Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
Vom Netzwerk:
Tierarzt in diesem Zustand auf den hektischen Charles-de-Gaulle-Flughafen zu hetzen, brachte sie möglicherweise noch in Schwierigkeiten. Vielleicht fuhr er jemandem hinten drauf oder fiel am Schalter in Ohnmacht. Denkbar war alles.
    Maier wollte am liebsten nach Hause, so spät es auch werden mochte. Aber unter den gegebenen Umständen war eine Übernachtung in Paris wahrscheinlich keine schlechte Idee. Eine Nacht in Jacks Appartement gut durchschlafen, sodass sie am nächsten Morgen halbwegs fit aufbrechen konnten.
    »Okay«, sagte er, während er im Rückspiegel Svens erschöpften Blick auffing. »Wenn du drauf bestehst …«

30
    Susan stand vor einem zwei Meter hohen Zaun, der Walter Elias’ Vorgarten vom Bürgersteig trennte. Das Tor war geschlossen. Das sanfte Licht einer einsamen Laterne fiel auf die perfekte Gartenanlage und die Auffahrt mit Kopfsteinpflaster. An deren Ende, keine dreißig Meter von Susan entfernt, stand das herrschaftliche Haus.
    Walter Elias hatte sie als einen armen Studenten in Erinnerung, als jemanden, der sich in eher fortgeschrittenem Alter an der Uni eingeschrieben und seinen Lebensunterhalt mit allerlei Jobs bestritten hatte. Was genau er studiert hatte, wusste sie nicht mehr, aber diesem Haus und dem gesamten Drum und Dran nach zu urteilen wohl nicht gerade Philosophie.
    Wieder begann der Zweifel an ihr zu nagen. War es auch wirklich kein Irrtum? Stand sie hier nicht vielleicht doch bei dem falschen Walter Elias vor der Tür?
    Sie schüttelte den Gedanken ab. Sie würde schon früh genug dahinterkommen. Auch wenn sie sich nach all der langen Zeit an viele Details nicht mehr erinnern konnte – bestimmte Merkmale standen ihr noch klar vor Augen. So war der Walter, den sie damals gekannt hatte, extrem lang und dürr gewesen. Wenn gleich ein hitzköpfiges kleines Männlein hervorgestürmt käme, konnte sie sich immer noch überlegen, wie sie aus der Sache wieder herauskam.
    Im Übrigen tat sie ja nichts Verwerfliches.
    Bei anderen Leuten an der Tür zu klingeln, war nicht verboten. Auch nicht mitten in der Nacht.
    Rechts von dem Tor stand eine Säule mit einer modernen Gegensprechanlage. Susan trat einen Schritt vor und betätigte den von hinten beleuchteten Klingelknopf. Vor Spannung zitternd, hielt sie ihn eingedrückt.
    Nach etwa einer Minute ging im ersten Stock Licht an, woraufhin sie den Klingelknopf losließ. Im nächsten Augenblick fiel ein rechteckiger Streifen Licht in die Auffahrt, und aus der Gegensprechanlage kam eine krächzende Stimme.
    »Was ist los?«
    Sie beugte sich vor. »Walter Elias?«
    Ein paar Sekunden Stille. »Ja, das bin ich. Wer ist da? Was ist denn los?«
    »Susan Staal. Ich habe heute Nachmittag angerufen. Ich würde Sie gern sprechen.«
    »Jetzt … ?«
    Stille.
    »Menschenskind«, rief er plötzlich. »Hau ab, bevor ich die Polizei rufe!«
    »Erst wenn ich mit Ihnen gesprochen habe.«
    Wieder ein Augenblick der Stille. »Sie sprechen doch mit mir.«
    »Unter vier Augen.«
    »Worum geht es?«, tönte es aus der Gegensprechanlage, die derart schepperte, dass die Worte kaum zu verstehen waren.
    »Um meine Mutter.«
    »Ich rufe jetzt die Polizei. Das ist ja ungeheuerlich.« Es klang nicht sonderlich überzeugend.
    »Tun Sie das«, sagte Susan knapp. Sie hatte damit gerechnet. Es machte ihr nichts aus. Die sollten sie ruhig verhaften, wenn sie es nicht lassen konnten. Sobald sie freikäme, stünde sie hier wieder vor der Tür. So lange, bis ihre Fragen beantwortet wären.
    Der Zaun knarrte. Unwillkürlich wich sie ein Stück zurück.
Das Tor öffnete sich automatisch, und vor der Haustür sprang ein Licht an. Angespannt ging Susan die Auffahrt hinauf.
    Ein Mann in grünem Bademantel und mit vom Schlafen plattgedrückten grauen Haaren öffnete die Tür.
    Es war zwanzig Jahre her, dass sie Walter Elias zum letzten Mal gesehen hatte. Er war es. Zweifellos. An seinen Augen las sie ab, dass er sie ebenfalls erkannt hatte.
    »Komm rein«, sagte er.
    Er ging voraus. Der Flur führte zu einem Raum an der Rückseite des Hauses. Auf dem Parkett lag ein großer Perserteppich in Blau- und Elfenbein-Tönen, und an der Wand stand eine antike Uhr. Hinter dem englischen Schreibtisch ein Bücherregal, das bis unter die Decke reichte.
    »Setz dich.« Mit einer einladenden Geste deutete Walter auf einen kleinen Chesterfield-Sessel hinter dem Schreibtisch.
    »Ich bleibe lieber stehen.« Ihre Stimme bebte.
    »Auch gut.«
    Walter nahm nun selbst in dem Sessel Platz. Das

Weitere Kostenlose Bücher