Versuchung
dir zeigen?“
„Klar.“
Sie sahen beide so
glücklich aus. Ihre Augen glühten und sprühten vor Freude. Diese Bilder
brannten sich in mein Gedächtnis ein, während sie sich langsam auflösten. Erneut
war ich von Schwärze umgeben.
Ich hatte so vieles
erfahren. Wie sollte ich mit diesem Wissen umgehen? Was hatte es verändert?
Alron reichte mir
die Hand.
„Es hat mir sehr
viel Freude gemacht, dich zu führen. Ich hoffe, du kannst mit den neuen
Erkenntnissen etwas anfangen.“
Ich nickte leicht,
während er sich von mir entfernte und sich allmählich mit der Dunkelheit verband.
Ein helles Licht tauchte neben mir auf und wurde immer größer, bis es mich
schließlich einhüllte und mitriss.
Ich schnappte nach
Luft und öffnete die Augen. Marid betrachtete mich unsicher.
„Funktioniert es
nicht? Vielleicht solltest du noch ein bisschen warten.“
Ich hörte erneut den
hellen Glockenschlag, sah zu der großen Turmuhr, die zwischen all den Häusern
emporragte, und stellte fest, dass der Zeiger sich nicht bewegt hatte. Es
konnten lediglich ein paar Sekunden verstrichen sein. Auch die Verkäuferin
starrte mich fragend an. Ich musste mich erst einmal besinnen. Es kam mir vor,
als sei ich Stunden oder gar Tage weg gewesen …
Ich schüttelte den
Kopf.
„Nein, es hat leider
nicht geklappt.“
Ich wusste nicht
genau, warum ich log, doch irgendetwas hielt mich davon ab, Marid die Wahrheit
zu erzählen.
Er lächelte
aufmunternd. „Mach dir nichts draus. Einen Versuch war es jedenfalls wert.“
Wir verabschiedeten
uns von der Händlerin, entfernten uns von ihrem Stand und kehrten ins Getümmel
zurück. Immer wieder blickte ich Marid unsicher an. Jetzt endlich verstand ich,
woher sein Hass auf Devil kam. Zuerst war es nur Eifersucht gewesen, weil er Banshee
an ihn verloren hatte. Doch dann hatte sich daraus blanker Hass entwickelt, da
er Incendium und sich selbst von ihm verraten sah. Er gab ihm die Schuld am Tod
seines Vaters, der der kaiserlichen Familie immer treu gedient und bei Devils
und Liliths Flucht getötet worden war.
„Wie sieht’s aus,
hast du vielleicht Hunger? Hier gibt es wirklich leckere Sachen“, schlug er mit
einem breiten Grinsen auf den Lippen vor.
Ich nickte
nachdenklich. Das alles zwischen Marid und Devil war so unsinnig.
Er ging auf einen Stand
mit Grillspezialitäten zu und stellte sich in die Schlange.
„Die Fleischspieße sind
echt klasse, die musst du einfach probieren“, erklärte er entschlossen.
Ich versuchte zu
lächeln, doch es fiel mir schwer. Ich wurde diese vielen Bilder einfach nicht
los und mir rasten etliche Gedanken durch den Kopf. Es war schwer, sich nach
all dem wieder so schnell in die Realität einzufinden. Ich musste an Devils
Kindheit denken, an seinen grausamen Vater und an Lilith, die alles versucht
hatte, um ihren Sohn zu retten. Wie sie die Nachricht wohl aufgenommen hatte,
dass er freiwillig nach Incendium zurückgekehrt war?
Ich sah mit gedankenversunkenem
Blick in die Menge und nahm plötzlich eine Gestalt wahr. Die Person in dem
schwarzen Umhang kam mir vertraut vor. Es konnte nur Devil sein. Ohne darüber
nachzudenken, rannte ich los. Mir kam es vor, als hätte ich ihn jahrelang nicht
mehr gesehen. Ich bahnte mir den Weg durch die Massen, kam bei ihm an und fiel
ihm in die Arme. Er strich mir sacht durchs Haar und sah mich fragend an.
„Hey, was ist los?
Ist irgendwas passiert?“ Es tat so gut, seine Stimme zu hören. Ich machte mich
langsam von ihm los.
„Nein, nein, alles
in Ordnung. Ich bin nur froh, dich zu sehen.“
Er schien mir nicht
so recht zu glauben und wollte gerade etwas sagen, als Marid zu uns stieß.
„Du hattest es aber
eilig“, stellte er fest und reichte mir einen Fleischspieß. „Hier, lass es dir
schmecken.“
Ich nahm ihn
dankend entgegen, auch wenn mir momentan nicht wirklich nach essen zumute war.
„Wo ist Lex?“,
fragte Devil, nachdem er sich erfolglos nach ihr umgesehen hatte.
„Sie wollte ohne
uns einkaufen gehen “, erklärte Marid.
„Na klasse. Ich hab
sie extra gebeten, dich nicht mit ihm allein zu lassen“, knurrte er leise in
meine Richtung.
„Tja, wir hatten trotzdem
unseren Spaß“, erwiderte Marid grinsend. „Und was ist mit dir? Fertig mit
deinem Geheimauftrag?“
Devil nickte
langsam. „Ja, allerdings.“ Er sah mich an. „Willst du dich noch ein bisschen
umschauen?“
„Ja, warum
Weitere Kostenlose Bücher