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Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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andernfalls hätte er sich
nie in einen Dämon verliebt. Ich denke, die Wahrheit interessierte sie in
diesem Moment ohnehin wenig. Immerhin hatten sie dank seiner Hilfe eine Dämonin
ausfindig gemacht und so kam er letztendlich ungeschoren davon. Was aus ihm
geworden ist, weiß ich nicht.“
      „Und wie ging es
mit deinem Vater weiter?“
      „Er war ein
verarmter Adeliger, ohne jeglichen Besitz oder Geld. Daher beschloss er, sich
der kaiserlichen Armee anzuschließen, wo er recht schnell Karriere machte. Er
stieg immer höher auf, bis zum General. Chamus war ein guter Krieger, wenn auch
nicht sonderlich loyal. Er verfolgte stets vor allem seine eigenen Ziele. Und
die nahmen sehr konkrete Formen an, als eines Nachts eine der Seherinnen aus
dem kaiserlichen Palast zu ihm ins Lager kam. Sie hatte kurz zuvor eine Vision
gehabt, die sie ihm überbringen wollte. Sie erzählte ihm, dass er einst die
Krone tragen würde, mit der Tochter des damaligen Kaisers an seiner Seite. Und
sie konnte ihm noch etwas anderes Entscheidendes mitteilen: dass er der Vater
des Occasus sein würde.“
      Devils Gesicht
wirkte steinern. Es musste ihm schwerfallen, mir all dies zu erzählen.
      „Chamus begann
daraufhin, Pläne zu schmieden, und setzte sie dann nach und nach in die Tat um.
Er zog immer mehr Soldaten auf seine Seite und schließlich kam der Tag, an dem
er sich gegen den Kaiser stellte. Zusammen mit den Truppen griff er den Palast
an und tötete die Wachen, die wohl kaum fassen konnten, dass die eigene Armee
vor ihren Türen stand. Es gelang ihm, in die Gemächer des Kaiserpaares vorzudringen,
wo er die beiden kaltblütig umbrachte. Es wird jedoch nicht automatisch der zum
Nachfolger, der den Kaiser tötet. Nicht einmal die eigenen Kinder folgen
unweigerlich auf den Thron. Es ist vielmehr so, dass man zum Herrscher auserwählt
wird. Immer der stärkste aller Dämonen tritt die kaiserliche Nachfolge an.
Stirbt der aktuelle Herrscher, erscheint auf der Stirn des nächsten ein grünleuchtendes
Zeichen. Es gibt sogar eine spezielle Zeremonie, bei der man schon früh
herausfinden kann, wer der Nächste in der Thronfolge ist. Dabei verwenden sieben
dämonische Priester Magie, die alles andere als angenehm ist. Der Zauber, den
sie dabei sprechen, dringt in den Körper ein, durchsucht jeden Winkel und lässt
schließlich das Zeichen erscheinen, falls man als Nachfolger bestimmt ist.“
      Ich schluckte
schwer. So detailliert, wie er das alles beschrieb, konnte das nur eins
bedeuten.
      „Du hast diesen
Test bereits gemacht.“ Es war keine    Frage, vielmehr eine Feststellung.
      Er nickte. „Ja. Und
so, wie es aussieht, bin ich wohl der Nächste in der Thronfolge. Gleich nach
meiner Rückkehr aus Necare hat Chamus dieses Ritual mit mir durchgeführt. Er
wollte wohl sichergehen, dass sich durch meine lange Abwesenheit nichts an
meiner Stärke verändert hatte.“ Er hielt kurz inne und fuhr schließlich fort: „Jedenfalls
erschien ebendieses Zeichen damals auch auf Chamus Stirn und so wurde er automatisch
zum neuen Herrscher. Nun galt es nur noch, die letzte der Prophezeiungen umzusetzen
… Der ehemalige Kaiser hatte eine Tochter und einen Sohn. Das Mädchen flehte
meinen Vater an, wenigstens das Leben ihres Bruders zu verschonen. Er willigte
unter der Bedingung ein, dass sie ihn ehelichte. Lilith stimmte schweren
Herzens zu.“
      Es musste
schrecklich für sie gewesen sein, den Mann heiraten zu müssen, der am Tod ihrer
Eltern schuld war. Sie musste ihren Bruder wirklich sehr geliebt haben, um
dieses Opfer zu bringen.
      „Ihren Bruder jagte
mein Vater davon und schenkte ihm keinerlei Beachtung. Er glaubte nicht, dass jemals
irgendeine Gefahr von ihm ausgehen könnte. Und tatsächlich hörte man jahrelang nichts
von diesem, doch er zog sich in einen abgelegenen Teil unserer Welt zurück und scharte
dort in all der Zeit zahlreiche Anhänger um sich. Er hat alle Titel verloren, trägt
aber noch immer den Familiennamen des alten Kaisers: Averonn.“
      Ich sah ihn überrascht
an.
      „Averonn ist also dein
Onkel und hinter dir her, um dich zu töten?!“, fragte ich erstaunt.
      „Er versucht, die
Krone zurückzuerobern, und glaubt wohl, er würde unweigerlich auf den Thron
folgen, sobald er nur Chamus und mich vernichtet hat. Hast du von dem Fiores-Kristall
gehört?“
      Ich nickte langsam.
„Ja, auf der Geistreise habe ich ihn gesehen.“
      „Averonn will damit
meine Kraft auf sich übertragen    und

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