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Versuchung Pur

Versuchung Pur

Titel: Versuchung Pur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sie hoch. Sie steigerte die Spannung, während die Mädchen anfingen zu johlen und zu klatschen. »Das erste alljährliche Lagerfeuer von Camp Liberty wird nun entzündet!«, rief sie schließlich. »Meine Damen! Bewaffnet euch mit Würstchen und macht euch bereit zum Grillen!«
    Unter Jubel und Gelächter entzündete Candy das Streichholz und hielt es an das trockene Holz. Rauch kräuselte sich, Holz knackte, Flammen leckten auf und suchten gierig nach mehr Nahrung, folgten dem Kreis des flüssigen Anzünders. Gefesselt sahen alle zu, wie die Flammen hochschlugen, höher und höher. Eden und alle anderen applaudierten begeistert.
    »Toll!« Sie sah dem Rauch nach, der in die Nachtluft aufstieg. Das war der Geruch von Herbst, auch wenn er noch einen ganzen Sommer entfernt war. »Mir hat davor gegraut, dass wir es nicht zum Brennen kriegen.«
    »Du hast es hier mit einem Profi zu tun.« Die Zungenspitze im Mundwinkel, spießte Candy ein Würstchen auf den Stock. Hinter ihr schimmerten leuchtend rot die Flammen. »Ich hatte nur Angst, dass es vielleicht regnen könnte, aber sieh dir nur die Sterne an! Es ist perfekt.«
    Eden legte den Kopf in den Nacken. Mühelos und ohne zu suchen fand sie Pegasus. Er stand klar und deutlich am Nachthimmel, so wie er auch vor vierundzwanzig Stunden schon dort gestanden hatte. Ein Tag, eine Nacht. Wie war es möglich, dass in dieser Zeit so viel geschah? Das Gesicht zum Himmel gewandt, fragte sich Eden, ob dieser wilde, verrückte Moment mit Chase überhaupt wirklich passiert war.
    Ja, das war er. Die Erinnerung daran war zu real, zu mächtig, um nur ein Traum gewesen zu sein. Der Moment hatte stattgefunden, und daraus war ein Wirrwarr aus Gefühlen und Empfindungen entstanden. Ganz bewusst wandte Eden den Kopf und richtete den Blick auf eine formlose Ansammlung von Sternen.
    Es änderte weder etwas an den Erinnerungen noch an dem, was sie fühlte. Es ist passiert, dachte sie, und genauso schnell war es wieder vorbei gewesen. Doch sie war nicht wirklich sicher, ob es vorbei war.
    »Warum scheint hier irgendwie alles anders zu sein, Candy?«
    »Weil hier alles anders ist .« Tief sog Candy die Luft ein, roch den Rauch, den Geruch des warmen Grases und den Duft der gegrillten Würstchen. »Ist es nicht wunderbar? Keine überheizten Salons, keine langweiligen Dinnerpartys, keine sich endlos ziehenden Klavierkonzerte. Willst du ein Würstchen?«
    Das Wasser lief ihr schon im Mund zusammen, und so nahm Eden das eher kohlschwarze Würstchen an. »Du hältst immer alles so unkompliziert.« Sie klemmte das Würstchen zwischen ein aufgeschnittenes Brötchen und gab großzügig Ketchup darauf. »Ich wünschte, ich könnte das auch.«
    »Das wirst du, wenn du endlich damit aufhörst, dir Vorwürfe zu machen, dass du angeblich den Namen Carlbough entehrst, nur weil dir ein Würstchen vom Lagerfeuer schmeckt.« Candy klopfte Eden freundschaftlich auf die Schulter, als deren Mund vor Verblüffung offen stand. »Du solltest unbedingt auch die Marshmallows probieren«, empfahl sie und ging, um noch einen Stock zu holen.
    Eden schloss den Mund und kaute geistesabwesend. War es das, was sie tat? Vielleicht war es das wirklich, wenn auch nicht ganz so simpel, wie Candy es ausgedrückt hatte. Sie war diejenige gewesen, die das alte Herrenhaus hatte verkaufen müssen, das seit vier Generationen in der Familie gewesen war. Sie war es gewesen, die eine Inventarliste von Silber, kostbarem Porzellan und Kunstwerken für den Auktionator hatte aufstellen müssen. Sie hatte den gesamten Familienbesitz und damit die altehrwürdige Carlbough-Tradition veräußern müssen, um die Schulden abzahlen zu können. Sie war es, die ein neues Kapitel aufschlagen musste.
    Weil es nicht anders möglich gewesen war. Doch während die neue Eden die Notwendigkeit akzeptierte, trauerte die alte Eden noch immer um den Verlust. Und sie fühlte sich schuldig.
    Mit einem Seufzer trat Eden ein paar Schritte zurück. Die Szene, die sich vor ihr abspielte, war wie eine Erinnerung aus ihrer eigenen Jugend. Der graue Rauch stieg kräuselnd in die Luft, die Flammen züngelten um das Holz, rotgold und gierig. Ein kräftiger Duft nach Gegrilltem lag in der Luft: das Symbol des Sommers, so wie es auch in ihrer eigenen Jugend in Camp Forden gewesen war.
    Einen Moment lang wünschte Eden sich, sie könnte in jene sorglose Zeit zurückkehren, als das Leben so einfach gewesen war und die Eltern sich um alles gekümmert hatten.
    »Miss

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