Versuchung
Allerdings
war es mit Sicherheit besser so, der Kerl brauchte nicht noch mehr Indizien.
„Erzähl mal, wie habt
ihr alle euch eigentlich kennengelernt?“ Der Dämon ging neben mir und sah mich
mit funkelnden Augen an.
Devil beobachtete
ihn wütend von der Seite. „Lass sie in Ruhe, klar?! Und sei endlich mal still,
dein ständiges Gelaber ist ja nicht zu ertragen.“
„Oh, habe ich da etwa
einen Nerv getroffen?“, fragte er grinsend.
„Sag du mir doch
lieber, warum du Devil so sehr hasst?“, unterbrach ich ihn in der Hoffnung, ihn
so vom Thema abzubringen.
„Das hab ich doch schon
gesagt. Weil niemand sehen will, wer er in Wahrheit ist.“
Sein Blick
schweifte zu ihm und war voller Has s . Ich war mir sicher, dass er log.
Irgendetwas anderes steckte dahinter …
„Machen wir am
Lavid-See kurz halt?“, fragte Banshee. „Dann kann ich noch mal meine Klamotten
waschen.“
„Ja, okay“, stimmte
Devil zu. „Es wird ohnehin die letzte Möglichkeit sein, bevor wir ins Ischid-Gebirge
kommen.“
„Da habt ihr euch ja
einen tollen Weg ausgesucht“, meckerte Marid.
„Du kannst gern
einen anderen nehmen. Wir wäre es mit dem, der dich direkt ins Grab führt? Ich
wäre dir sogar dabei behilflich“, meinte die Dämonin.
„Du bist wirklich zu
freundlich.“
Ich konnte Banshee
in diesem Fall nur zustimmen. Ich hasste diesen Kerl und wäre ihn nur allzu
gern losgeworden. Allerdings war ich nicht so radikal, ihn deswegen gleich
umbringen zu wollen ...
Ich verstand
einfach nicht, warum er so versessen darauf war, Devil ans Messer zu liefern. Womöglich
brachte es ihm Ruhm, vielleicht auch Geld, aber ich war mir sicher, dass dies
nicht der eigentliche Grund war. Da lag so ein bestimmter Ausdruck in seinen
Augen. War es Schmerz? Leid und Wut? Was auch immer es war, ich nahm mir fest
vor, es herauszufinden.
„Hach, ist das
schön“, seufzte die Dämonin und blickte verzückt vor sich.
Dort lag ein
spiegelglatter See, umgeben von schwarzem Stein. Das Wasser war kristallklar,
sodass man bis auf den Grund sehen konnte. Die Oberfläche schimmerte und
leuchtete in den unterschiedlichsten Farben, während das Licht sich darin
brach. Sie erinnerte mich an einen besonders schönen Kristall.
„Mir tun so die Füße
weh!“, erklärte Banshee, während sie sich, wackelig auf einem Bein stehend, erst
den einen, dann den anderen Schuh von den Füßen zog. Als Nächstes entledigte
sie sich ihres Shirts sowie ihrer Hose und stieg, nur in Unterwäsche gekleidet,
ins Wasser.
„Das tut gut“,
jauchzte sie, legte den Kopf zurück und paddelte genüsslich vor sich hin.
„Devil, wo bleibst
du?“
„Bin gleich da“,
erwiderte er, streifte sich ebenfalls die Klamotten ab und ging in Boxershorts hinterher.
Er schwamm einige Züge, tauchte wieder auf und strich sich mit den Händen das
Wasser aus den Haaren. Mein Herz begann heftig zu pochen … Mir wollte einfach
nicht in den Sinn, wie jemand so atemberaubend schön sein konnte.
Ich senkte den
Blick, überlegte nur kurz, und folgte ihnen. Nach all den Strapazen tat es
unglaublich gut, die Frische und die Kühle des Wassers am Körper zu spüren.
Meine schmerzenden Muskeln entspannten sich und ich seufzte erleichtert auf.
„Du kannst echt
nerven, Lex“, mahnte Devil sie, als diese mit einem Wasserzauber herumspielte
und ihn damit ständig nassspritzte.
„Spielverderber“,
lachte sie, sah aber offenbar keinen Grund, damit aufzuhören. Die beiden
alberten noch eine Weile herum, bis Devil schließlich zu mir geschwommen kam
und Banshee uns nun beide mit ihren herbeigezauberten Wellen zu ertränken
drohte. Doch abrupt hörte sie damit auf, sah sich kurz um und schwamm in
unglaublicher Geschwindigkeit ans Ufer zurück. Ich blickte ihr überrascht
hinterher und sah, wie Marid sich an ihrem Rucksack zu schaffen machte. Sie kam
gerade bei ihm an, als er triumphierend ein Fläschchen in die Luft hielt.
„Na, sieh mal einer
an. Ist es das, was ich denke?“
„Marid, ich warne
dich“, knurrte sie.
„Es ist also
tatsächlich Galtavin-Pulver?“
Banshee wollte sich
auf ihn stürzen und ihm den Flakon entreißen, doch er wich immer wieder grinsend
aus.
„Wie bist du denn
an eine weitere Flasche gekommen?“, fragte er verwundert. „Ich dachte, der
Flakon damals wäre der letzte deiner Eltern gewesen?“
Sie startete einen
erneuten Angriff, woraufhin er zurückwich,
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