Versuchung Pur
Ringelnatter gefangen und terrorisierte ihre Mitbewohnerinnen. Bienen summten unablässig um die Wildblumen, Bienenstiche waren nahezu an der Tagesordnung.
Die Tage verschmolzen miteinander, gingen zufrieden ineinander über. Langeweile kam jedoch nie auf. Es war leicht, zu glauben, der Sommer würde ewig dauern. Und während die Zeit verging, kam Eden langsam zu der Überzeugung, Chase hätte sein Versprechen – oder besser: seine Drohung – vergessen, wiederzukommen.
Ein- oder zweimal war sie versucht gewesen, zur Apfelplantage zu wandern. Doch sie hatte der Versuchung widerstanden.
Es ergab überhaupt keinen Sinn, warum sie noch immer so angespannt und nervös war. Chase war nichts als ein kurzes Ärgernis gewesen, das sagte sie sich immer wieder. Und doch ertappte sie sich jedes Mal dabei, dass sie auch auf das kleinste Geräusch lauschte, wenn sie ihren allabendlichen Gang zu den Ställen machte. Und dass sie wartete.
Die Hitze des Tages hing noch in der Luft, als Eden sich an diesem Abend auf ihr Bett legte. Angesichts des Lagerfeuers, das für morgen geplant war, war bei den Mädchen schon früh Ruhe eingekehrt.
Entspannt und angenehm matt malte Eden sich aus, wie es werden würde: Würstchen und Marshmallows über dem Feuer grillen, die Wangen heiß von den flackernden Flammen und Rauch, der sich in der warmen Abendluft kräuselte. Eden freute sich darauf wie ein kleines Kind. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, schaute sie verträumt an die Decke, während Candy in der Hütte auf und ab marschierte.
»Ich bin ziemlich sicher, dass es zu schaffen sein müsste, Eden.«
»Hm?«
»Die Party.« Candy blieb vor dem Fußende des Bettes stehen und hielt das Klemmbrett in ihrer Hand hoch. »Die Party für die Mädchen, von der ich gesprochen hatte. Weißt du nicht mehr?«
»Doch, natürlich.« Eden vertrieb die Träumereien und zwang ihre Gedanken zurück zum Geschäftlichen. »Was ist damit?«
»Ich finde, wir sollten es einfach tun! Und wenn sie ein Erfolg wird, dann nehmen wir sie ins feste Programm auf! Und dann machen wir eine alljährliche große Veranstaltung draus!« Selbst nachdem sie sich auf Edens Bettkante hatte fallen lassen, schien Candys Begeisterung selbstständig im Raum herumzuhüpfen. »Das Camp der Jungs ist nur zwanzig Meilen von hier entfernt. Die machen bestimmt mit!«
»Wahrscheinlich.« Ein Tanzabend. Das hieß Getränke und Knabberzeug für möglicherweise hundert Leute, Musik, Dekorationen. Sofort schossen Eden die roten Zahlen im Haushaltsbuch in den Kopf, dann dachte sie an den Spaß, den die Mädchen haben würden. Irgendwie musste es einen Weg geben, um die roten Zahlen zu umgehen. »Wenn wir die Tische im Speisesaal an die Seiten stellen, müsste dort genügend Platz sein.«
»Richtig. Und die meisten Mädchen haben Musik dabei. Die Jungs sollen ihre auch mitbringen.« Candy schrieb schon Notizen auf. »Die Dekorationen basteln wir selbst.«
»Die Erfrischungen müssen aber auf jeden Fall simpel bleiben. Punsch, Kekse, Limonade, so was in der Art«, warf Eden ein, bevor Candys Begeisterung mit ihr durchging.
»Wir planen es für die letzte Woche, sozusagen als krönenden Abschluss.«
Die letzte Woche. Schon seltsam. Die erste war so entsetzlich anstrengend gewesen. Und jetzt stiegen beim Gedanken an das Ende des Camps Bedauern und Panik in Eden auf. Nein, natürlich würde der Sommer nicht ewig dauern. Und im September würde sie sich der nächsten Herausforderung stellen. Sie musste sich eine neue Arbeit suchen, sich ein neues Ziel stecken. Candy würde in ihren alten Job als Erzieherin zurückkehren. Eden jedoch würde einen Lebenslauf schreiben und Stellenangebote durchforsten müssen.
»Eden? Eden, was hältst du davon?«
»Wovon?«
»In der letzten Woche einen Tanzabend zu organisieren.«
»Ich finde, wir sollten das zuerst mit dem Jungscamp besprechen.«
»Süße, ist alles in Ordnung mit dir?« Candy beugte sich vor und legte ihre Hand auf Edens. »Machst du dir Sorgen, weil du in ein paar Wochen nach Hause zurückkehren musst?«
»Nein, keine Sorgen.« Sie setzte sich auf und drückte Candys Hand. »Aber ich denke darüber nach.«
»Als ich dir sagte, dass du nicht sofort einen Job finden musst, meinte ich das ernst. Mein Gehalt reicht für die Miete und das Essen. Und dann habe ich ja auch noch das kleine Polster, das meine Großmutter mir hinterlassen hat.«
»Candy, ich liebe dich! Du bist die beste Freundin, die man sich vorstellen kann.«
»Das
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