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Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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Schulzeit in Necare zurück. Ich war mir sicher, dass er dort
begonnen hatte, sich allmählich sicher zu fühlen, und sich darum auch getraut
hatte, ein wenig mehr von seiner Person preiszugeben.
      Das Bild wandelte
sich erneut, Häuser bauten sich um uns herum auf. Es handelte sich um eine
einfache, aber hübsche Wohngegend. Ich befand mich in einer Einfahrt, in der
eine Menge Kartons standen. Lilith trat zusammen mit ihrem Sohn aus dem Haus
und holte sich eine der vielen Kisten. Es mussten seit der letzten Szene ein
paar Jahre vergangen sein, denn er sah nun aus wie eine jüngere Ausgabe von jenem
Night, den ich kannte. Er bückte sich gerade nach einer Umzugskiste, als seine
Aufmerksamkeit auf eine Bewegung aus dem Nachbarsgarten gelenkt wurde. Dort
stand Sky, der ihn breit angrinste.
      „Hey!“, grüßte er
ihn. „Ihr zieht wohl gerade ein. Mein Name ist Sky.“
      Devil wirkte wenig
erfreut und erwiderte einen kurzen Gruß. „Ich heiße Night.“
      „Hast du Lust, ein
bisschen rüberzukommen? Wir könnten eine Runde Iceless spielen“, schlug er vor
und hielt dabei ein paar Schuhe und einen Iceless-Schläger hoch.
      „Was soll das
sein?“, fragte Devil, wobei leichtes Interesse in seiner Stimme mitschwang.
      „Du kennst Iceless
nicht?! Das ist die beste Sportart der Welt. Komm rüber, ich erklär es dir.“
      Er sah sich kurz
um, zögerte einen Moment, ging dann aber auf die Mauer zu, stützte sich ab und
hob sich hoch. Sky lächelte, reichte ihm die Hand, die er zögernd annahm, und
schwang sich hinüber. Nun lag auch auf seinem Gesicht ein echtes Lächeln.
      So hatten die
beiden sich also kennengelernt. Selbst Devil, der immer versucht hatte,
möglichst niemanden an sich herankommen zu lassen, hatte gegen die offene Art von
Sky keine Chance gehabt.
      „Ich zeige dir noch
eine letzte Erinnerung“, sagte Alron und sogleich tauchte mitten in der
Einfahrt eine eiserne Tür auf, die sich quietschend öffnete. Ich schritt darauf
zu, ging hindurch und fand mich in einem Wald wieder. Die Sonne strahlte durch
die dichten Blätter und tauchte sie in goldenes Licht.
      Wenige Meter vor
mir sah ich Banshee. Sie war erwachsen und mir wurde klar, dass diese
Erinnerung noch nicht sehr lange zurückliegen konnte. Sie trainierte offenbar, ging
immer wieder ähnliche Kampfabfolgen durch und ließ ihr Schwert auf fiktive
Gegner niedersausen. Plötzlich hielt sie inne und wandte sich um. Ich lauschte
in die Tiefe des Waldes, doch vernahm ich nur das Rauschen des Windes. Da
endlich sah ich eine Gestalt in schwarzem Umhang auf die Dämonin zukommen. Banshee
spannte sich an, verzog wütend ihr Gesicht und schrie dem Kerl eine Drohung
entgegen.
      „Wer bist du? Und
was willst du hier? Das ist mein Übungsplatz, also verzieh dich, sonst schneide
ich dich in Streifen!“
      Doch die schwarze Gestalt
setzte ihren Weg unbeirrt fort und lachte. Dieses Lachen war mir sehr vertraut
und ich wusste sofort, dass es Devil war. Banshee schien es ähnlich zu gehen.
Sie zögerte und starrte ihn fassungslos an. Das Schwert glitt ihr aus den
Händen und fiel mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden.
      „Noch genauso
kampflustig wie früher“, stellte er fest und zog die Kapuze aus seinem Gesicht.
      Banshees Augen
weiteten sich vor Freude, nichts hielt sie mehr und sie rannte auf ihn zu. Wie
selbstverständlich warf sie sich in seine Arme, wo er sie auffing und fest umschloss.
  „Ich wusste immer, dass du zurückkommen wirst. Ich habe es die ganze Zeit
gewusst und auf dich gewartet“, flüsterte sie an seiner Brust, während sich
ihre Augen mit Tränen füllten. „Du hast mir so sehr gefehlt.“
      „Du mir auch“,
antwortete er.
      Sie blickte ihm in
die Augen und lächelte. Es spiegelte sich so viel Liebe darin. All die Jahre
schienen ihren Gefühlen keinen Abbruch getan zu haben. Es sah eher so aus, als
seien sie mit der Zeit noch stärker geworden. Ihre Wangen färbten sich rot vor
Verlegenheit und sie machte sich langsam von ihm los.
      „Du siehst gut
aus“, murmelte sie schüchtern und wich seinem Blick aus. Ich musste lächeln. So
kannte ich sie gar nicht. Es musste ein eigenartiges Gefühl sein, denjenigen,
den man liebte, nach so langer Zeit wiederzusehen.
      „Und du bist
richtig hübsch geworden“, hörte ich Devil sagen, während er sie mit einem liebevollen
Lächeln ansah. „Trainierst du gerade?“
      Sie grinste und
nickte. „Ja, ich hab inzwischen viel dazugelernt. Soll ich es

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