Versuchung
freuten mich.
Die Sonne ging gerade
auf und tauchte alles in ein warmes, angenehmes Licht.
„Wir sollten
allmählich aufbrechen“, meinte Devil und fing an, die Sachen zusammenzupacken. Ich
half ihm, und so konnten wir schon kurz darauf losreiten, wobei ich mich erneut
an ihm festhielt. Ich musste an unseren Ausritt in Moorsleben denken. Mir war
damals schon aufgefallen, dass Night ein guter Reiter war, und ich hatte ihn danach
gefragt. Er hatte geantwortet, es als Kind in Necare auf einem Nachbarhof
gelernt zu haben. Allerdings nahm ich mittlerweile an, dass das wohl nicht der
Wahrheit entsprach. Wahrscheinlicher war, dass man es ihm hier in Incendium
beigebracht hatte. Einerseits enttäuschte es mich, dass er damals nicht ehrlich
zu mir gewesen war, auf der anderen Seite konnte ich es ihm aber auch nicht
verübeln. Unter den gegebenen Umständen hätte er mir die Wahrheit unmöglich
sagen können, selbst wenn er gewollt hätte.
Wir ritten quer
durch den Wald, und obwohl für mich fast alles gleich aussah, schien Devil den
Weg genau zu kennen.
Ich versuchte, mich
zu entspannen. Immer wieder gingen mir die vielen Fragen durch den Kopf, die
schon so lange in mir ruhten, doch ich konnte sie einfach nicht stellen. Und so
lehnte ich mich an seinen Rücken, genoss die Wärme und diesen Duft, der mir so vertraut
war.
Blitzende Augen
Wir hatten immer
wieder Pausen eingelegt und waren dennoch gut vorangekommen. Die meiste Zeit
waren wir von Wäldern und schönen Wiesen umgeben gewesen, doch inzwischen hatte
sich die Landschaft merklich verändert.
Der Pfad war
steinig, überall um uns herum befand sich Fels und Geröll, und über unseren
Köpfen hing ein fast schwarzer Himmel, der alles in düsteres Licht tauchte. Wir
hatten von Velox absteigen müssen, da wir einen steilen Weg voller rutschigem
Kies hinaufgehen mussten, und kamen daher nur noch langsam voran. Meine Muskeln
brannten und auch meine Füße taten weh. Immer wieder bohrten sich spitze Steine
in meine Schuhe oder sie rutschten unter mir weg.
Devil sprach nicht
viel. Er war konzentriert und suchte nach dem leichtesten Weg, damit sowohl das
Pferd als auch ich unverletzt vorankamen.
Ich fühlte mich in
dieser neuen Umgebung alles andere als wohl. Sie wirkte so gespenstisch mit dem
dunklen Himmel, der kargen, nackten Landschaft und der erdrückenden Stille.
Abgesehen von unseren Schritten vernahm ich kein einziges Geräusch.
„Wir sind hier bald
wieder weg, keine Sorge“, versuchte er mich aufzumuntern.
„Das wäre schön.“
Ich schaute nach
vorn und hoffte, endlich die Spitze des Hangs erkennen zu können, doch diese
lag in dichtem Nebel und blieb daher verborgen. Nirgends war auch nur ein
Farbklecks zu sehen, alles lag in diesem kalten Grau, das mich frösteln ließ. Meine
Augen blickten unruhig umher, ich fühlte, dass wir nicht sicher waren, dass uns
Gefahr drohte. Wurden wir beobachtet?
Da blieb Devil plötzlich
stehen.
„Was ist?“, fragte
ich, doch er antwortete nicht, sondern sah stumm nach vorn.
Ich folgte seinem
Blick, konnte aber weiterhin nichts erkennen. Ich wollte ihn gerade erneut
ansprechen, als ich eine Bewegung wahrnahm. Irgendetwas kam aus dem grauen
Dunst hervor und geradewegs auf uns zu. Nur Sekunden später erkannte ich unzählige
kleine Kreaturen. Sie waren knapp einen Meter groß, mit gekrümmten Ziegenbeinen,
wie ich sie von Teufelsdarstellungen in antiken Bildern kannte. Ihre Haut war
schmierig und grau, die Arme dünn und lang; die Augen zu schmalen Schlitzen
verzogen, die uns gierig musterten. Ihre Mäuler waren groß, voller Geifer und
ließen mehrere Reihen spitzer, scharfer Zähne erkennen, die gelbbraun glänzten.
Haare besaßen sie keine, ihre Köpfe waren rund und glatt, doch mit Schmutz
verklebt. Als Kleidung trugen sie Lendenschurze, Westen oder auch zerrissene
Hosen und Mäntel. In ihren messerscharfen Krallen hielten sie schwere, blutverklebte
Hämmer. Auf ihren schiefen Beinen wackelten sie langsam auf uns zu.
„Was ist das?“,
fragte ich leise, während meine Augen an den Gestalten hingen.
„Bergkobolde“,
antwortete Devil, der sich inzwischen vor mich gestellt hatte und die Kreaturen
nicht aus den Augen ließ. „Sie lauern Reisenden auf, um sie zu überfallen und
zu erschlagen. Dann fressen sie das Fleisch der Opfer und nehmen ihre Kleidung
und Habseligkeiten an sich.“
Ich schauderte und
suchte gleichzeitig in Gedanken nach einem
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