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Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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stolperte und das Fläschchen fallen
ließ, das mit einem klirrenden Geräusch auf dem Boden zersplitterte.
      Die beiden blickten
geschockt auf die Scherben. Marid wirkte ehrlich betroffen und stammelte
erschrocken eine Entschuldigung: „Banshee, das tut mir leid, wirklich. Das
wollte ich nicht.“
      „Du …“, begann sie
mit zitternder Stimme. Ich hatte sie noch nie so wütend gesehen. Sie ging
langsam auf ihn zu, hielt die Fäuste geballt und blickte ihn an, als wolle sie
ihn in Stücke reißen.
      „Bitte, es tut mir
leid“, murmelte er weiter und wich langsam vor ihr zurück.
      Sie trat immer
näher, funkelte ihn an, holte zum Schlag aus und rammte ihm mit solcher Wucht
die Faust in den Bauch, dass er ächzend in die Knie sackte. Zu meiner
Verwunderung ließ sie daraufhin jedoch von ihm ab.
      „Du bist es nicht
wert“, knurrte sie böse.
      Doch auch Marids
Verhalten überraschte mich, denn das Ganze schien ihm tatsächlich leidzutun.
Bisher hatte ich ihn immer nur als störend empfunden und vor allem als gefährlich
angesehen. Mir war gar nicht in den Sinn gekommen, dass er auch so etwas wie
ein Gewissen haben könnte. Es war seltsam, dass er so offen ein ehrliches
Gefühl von sich zeigte.
      Banshee war
weiterhin außer sich, doch sie ließ ihn      in Ruhe. Sie bemühte sich
offensichtlich darum, sich zu   beherrschen, immerhin wusste sie, was auf dem
Spiel stand, wenn sie ihn umbrachte. Griff sie ihn an, konnte es unter
Umständen zum Kampf kommen, der vielleicht nicht unentdeckt bleiben würde.
Falls sie ihn dabei auch noch schwer verletzen sollte, würde uns dies nur
weiter aufhalten. Es war also durchaus verständlich, dass sie sich zusammenriss.
      Sie trat zu den
Scherben, setzte sich daneben und betrachtete das auf dem Boden verteilte
Pulver, das sich in Sekundenschnelle auflöste.
      Devil kniete sich
neben sie und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Dieses Bild war so innig, so
unglaublich vertraut …
      „Das werden sie mir
nie verzeihen“, murmelte sie.
      „Dein Vater wird es
dir nicht übelnehmen“, versuchte er, sie zu beruhigen, und zog sie in seine
Arme. „Und was deine Mutter angeht: Ihr kann man doch ohnehin nichts recht
machen.“
      Sie schwieg kurz,
wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln und nickte. Sie erhob sich und
musterte Marid, der noch immer auf dem Boden saß.
      „Sei froh, dass ich
dir nicht deine Innereien herausgerissen habe.“
      Damit wandte sie
sich ab, holte einige Klamotten aus ihrem Rucksack, stieg zurück ins Wasser und
begann, diese zu waschen.
      „Was war das in dem
Flakon?“, fragte ich Devil leise, als er neben mich trat.
      „Galtavin-Pulver.
Damit kann man jede Krankheit und jede Art von Verletzung heilen. Wenn man es
schnell anwendet, ist man sogar in der Lage Tote zu erwecken. Es ist seit langer
Zeit im Familienbesitz von Lex’ Eltern. Ihr Vater hat es ihr geschenkt.“
      Nun verstand ich,
warum sie so zornig war. Dabei fiel mir ein, dass Banshee und Devil in der
Nacht nach meinem Unfall über dieses Pulver gesprochen hatten. Die Dämonin hatte
es mir verabreicht und mich damit wiederbelebt. Ich beobachtete sie, wie sie
emsig ihre Klamotten schrubbte und dabei ihrer Wut Luft machte. Mir war klar,
dass sie mich nicht um meinetwillen gerettet, sondern es für Devil getan hatte,
und dennoch … ich war ihr dankbar.
     
    In den folgenden
Tagen war Banshee weiterhin sauer auf Marid und ignorierte ihn nun noch
deutlicher als ohnehin schon. Wir befanden uns mittlerweile auf einem steinigen
Pfad, der hinauf ins Gebirge führte. Die Pflanzen wurden immer weniger, dafür
nahm das Grau zu. Überall, wohin man auch blickte, nur Fels und Geröll.
      „Ich hab mich doch
schon so oft entschuldigt“, versuchte er es erneut.
      „Lass mich endlich
in Ruhe!“, zischte die Dämonin ihn an.
      Marid wirkte
tatsächlich geknickt. Hatte er wirklich geglaubt, mit einer einfachen
Entschuldigung alles wieder gutmachen zu können?
      „Woher hattest du
das Galtavin-Pulver?“
      Er blickte zu
Devil, der vor uns lief. „Hat er dir es etwa geschenkt?“
      Er erhielt keine
Antwort, was ihn wohl in seiner Annahme zu bestätigen schien.
      „Und wie bist du
daran gekommen, Devil? Hast du es von Kaiser Velmont gestohlen? Er hätte dir
das doch bestimmt niemals freiwillig gegeben?“
      „Glaubst du, ich
bin so dämlich und stehle was von meinem Vater?“, fragte er.
      Marid schüttelte
den Kopf. „Nein, das könntest

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