Versuchung Pur
eine wilde, schwindelerregende Fahrt. Und dann war sie irgendwo auf halber Höhe aus der Gondel gestoßen worden, um hart auf den Boden zurückzufallen. »Lass mich aufstehen.«
»Ich verstehe dich nicht, Eden.«
»Das verlangt auch keiner von dir.« Am liebsten hätte sie losgeheult. Sich zusammengerollt und geweint, nur konnte sie den Grund nicht ausmachen, warum sie so fühlen sollte. Ärger war da ein klareres Gefühl, an dem sie sich festhalten konnte. »Ich hatte dich gebeten, mich aufstehen zu lassen.«
Chase richtete sich auf und bot ihr seine Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Eden ignorierte es und rappelte sich allein auf.
»Ich habe es immer für konstruktiver gehalten, wenn man seinen Ärger herauslässt«, sagte er.
Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Erniedrigung. Dabei hatte sie sich geschworen, dieses Gefühl nie wieder durchmachen zu müssen. »Das glaube ich unbesehen. Wenn du mich dann jetzt entschuldigen würdest …«
»Verdammt!« Er packte sie beim Arm und zog sie wieder herum. »Heute Abend ist etwas mit uns geschehen. Das bestreite ich nicht, so dumm bin ich nicht. Aber ich will wissen, worauf ich mich einlasse.«
»Wir haben die Gesellschaft des anderen genossen. Das waren doch deine Worte, nicht wahr?« Mehr nicht. Eden wiederholte es unablässig in Gedanken. Nicht mehr als ein kurzer Moment des Vergnügens. »Und jetzt ist es zu Ende. Also gute Nacht.«
»Es ist alles andere als zu Ende. Und genau das ist es, was mir Sorgen bereitet.«
»Nun, ich würde sagen, das ist dein Problem, Chase.« Dennoch durchlief sie eine Welle der Angst – oder der Vorfreude? Denn sie wusste, er hatte recht.
»Richtig, das ist mein Problem.« Herrgott, wie war es möglich, dass er so rasant von Neugier zu Interesse zu brennendem Verlangen gekommen war? »Und da es mein Problem ist, möchte ich eine Frage stellen. Ich will wissen, wieso Eden Carlbough Interesse an einem Sommercamp für Mädchen vorgaukelt, anstatt auf einer Yacht zwischen den griechischen Inseln herumzuschippern. Ich will wissen, wieso sie Ställe ausmistet, anstatt als Mrs. Eric Keeton elegante Dinnerpartys zu arrangieren.«
»Das ist meine Sache.« Ihre Stimme wurde lauter. Die neue Eden war lange nicht so gut darin, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. »Aber wenn du deine Neugier befriedigen musst, warum rufst du nicht einen deiner Verwandten an? Ich bin sicher, sie werden dich bereitwillig über alles informieren.«
»Ich frage dich .«
»Ich schulde dir keine Erklärung.« Sie riss ihren Arm los und stand zitternd vor Wut vor ihm. »Ich schulde dir rein gar nichts!«
»Mag sein.« Der Ärger hatte die Leidenschaft abkühlen lassen und seinen Verstand wieder geklärt. »Aber ich will wissen, mit wem ich schlafe.«
»Darüber musst du dir keine Gedanken machen, das kann ich dir versichern.«
»Wir werden beenden, was wir hier begonnen haben, Eden.« Ohne näher zu kommen, fasste er wieder nach ihrem Arm. Der Griff war alles andere als zärtlich, alles andere als geduldig. »Das kann ich dir versichern.«
»Betrachte die Angelegenheit als erledigt.«
Zu ihrer Überraschung lächelte er nur. Wut kochte in ihr hoch. Er lockerte den Griff und streichelte kurz über ihren Arm. Hilflos erschauerte sie. »Wir beide wissen es doch besser.« Er berührte ihre Lippen mit einer Fingerspitze, als wollte er sie daran erinnern, wonach er für sie geschmeckt hatte. »Denk an mich.«
Und damit verschwand er wieder in den nächtlichen Schatten.
4. K APITEL
Es war die perfekte Sommernacht für ein Lagerfeuer. Nur einige dünne Wolkenfetzen zogen sich am Mond vorbei. Sie verdunkelten ihn kurz und ließen sein Licht dann wieder frei auf Camp Liberty scheinen. Eine angenehme Brise hatte die Hitze des Tages vertrieben und frische, laue Nachtluft zurückgelassen.
Den ganzen Tag hatten die Mädchen Äste und Zweige gesammelt und auf einer Lichtung sorgfältig eine mannshohe Pyramide gebaut. Alle hatten sie mitgemacht, und jetzt saßen sie allesamt um das Lagerfeuer herum. Sie warteten gespannt darauf, dass die Flammen sich knisternd durch das Holz fressen und in den dunklen Himmel auflodern würden.
Unmengen von Würstchen und Marshmallows lagen auf einem Tisch bereit, daneben Dutzende von gesäuberten und angespitzten dünnen Holzstöcken. Der Gartenschlauch war bis hierher gezogen worden. Einige Eimer, schon mit Wasser gefüllt, standen etwas abseits, nur zur Sicherheit.
Candy nahm lange Streichhölzer zur Hand und hielt
Weitere Kostenlose Bücher