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Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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die Sonne schien
vom strahlend blauen Himmel herab. Gerade öffnete sich die Haustür und die
Dämonin trat heraus. Sie ging ein paar Schritte und bemerkte schließlich, wie
jemand auf sie zugeeilt kam. Sie blieb erstaunt stehen und erkannte Marid. Ihre
Miene verfinsterte sich.
      „Willst du wieder
Streit?! Lass mich in Ruhe, okay? Ich treffe mich gleich mit jemandem.“
      Doch Marid machte
nicht den Eindruck, als wäre er besonders streitlustig. Er sah eher mitgenommen
aus und ich konnte sehen, dass er kurz zuvor geweint hatte. Dennoch verdunkelte
sich sein Gesicht, als er ihre Worte hörte.
      „Mit jemandem? Ich
kann mir schon denken, mit wem du dich treffen willst. Wie konntest du uns nur
so einfach seinetwegen fallen lassen?!“
      „Nerv mich nicht!“,
fuhr sie ihn an und schritt an ihm vorbei.
      „Ich bin eigentlich
gekommen, weil wir doch früher beste Freunde waren. Ich hatte gehofft, dass
davon etwas übrig geblieben wäre.“ Seine Stimme veränderte sich, was auch der
Dämonin nicht entging. Sie drehte sich zu ihm um und musterte ihn prüfend.
      Der Schmerz, der
ihm ins Gesicht geschrieben stand, spiegelte sich auch in seiner Stimme wider.
      „Die Kaiserin ist
gestern Nacht zusammen mit ihrem Sohn geflohen.“
      Banshees Blick
versteinerte augenblicklich.
      „Der Kaiser hat
sofort Soldaten hinterhergeschickt, als er ihr Verschwinden bemerkte.“ Seine
Augen füllten sich mit Tränen. „Mein Vater war auch dabei. Er ist tot!“ Seine
Worte entluden sich in einem Schrei. „Warum lässt der Occasus seine Welt im
Stich und bringt auf der Flucht die eigenen Leute um?!“ Er brüllte und sah Banshee
fassungslos an: „Nur wegen ihm ist mein Vater … er war immer ein guter Soldat
und hätte alles für die kaiserliche Familie getan, um sie zu beschützen. Und
nun wurde er ausgerechnet von ihnen umgebracht?!“
      Die Dämonin
schüttelte wie von Sinnen den Kopf. Ihre Augen waren weit aufgerissen, während
sie einige Schritte vor ihm zurückwich.
      „Nein“, sagte sie
unaufhörlich. „Nein! Das ist nicht wahr!“ Sie ballte die Fäuste und Tränen
rannen an ihrem Gesicht herab. „Devil würde mich nie alleine lassen. Wir haben
es uns versprochen. Wir sind immer füreinander da. Er würde mir das niemals
antun!“
      Marid blickte sie zunächst
verständnislos an, doch schließlich schien sich das Puzzle zusammenzusetzen.
Kalter, abgrundtiefer Hass legte sich auf sein Gesicht, als ihm die Bedeutung
ihrer Worte klar wurde.
      „Ich verstehe.
Darum wollte er nie sein Gesicht zeigen und war so vorsichtig.“ Ohne ein
weiteres Wort wandte er sich von ihr ab und ließ sie stehen.
      Banshee brüllte ihm
beinahe wahnsinnig vor Schmerz hinterher: „Du bist ein Lügner! Er würde nicht
verschwinden!“
      Kaum hatte sie die
Worte ausgesprochen, rannte sie auch schon los. Ich ahnte, dass sie vorhatte, die
Wahrheit herauszufinden, und ich wusste, welch großer Schock ihr nun
bevorstand. Ich konnte ihren Schmerz nachempfinden. Für sie war an diesem Tag
eine Welt zusammengebrochen. Mir war es ebenso ergangen, als Devil mich in Morbus
verlassen hatte.
      „Ich zeige dir noch
etwas“, erklärte Alron und sofort war das Bild von Banshees Zuhause
verschwunden. Stattdessen fand ich mich in einem Klassenzimmer wieder. An der
Wand hingen bunte Bilder, die eindeutig von kleinen Kindern gemalt worden
waren. Vor dem Pult stand eine schlanke Frau mit einer dicken, roten Brille auf
der Nase, ganz offensichtlich die Lehrerin, und neben ihr Devil. Er hatte
andere Gesichtszüge, sah weder wie Night noch wie Devil aus. Sein Haar war
dunkelblond und leicht gelockt, doch ich erkannte ihn sofort. Ob es an seiner
Ausstrahlung lag? An seiner Körperhaltung, seinen Gesten? Ich konnte es nicht
genau sagen und dennoch wusste ich, dass ich ihn überall wiedererkennen würde. Ganz
gleich, welche Gestalt er auch annahm.
      Er musste in dieser
Szene etwa zehn Jahre alt sein, doch er wirkte viel erwachsener und vor allem
wesentlich reifer als seine Mitschüler. Er war gut gekleidet und eine seltsame
Aura umgab ihn.
      „Ab heute haben wir
einen neuen Schüler“, begann die Lehrerin und lächelte freundlich. „Möchtest du
dich nicht vorstellen?“, fragte sie ihn.
      Er verzog keine
Miene und erklärte: „Mein Name ist Kai. Ich bin erst vor Kurzem zusammen mit
meiner Mutter hierhergezogen. Zuvor war ich auf der Goethe-Schule.“
      „Dann soll er doch
am besten gleich wieder dorthin zurückgehen“,

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