Versuchung
und streckte mir seine Hand entgegen.
„Du schaffst das“,
hörte ich Marid neben mir sagen. „Er hilft dir und ich bin direkt hinter dir.
Es kann also nichts passieren.“
Er lächelte
aufmunternd und in seinen Augen lag etwas Aufrichtiges. Ich nickte, drückte
mich an die Wand, nahm zitternd Devils Hand und spürte, wie er mich zu sich
zog. Marid folgte mir, und ich atmete erleichtert auf, als wir es endlich geschafft
hatten. Nun wurde der Weg wieder breiter und führte uns um eine Kurve, hinter
der uns ein großes schwarzes Loch aus dem Felsen entgegenklaffte. Eine Höhle.
Marid blieb entsetzt stehen.
„Das ist doch nicht
dein Ernst?!“
„Es geht nicht
anders“, entgegnete Devil.
„Wir werden da drin
alle draufgehen. Du weißt, wie gefährlich der Weg durch diese Höhle ist!“
Ich sah ihn
erschrocken an. „Was erwartet uns denn dort?“ Mir war es lieber, gleich zu
wissen, was auf uns zukam.
„Die Wände und
Gänge verschieben sich ständig. Abgründe tun sich plötzlich auf. Man findet nie
mehr hinaus, ganz zu schweigen von dem Viehzeug, das darin haust.“
Das waren ja tolle
Aussichten …
„Über den Berg zu
gehen, wäre auch nicht ungefährlicher. Wir müssten stellenweise klettern, wobei
das Gestein dort ziemlich porös ist. Außerdem schlägt das Wetter ständig um und
weiter oben ist es eiskalt und voller Schnee.“
Mir war klar, dass
ich das auf keinen Fall schaffen würde. Mussten wir deswegen diese gefährliche
Alternative nehmen?
„So schlimm wird es
schon nicht“, erklärte Banshee. „Aber du kannst natürlich gern den anderen Weg
nehmen, Marid. Tu dir keinen Zwang an.“
„Das hättest du
wohl gerne“, knurrte er. „Keine Sorge, so schnell werdet ihr mich nicht los.“
„Das fürchte ich
leider auch“, sagte sie und schüttelte dabei resigniert den Kopf.
Gemeinsam betraten
wir also die Höhle und gingen langsam immer tiefer hinein. Es war schrecklich kalt
und ein unangenehmer Wind schlug uns entgegen, der einen entsetzlichen Geruch
mit sich trug. Es roch feucht, modrig und nach Verwesung. Unsere Schritte
hallten durch das Gewölbe und wurden als Echo zurückgeworfen. Ich hörte das
Tropfen von Wasser und spürte, wie hin und wieder einzelne davon auf mich
herabfielen. Je weiter wir in die Höhle hineingingen, desto dunkler wurde
es. Und so dauerte es nicht lange, bis ich gar nichts mehr erkennen konnte.
In diesem Moment
rief Devil ein Licht herbei. Es glomm zunächst blau vor ihm auf, wurde dann
gelb und brannte schließlich leuchtend rot.
„Was hast du vor?“,
fragte Marid ihn, als er keine Anstalten machte weiterzugehen.
Kurz darauf vernahm
ich ein seltsames Summen, das zunächst nur ganz leise zu hören war, doch
zunehmend lauter wurde. Zudem bemerkte ich einen kleinen leuchtenden Funken, der
mich an ein Glühwürmchen erinnerte. Er bewegte sich in unsere Richtung, wurde immer
größer und blieb schließlich direkt vor Devil stehen. Dieses seltsame Licht war
jetzt kaum größer als eine Hand und hatte menschliche Konturen. Ich erkannte
Arme, Beine und sogar ein Gesicht. Es war eindeutig eine Frauengestalt, die in
Flammen gehüllt war. Selbst ihre Haare schienen aus Feuer zu bestehen. Ihre
Augen waren schwarz und finster, und dennoch konnte ich auch in ihnen einen
Funken lodern sehen.
„Du hast uns
gerufen?“, fragte die Gestalt mit hoher, piepsiger Stimme.
„Na toll, ein
Flammengeist“, ächzte Marid in sarkastischem Tonfall und verdrehte die Augen.
„Gibst du dich eigentlich mit jedem Ungeziefer ab?!“
Sofort waren
weitere Geister neben ihm, rissen unsanft an seinen Haaren, bissen und kniffen
ihn. Sie schimpften aufgebracht in einer mir fremden Sprache, während sie
Marids Händen auswichen, mit denen dieser sie zu vertreiben versuchte.
„Der Kerl ist
wirklich unfreundlich“, erklärte die kleine Frau.
„Tut euch keinen
Zwang an. Von mir aus könnt ihr so viel an ihm herumzerren, wie ihr wollt“,
meinte Devil.
„Warum hast du uns
gerufen?“, fragte sie weiter.
„Wir müssen ans
andere Ende der Höhle gelangen und ich hatte gehofft, ihr würdet uns dabei
helfen.“
„Und was springt
für uns dabei heraus?!“
Er öffnete seinen Rucksack,
holte etwas heraus und streckte ihr die Hand entgegen.
„Ihr bekommt die
erste Hälfte jetzt, den Rest, wenn wir draußen sind.“
Die Flammenfrau
begann, aufgeregt umherzufliegen. Sie starrte begehrlich auf die
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