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Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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das
Fläschchen gewesen, mit dem sie mir zuerst das Leben gerettet und das dann ebenfalls
von Marid zerstört worden war. Sie tat mir leid, denn es musste ihr viel
bedeutet haben …
      Das Haus entfernte
sich immer weiter von Alron und mir und verschwand letztendlich. Das Bild schmolz
zusammen und Schwärze umgab uns. Dennoch konnte ich schemenhaft vereinzelte
Dinge erkennen: ein Fenster, durch das Mondlicht schien, steinerne, kalte Wände
… Dieser Raum kam mir bekannt vor. Schließlich tauchte ein Bett vor mir auf, in
dem Devil lag. Wir befanden uns wohl ein weiteres Mal in seinem Kinderzimmer.
Er schlief tief und fest, als die Tür aufging und eine Gestalt hereinkam. Sie
trug einen Umhang, wirkte unruhig und ängstlich. Immer wieder sah sie sich um,
doch es schien keine Verfolger zu geben. Lilith ließ sich am Bett ihres Sohnes
nieder und strich ihm sanft über die Wange, bis er die Augen aufschlug.
      „Mutter?“, fragte
er verschlafen. „Ist etwas passiert?“
      Sie sah ihn mit
einer Tiefe an, die von unglaublicher Liebe sprach: „Du weißt, dass ich immer
nur dein Bestes will und ich alles für dich tun würde?“
      Er nickte langsam.
      „Ich habe mir dieses
Leben nie für dich gewünscht und lange nach einem Ausweg für uns gesucht. Nun endlich
habe ich ihn gefunden.“
      Er schien nicht
recht zu verstehen, wovon sie sprach, und sah sie verständnislos an.
      „Du weißt
inzwischen, was dein Vater mit dir vorhat?“
      „Ja“, antwortete er
leise und sein Blick verfinsterte sich.
      „Ich werde das
nicht zulassen. Ich werde verhindern, dass du diesen Weg gehen musst und
womöglich so wirst wie er. Ich kümmere mich um alles, doch du musst jetzt erst einmal
schlafen.“
      Sie sah ihn voller
Liebe an strich ihm zärtlich mit den Fingern über die Stirn.
      „Mu…“, begann er
entsetzt, als ihm klar wurde, was sie vorhatte, doch es war zu spät. Der Zauber
wirkte bereits und er schlief sofort ein. Sie nahm Devil in ihre Arme und
flüsterte: „Es wird alles gut.“
      Schnell verließ sie
das Zimmer und trat in den Flur, wo bereits vier Männer auf sie warteten.
      „Keine Sorge, Eure
Hoheit, wir bringen Euch von hier fort“, antwortete einer von ihnen. Sie
versuchte zu lächeln, doch es wirkte angespannt.
      Die Gruppe ging auf
eine steinerne Wand zu. Lilith streckte ihren Arm aus und legte die Hand darauf,
woraufhin die Steine zu schimmern begannen, durchsichtig wurden und sich ein
Gang auftat. Kaum waren sie hindurchgegangen, verfestigte sich die Mauer hinter
ihnen wieder und nichts deutete mehr auf den Weg hin, der dort verborgen lag.
      Im Licht der
Fackeln folgten sie dem schmalen, engen Korridor, bis sie zu einer Tür kamen,
die nach draußen führte. Offenbar waren sie in Basseit angekommen. Ich erkannte
einiges aus vorherigen Szenen der Geistreise wieder.
      Sie sahen sich
prüfend um, doch es schien keine Gefahr zu lauern. Mit schnellen Schritten
rannten sie an den Häusern vorbei, bis sie die vor der Stadt gelegenen Felder
erreichten.
      „Wir haben es fast
geschafft“, erklärte einer der Soldaten. Doch da konnte man das Schlagen von
Hufen hören. Die Gruppe wandte sich erschrocken um.
      „Lauft!“, rief ein
Soldat der Kaiserin zu, die sich bemühte, mit dem Kind auf ihrem Arm zu
entkommen. Die Männer stellten sich den Verfolgern in den Weg und versuchten,
sie aufzuhalten. Ein blutiger Kampf entflammte. Zauber flogen umher, ich hörte
Schreie und das Klirren aufeinandertreffender Klingen. Ein Soldat der
kaiserlichen Armee wurde von einem Zauber getroffen und vom Pferd gerissen. Sofort
war ein weiterer zur Stelle und schlitzte ihm mit seiner Klinge den Bauch auf.
Der Mann schrie so entsetzlich, dass ich den Blick abwenden musste. Alron sah
mein Unbehagen und nahm mich an die Hand.
      „Die Männer, die
Lilith begleitet haben, sind leider alle bei diesem Angriff gestorben. Doch sie
hatten ihr Ziel erreicht.“
      Er sah vor sich auf
den Boden, wo eine steinerne Plattform zu sehen war. Die Kaiserin stellte sich
darauf und seltsam geschwungene Zeichen begannen zu glühen. Eine grün schimmernde
Lichtsäule erhob sich, legte sich um Lilith sowie den in ihren Armen
schlafenden Devil und trug sie davon.
      „Sie sind
entkommen“, erklärte Alron weiter. „Sie lebten zunächst in Morbus, aber das
zeige ich dir später. Zunächst solltest du das hier sehen, um zu verstehen.“
      Kurz darauf
befanden wir uns vor Banshees Haus. Es war ein warmer Morgen und

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