Versuchung
einer Wolkendecke verhangen, sodass kein Mondlicht hindurchdrang.
Schützend legte ich die Arme um mich, während ich versuchte, die Angst
niederzukämpfen. Ohne Hilfe würde ich diese Welt nicht verlassen können. Und
was würde passieren, wenn ich auf einen fremden Dämon träfe?
Angespannt
streiften meine Augen umher, doch ich vermochte kaum etwas zu erkennen. Da
geschah es: Ich hatte nichts gehört, nichts gesehen und doch lag ich mit einem
Mal auf dem harten Boden. Ich fühlte Steine und eine Baumwurzel in meinem
Rücken, die eigentlich hätten schmerzen müssen, doch noch war wohl der Schock
zu groß. Auf mir saß eine Kreatur, die mich auf den Boden presste und mit rot glühenden
Augen anstarrte. Ich spürte ihren weichen, feuchten Körper und die schuppige
Haut. Sie schnüffelte und leckte mir mit ihrer langen, nassen Zunge über die
Wange. Ich schrie angeekelt auf, riss gleichzeitig meinen Arm empor und warf dieser
widerlichen Gestalt einen Zauber entgegen, sodass sie augenblicklich von mir
fortgerissen und von einem blitzenden Licht eingehüllt wurde, das sie zittern
und ächzen ließ. Als der Zauber nachließ, begann sie zu zischen, stellte sich
auf die Hinterbeine und kam schwankend auf mich zu. Plötzlich stutzte sie,
lauschte, ließ sich auf alle viere zurückfallen und rannte davon.
Keine Sekunde
später trat Devil aus dem Gebüsch hervor. Er sah zunächst der Kreatur nach und
blickte anschließend besorgt zu mir.
„Hat der Dämon dich
verletzt?“
„Nein, mir ist
nichts passiert“, erklärte ich mit zittriger Stimme und versuchte gleichzeitig,
wieder auf die Beine zu kommen. Ich strich mir mit dem Ärmel über die Wange und
versuchte, den widerlichen Speichel wegzuwischen. Der Schreck saß mir noch
allzu deutlich in den Gliedern, doch gleichzeitig war ich erleichtert, Devil zu
sehen. Andererseits aber auch wütend. Warum hatte er mich allein gelassen?
Er kam auf mich zu
und sah mich prüfend an. Offenbar wollte er sichergehen, dass ich nicht
verletzt war.
„Was machst du
hier? Warum bist du nicht bei unserem Lager geblieben?“
„Als ich wach
wurde, warst du nicht mehr da, das Pferd war ebenfalls verschwunden. Ich wollte
nach dir suchen.“
„Hast du etwa
geglaubt, ich hätte dich zurückgelassen?“
Der Blick, den er
mir dabei zuwarf, sprach Bände. Ich erkannte darin seine Enttäuschung, dass ich
ihm so etwas zugetraut hatte.
Ich schwieg
beschämt, denn mir wurde in diesem Moment klar, wie abwegig der Gedanke war.
Devil stand jetzt
direkt vor mir, nahm mein Kinn zwischen Zeigefinger und Daumen und zwang mich
so, ihm ins Gesicht zu sehen.
„Ich werde dich nie
allein lassen, hörst du?! Ganz gleich, was passiert, ich bin bei dir und werde
auf dich aufpassen.“
Ich nickte, während
sich in meinem Kopf die Gedanken überschlugen. Ich versuchte, mein rasendes
Herz zu beruhigen, doch es wollte mir nicht gelingen.
Langsam lösten sich
seine Augen von mir, er wandte sich ab und sagte: „Lass uns zurückgehen.“
Ich stapfte
schweigend hinter ihm her, fühlte mich erleichtert und zugleich fürchterlich dumm.
Wieso hatte ich ihm nicht vertraut und mich stattdessen in solche Gefahr
begeben?
„Wo ist Velox?“, fragte
ich vorsichtig.
Er stieß einen
kurzen, hohen Pfiff aus, woraufhin ich das Schlagen von Hufen vernahm, das
immer näher kam. Sekunden später tauchte das Pferd hinter einem Gebüsch auf und
blickte uns mit seinen dunklen Augen an.
„Ich binde ihn nie
an, da er immer in der Nähe bleibt und auf meinen Ruf sofort zurückkommt.“
Ich nickte und
setzte mich, als wir unser Lager erreicht hatten, auf meine Decken. Erst jetzt
bemerkte ich den Kreis, der um sie gezogen war. Er sah dem ähnlich, den Devil
um mich gezeichnet hatte, als er mich auf dem Hang hatte zurücklassen müssen.
Nun schämte ich mich noch mehr. Er hatte sichergehen wollen, dass mir in seiner
Abwesenheit nichts wiederfuhr.
Seine Augen
musterten mich. „Es tut mir leid, dass du dich so erschreckt hast und auch noch
angegriffen wurdest. Ich hatte etwas gehört und darum das Lager verlassen. Leider
scheinst du dem Dämon zuerst begegnet zu sein.“
„Du brauchst dich
wirklich nicht zu entschuldigen. Mir tut es leid, dass ich dir nicht vertraut
habe“, erwiderte ich leise. „Und dann bin ich diesem Vieh auch noch direkt in
die Arme gelaufen.“
„Ja, aber du hast
dich ziemlich gut gewehrt.“
Ich lächelte zaghaft,
seine Worte
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