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Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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Zeit immer dunkler geworden war, hielt Devil schließlich an.
      „Wir werden hier
übernachten“, sagte er und stieg vom Pferd. Er streckte mir die Arme entgegen
und half mir herab. Anschließend löste er das Gepäck und brachte es zu der
Stelle, an der wir das Lager aufschlagen wollten.
      Wir sammelten Holz,
das wir aufeinanderstapelten und das Devil schließlich mithilfe eines Zaubers
entzündete. Anschließend breitete er einige Decken davor aus, auf die wir uns
setzten.
      „Hast du Hunger?“,
fragte er, während er aus einer der Taschen Kochgeschirr hervorholte. Ich nickte
und sah zu, wie er eine Büchse öffnete und den Inhalt in einen Topf schüttete.
      „Es wird nicht
lange dauern, dann können wir essen“, erklärte er. „Es ist zwar nichts
Besonderes, aber es reicht, um satt zu werden.“
      So schlecht fand
ich es dann gar nicht. Es handelte sich um einen Eintopf, der – auch wenn ich
seine Zutaten nicht im Einzelnen identifizieren konnte – sogar überraschend gut
schmeckte.
      „Das ist gar nicht
übel“, meinte ich daher und nahm einen weiteren Löffel davon.
      Er lächelte: „Wenn
dir das schon schmeckt, solltest du mal was probieren, das nicht aus der Dose
kommt. Es gibt hier wirklich viele gute Sachen. Wenn wir in eine der Städte
kommen, wirst du dir ja selbst ein Bild machen können.“
      Nach der Mahlzeit saßen
wir noch eine Weile vor dem Feuer und lauschten dem Knistern. Es war kalt, doch
dank der Flammen und der Decken fror ich nicht.
      „In Necare werden
sie sich bestimmt große Sorgen um dich machen“, sagte Devil.
      „Ja, das denke ich
auch. Ob sie wohl herausbekommen, wo ich bin?“
      „Die Goldene Essenz
löst sich sehr schnell auf. Sie werden also nur den kaputten Flakon gefunden
haben. Dennoch gibt es Methoden, um herauszufinden, was in deinem Zimmer
geschehen ist. Sie werden es also sehr bald wissen.“
      Das klang gar nicht
gut. Da würde bei meiner Rückkehr bestimmt einiges auf mich warten …
      „Dein Vater wird sich
wahrscheinlich ziemlich viel Gedanken um dich machen, wenn er erfährt, wo du
bist.“
      Ich nickte, doch der
seltsame Unterton, der in seiner Stimme mitschwang, entging mir nicht.
      „Was meinst du damit?“
Ich blickte ihn vorsichtig an; es war ihm nichts anzusehen.
      „Du bist hier in
Incendium und dann ausgerechnet bei mir. Das wird ihm sicher nicht gefallen.“
      Damit hatte er wohl
recht. Ventus hatte kein allzu gutes Bild von ihm und ich würde ihn vermutlich auch
nie vom Gegenteil überzeugen können.
      „Wird sich dein
Vater denn keine Sorgen um dich machen, wenn du nun längere Zeit einfach weg
bist?“, fragte ich.
    Er wirkte überrascht,
lachte dann aber.
      „Nein, ganz sicher
nicht. Er ist ohnehin der Auffassung, dass ich mich mehr beweisen müsste. Darum
hat er es auch gutgeheißen, als ich anbot, die Kundschaftermission zu
übernehmen.“
      „Kundschafter?“,
hakte ich nach.
      „Ich musste irgendeine
Erklärung finden, warum ich für einige Zeit auf Reisen sein würde. Da kam mir
diese Mission gerade recht. Ich soll nach feindlichen Truppen Ausschau halten,
ihre Wege auskundschaften und in Städte reisen, die bereits angegriffen wurden
oder aber ein mögliches Ziel darstellen.“
      Im Unterricht bei
Herrn Gnat hatte ich schon mal davon gehört, dass die Dämonen untereinander
Krieg führten, doch Genaueres wusste ich nicht.
      „Wer greift diese
Städte an?“
      „Ein verfeindeter
Adeliger, der die Krone an sich reißen will.“
      Dann begab er sich
in ziemlich große Gefahr. Was, wenn er diesem Feind in die Hände fallen würde?
      „Nun schau nicht so
besorgt“, sagte er und schenkte mir dieses schiefe Lächeln, das mir so vertraut
war. Meine Augen weiteten sich bei diesem Anblick. Ich hätte nie geglaubt, es
je wiederzusehen.
      „Wie gesagt, uns
wird nichts passieren. Und vor diesem Adeligen musst du wirklich keine Angst
haben. Er stellt keinerlei Bedrohung dar.“
      Er sah mich eine
Weile mit seinen smaragdgrünen Augen an und wechselte abrupt das Thema: „Es tut
mir leid, dass ich damals einfach fortgegangen bin.“ Er senkte den Blick und
fuhr fort: „Aber ich konnte einfach nicht länger bleiben. Als ich mich bei dir
zu Hause beinahe verwandelt hätte, ist mir wohl erst richtig klar geworden, was
für eine Gefahr ich für dich darstelle. Ich wollte dich in all das nicht
hineinziehen. Ich habe wirklich lange Zeit überlegt, bin dann aber zu dem Schluss
gekommen, dass

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