert. Diesmal nicht, und das lag daran, dass eine tiefere Schicht psychologisch in die Sache hineinspielte. Sven schien umgeben zu sein von einem unruhigen Kraftfeld, das genauso unbeständig und unberechenbar war wie Sven selbst. Es brach aus seinem Denkmuster aus, warf alles über den Haufen. Der Tierarzt sandte widersprüchliche Signale. Das war von Anfang an so gewesen, aber Maier gestand es sich erst

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