Versuchung
möglichen Zauber, den ich zur Not
benutzen konnte. Ich hatte nicht vor, mich von diesen Viechern fressen zu
lassen.
Sie kamen immer
näher und stimmten kurz darauf einen grauenhaften Singsang an:
„Reisende, ei, wie
fein,
ihr werdet unser
Festmahl sein.
Fleisch wird zerstückelt,
zerfetzt, zerrissen,
übrig bleibt kein
einziger Bissen.
Ihr könnt flehen,
weinen und zittern,
doch eure Knochen
werden splittern.“
„Keine Angst, uns
passiert nichts“, sagte Devil, wobei sein Blick weiterhin auf den Kreaturen
ruhte.
Einige hoben ihre
spitzen, dünnen Nasen in die Luft und begannen zu schnüffeln.
„Ei, wie fein, da ein
Mädchen ist,
ein Kobold so etwas
besonders gerne frisst.
Hab ruhig Angst, du
feines Wesen,
wirst in der Sonne
schnell verwesen.
Dann schmeckst du
besonders gut,
doch jetzt trinken
wir erst einmal dein warmes Blut.“
Natürlich jagten mir
diese Worte Angst ein und alles in mir spannte sich an. Ich sah zu Devil, der
weiterhin vor mir stand. Wir würden um einen Kampf mit Sicherheit nicht herumkommen.
Meine Hände zitterten, doch ich versuchte, sie still zu halten.
„Geht uns sofort
aus dem Weg!“, sagte Devil mit kaltem, drohendem Ton in der Stimme.
Die Kobolde jedoch schienen
seine Worte eher zu amüsieren. Sie gaben krächzende, glucksende Geräusche von
sich, die an ein Lachen erinnerten. Schließlich trat der größte unter ihnen
vor, sein Gesicht wirkte angriffslustig und keineswegs ängstlich. Wie aus dem
Nichts riss er seinen riesigen Hammer empor und schleuderte ihn in unsere
Richtung.
Ich zuckte vor
Schreck zusammen, doch Devil fing die Waffe mühelos aus der Luft auf, woraufhin
die gelben Augen der Kreaturen gefährlich zu glühen begannen. Ihr lautes
Knurren unterstrich noch ihre Wut.
„Ich sag es zum
letzten Mal! Geht uns aus dem Weg!“
Der große Bergkobold
schüttelte seinen schweren Kopf und zeigte seine spitzen Zähne.
„Tja, dann, wie ihr
wollt“, fuhr er fort, erhob die Hand und ließ eine Feuerkugel darin erscheinen,
die von mehreren dunklen Ringen zusammengehalten wurde. Die Kobolde starrten
das Gebilde mit Schrecken an, begannen zu tuscheln und unruhig zu werden. Auch dem
Anführer stand nun die Angst ins Gesicht geschrieben. Er fiel sogleich auf
seine krummen Knie und verneigte sich vor Devil. Erstaunt sah ich, wie sich nun
ein Kobold nach dem anderen vor ihm verbeugte. Schließlich legten sie ihre
Waffen nieder und ergaben sich.
„Verzeiht“, begann
der Anführer. „Wir wussten nicht, wer Ihr seid. Bitte verschont uns.“
Ohne ein weiteres
Wort ließ Devil die Feuerkugel verschwinden, wandte sich zu mir um, nahm meine
Hand und ging mit mir zusammen an den Kreaturen vorbei. Mein Herz schlug mir
bis zum Hals, als wir durch ihre Reihen schritten. Ich konnte ihren
entsetzlichen Gestank riechen und ihre feuchte Wärme spüren. Sie waren nur
Zentimeter von mir entfernt und in ihren Augen glitzerte Gier, die sie ganz offensichtlich
zu zügeln versuchten. Ich war unsagbar froh, als wir sie endlich hinter uns
gelassen hatten.
„Was war das für
ein Zauber?“, fragte ich ihn. Immerhin hatte er die Kobolde so sehr erschreckt,
dass sie von uns abgelassen hatten.
„Er nennt sich
Imperas und kann nur vom Herrschergeschlecht ausgeführt werden. Jeder Dämon
kennt ihn und weiß darum, wem er in diesem Moment gegenübersteht.“
Ich betrachtete
Devil. Der Gedanke fiel mir schwer, aber er war nun mal der Sohn des Kaisers. Ich
musste schwer schlucken. Auch wenn mir so vieles an ihm vertraut vorkam, so war
er doch nicht derselbe wie in Necare. Er hatte hier ein vollkommen anderes
Leben und bekleidete diese besondere Rolle, der er entsprechen musste. In
gewisser Weise fühlte ich mich ihm ferner als je zuvor.
Ihm entging wohl
nicht, dass sich meine Stimmung verändert hatte. Er streichelte mir durchs Haar
und lächelte mich aufmunternd an.
„Auch wenn ich
jetzt anders aussehe und sich einige Dinge verändert haben, bin ich noch immer
derselbe.“
Doch genau das viel
mir so schwer zu glauben. Seine grünen Augen blickten mich an und brachten mein
Herz zum Stolpern.
„Komm, lass uns
weitergehen.“ Er wandte sich um und schritt voran.
Als wir Stunden
später endlich das Plateau erreicht hatten, ritten wir erneut auf Velox weiter.
Meine Füße schmerzten noch immer und so war ich erleichtert, fürs Erste nicht
mehr zu Fuß gehen zu müssen. Die Aufregung, vor allem aber auch die
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