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Versuchung Pur

Versuchung Pur

Titel: Versuchung Pur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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mit Candy, bückte sie sich und pflückte einen wild wachsenden Sonnenhut, drehte den Stängel zwischen den Fingern und betrachtete die Blütenblätter, die leuchtend gelb von der tiefbraunen Mitte ausgingen.
    War sie eine Romantikerin? Früher hatte sie Gedichte geschrieben. Verträumte Gedichte voller Optimismus, die sich meist um die Liebe drehten. Die Art Liebe, die von langen, sehnsüchtigen Blicken zehrte, die selbstlose Opfer brachte und rein und unschuldig war. Sehr romantisch, aber völlig unrealistisch. Sie hatte schon lange nicht mehr geschrieben.
    Nicht mehr, seit sie Eric getroffen hatte, das wurde ihr mit einem Mal klar. Sie war von einem verträumten jungen Mädchen zu einer adretten jungen Dame geworden, hatte romantische Gedichte gegen einen goldenen Käfig ausgetauscht. Jetzt gehörten beide der Vergangenheit an.
    Das ist auch besser so, beschloss Eden, warf die Blüte in den See und sah zu, wie sie leicht schaukelnd auf der Wasseroberfläche dahintrieb.
    Candy hatte recht. Mit Eric, das war keine Liebe gewesen. Sondern das Erfüllen von vorgegebenen Erwartungen. Und als er sich von ihr abwandte, da hatte er nicht ihr Herz gebrochen, sondern ihren Stolz. Und noch immer war ihr Stolz nicht geheilt.
    Eric hatte ihr den richtigen Diamanten gekauft, hatte ihr Rosen zur richtigen Zeit geschenkt und hatte ihr die richtigen Komplimente gemacht. Das war keine Romantik, und ganz sicher war es keine Liebe. Wahrscheinlich hatte sie selbst beides auch nicht verstanden.
    Waren Ritter in schimmernder Rüstung und holde Jungfrauen romantisch? Chopin und Kerzenlicht? Oder wenn man ganz oben in der Gondel im Riesenrad saß? Müsste sie wählen, dann Letzteres. Sie lachte leise.
    »Das sollten Sie öfter tun.«
    Eden wirbelte herum, schlug sich erschreckt eine Hand an den Hals. Chase stand nur wenige Meter entfernt unter den Bäumen im Schatten. Es war das dritte Mal, dass sie sich trafen, blitzte es in ihr auf, und jedes Mal hatte er sie überrascht. Das musste unbedingt aufhören, bevor es zur Gewohnheit wurde.
    »Haben Sie das geübt, andere Leute zu erschrecken? Oder ist es eine natürliche Begabung?«
    »Ich kann mich nicht entsinnen, dass das jemals passiert ist, bevor ich Sie getroffen habe.« Um genau zu sein: Sie hatte ihn erschreckt, nicht umgekehrt. Als die Abenddämmerung einsetzte, hatte er sich auf einen Spaziergang gemacht. Er war am Ufer des Sees stehen geblieben, hatte aufs Wasser gestarrt und an Eden gedacht. »Sie haben Farbe bekommen.« Ihr Haar war noch heller geworden, schimmerte umso feiner im Kontrast zu ihrem goldbraunen Gesicht. Chase hätte es gern berührt. War es noch immer so seidig und duftig?
    »Ich bin ja auch viel draußen.« Es verwunderte sie, dass sie tatsächlich mit sich kämpfen musste. Sollte sie nicht den Drang verspüren, auf dem Absatz kehrtzumachen und wegzurennen? Chase im Mondlicht am See zu treffen, hatte etwas Mystisches, ja Fantastisches. Fast so, als sei es vom Schicksal vorbestimmt.
    »Sie sollten einen Sonnenhut tragen.« Er sagte es abwesend, zerstreut, weil sein rasender Puls ihn verwirrte. Sie hätte genauso gut eine Vision sein können. Ihre schlanken langen Glieder schimmerten im silbrigen Licht des Mondes, das Haar offen und ebenso silbern wie der Mond selbst. Sie trug Weiß. Selbst das schlichte T-Shirt und der Rock schienen zu glitzern. »Ich hatte mich schon gefragt, ob Sie öfter hier spazieren gehen.«
    Jetzt trat er aus dem Schatten, und das Zirpen der Grillen baute sich zu einem donnernden Crescendo in Edens Ohren auf. »Ich dachte mir, unter den Bäumen würde es kühler sein.«
    »Etwas.« Er kam näher. »Ich mag warme Nächte.«
    »In den Hütten wird es dann so stickig.« Hastig warf sie einen Blick zurück. Sie hatte sich wohl weiter vom Gelände fortbewegt, als sie vorgehabt hatte. Das Camp mit seinen beruhigenden Lichtern und der fröhlichen Gesellschaft schien endlos weit weg. »Mir war nicht klar, dass ich mich schon auf Ihrem Land befinde.«
    »Ich bin nur ein Despot, wenn es sich um meine Bäume handelt.« Aus der Nähe betrachtet war sie weniger Illusion, dafür mehr Frau. »Sie haben vorhin gelacht. Woran dachten Sie?«
    Ihr Mund war staubtrocken. Obwohl sie zurücktrat, war er ihr viel zu nah. »An Riesenräder.«
    »Riesenräder? Gefällt es Ihnen besser, wenn sie ansteigen oder wenn sie wieder herunterkommen?« Um sein Bedürfnis zu besänftigen, fasste er nach ihrem Haar.
    Bei seiner Berührung sackte ihr der Magen in die Knie. »Ich

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