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Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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all
den Jahren an seiner Seite gefühlt haben musste. Ich dachte aber auch an Devil.
Was hatte sein Vater ihm nur antun wollen? Er hatte ihn zu dem machen wollen,
was die Legenden versprachen. Einen kalten, grausamen Krieger. Ich war unsagbar
froh, dass er sein Ziel, ihn abstumpfen zu lassen, nicht erreicht hatte.
        Ich spürte, wie
der Boden unter uns in Bewegung geriet, wie er sich veränderte und sich neu
aufbaute. Die Wände zerflossen und nahmen andere Formen an. Wir befanden uns
nun nicht länger in einem Gebäude, sondern im Freien auf einem Kiesweg. Zu
unserer Rechten lag ein Stück Wald, während ich links von mir in einiger
Entfernung die Häuser einer Stadt erkennen konnte. Weit dahinter streckte sich das
schwarze Schloss empor. Durch seine vielen spitzen Türme und die hohen Mauern
aus glattem, dunklem Stein wirkte es regelrecht unheimlich.
      Plötzlich hörte ich
hinter mir Schritte und wandte mich um. Zusammen mit Alron beobachtete ich, wie
Banshee mit schnellen Schritten den Weg entlangeilte.
      Sie trug eine
lederne Umhängetasche mit sich, die sie vorsichtig, doch schützend an sich
presste.
      „Wie alt ist Banshee
hier?“, fragte ich, um die Geschehnisse einigermaßen einordnen zu können.
      „Zehn Jahre“,
antwortete er. „Allerdings ist dir sicher bereits aufgefallen, dass die
geistige Entwicklung bei Dämonen viel schneller verläuft als bei Hexen und Menschen.
Sie sind ihnen einige Jahre voraus.“
      Plötzlich blieb sie
stehen, verstärkte ihren Griff um die Tasche und seufzte: „Auch das noch …“
      Ich folgte ihrem
Blick und konnte Marid und seine Freunde erkennen. Sie hatten die Dämonin
ebenfalls bemerkt und steuerten geradewegs auf sie zu.
      „Na, Langohr, wo
treibst du dich denn rum?! Musst du heute keine Steine sortieren?“ Der Blick
des Jungen war kalt und unfreundlich, er war ganz offensichtlich auf Streit
aus.
      „Das geht dich wohl
kaum etwas an.“
      Sie wollte an ihnen
vorbeigehen, doch Marid hielt sie am Arm fest. In seinem Blick spiegelten sich die
unterschiedlichsten Gefühle, neben Enttäuschung und Wut konnte ich auch Trauer
ausmachen, und ich glaubte, sogar einen Funken Liebe darin erkennen zu können.
      „Willst du nicht
mit uns kommen? Wir wollen im See schwimmen gehen.“
      „Hey, lad sie nicht
einfach ein. Sie gehört nicht mehr zu uns“, schimpfte der blonde Junge.
      „Die hat doch nie
dazugehört. Sie ist eine Assaija, mit so was gibt man sich am besten gar nicht
erst ab“, fügte der Brünette hinzu.
      Marid achtete nicht
auf die Worte seiner Freunde, sondern wartete weiterhin voller Hoffnung auf
eine Antwort von ihr. Doch sie riss sich kurzerhand los und funkelte ihn böse
an.
      „Lass mich in Ruhe,
klar?! Ich hab schon was vor und würde mich mit euch sowieso nicht abgeben.“
      „Es ist noch nicht
lange her, da waren wir miteinander befreundet und du hast dich sogar sehr
gerne mit uns abgegeben“, knurrte er, wobei nicht zu überhören war, dass ihre
Worte ihn verletzt hatten. Leise zischend fuhr er fort: „Triffst du dich wieder
mit ihm?“
      Seine Wut schien
allmählich die Oberhand zu gewinnen. Er ging hinter ihr her und hielt sie
erneut fest. Er riss an ihrem Arm und drehte sie zu sich um, sodass sie keine
andere Wahl hatte, als ihn anzusehen.
      „Was willst du eigentlich
von ihm? Wer ist er überhaupt? Kommt er aus Basseit? Du kannst uns wegen dieses
Mistkerls doch nicht einfach fallen lassen … wir sind doch Freunde.“
      „Das träumst du
wohl. Ihr habt mich doch nie richtig akzeptiert. Und was ihn betrifft … das
geht dich gar nichts an, verstanden?!“, fuhr sie ihn an und versuchte, sich erneut
loszumachen.
      Noch immer hielt
sie mit einem Arm ihre Tasche schützend an sich. Das schien auch Marid in
diesem Moment aufzufallen, denn mit einer schnellen Bewegung schnappte er sie
sich und zerriss dabei den Schultergurt.
      „Was hast du denn
da Schönes?“, murmelte er, während er den Inhalt durchsuchte. „Muss ja ziemlich
wichtig sein.“
      Banshee schlug
bereits auf ihn ein, doch seine Freunde waren sofort zur Stelle und hielten sie
fest.
      Mit breitem Lächeln
zog Marid ein Fläschchen heraus und hielt es ins Licht. „Was haben wir denn
da?“ Er öffnete den Flakon und hielt ihn sich unter die Nase. „Riecht süßlich
und nach Eisen.“ Er betrachtete die Dämonin und fragte: „Ist das etwa Galtavin-Pulver?“
      „Gib es zurück!“,
schrie sie ungehalten und schaffte es,

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