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Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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einsehen zu müssen.
      Devil wich gerade
einem Hieb aus, weshalb Marid ins Straucheln geriet und nur haarscharf den
folgenden Schlag abwehren konnte. Immer wieder prallten die Waffen aufeinander,
beide entgingen mehrfach nur knapp einigen tödlichen Angriffen. Als Devil ihn
an der Schulter traf, schrie er auf, taumelte ein paar Schritte rückwärts,
drückte mit der Hand gegen die Wunde und atmete schwer. Während er sein
Gegenüber anschaute, veränderte sich sein Blick. Nackte Wut und blanker Überlebenswille
traten zutage. Er stieß einen Schrei aus, packte das Schwert und raste auf
Devil zu, doch der Schlag ging ins Leere. Allmählich schien ihm bewusst zu
werden, wie schlecht seine Chancen standen. Seine Verletzung blutete stark und
kostete ihn zusätzliche Kraft. Dennoch gab er nicht auf. Wie ein Wahnsinniger stieß
er mit dem Schwert nach seinem Feind, doch der konnte problemlos ausweichen.
      „Es ist gleich zu
Ende“, hörte ich Banshee sagen. „Er hält das nicht mehr lange durch.“
      Mein Magen verknotete
sich stärker und ich spürte Tränen meine Wangen hinablaufen. Ich wusste, dass
sie recht hatte.
      Marids Schlag
verfehlte erneut sein Ziel, dieses Mal fiel er dabei jedoch ein Stück nach
vorne. Blitzschnell holte Devil aus und stieß zu. Das Metall drang in Marids Brust,
er schaute zunächst überrascht, dann sackte er röchelnd auf die Knie. Seine
Augen ruhten auf Devil, Blut strömte aus der Wunde. Ich konnte nicht mehr
atmen, starrte ihn einfach nur an. Diesen Blick würde ich nie vergessen. Er
glühte. Ich konnte all seine Gefühle darin brennen sehen, als er nach vorn
kippte und tot zusammenbrach.
      Ich schloss
entsetzt die Augen und wandte den Blick ab. Ich weinte und konnte nicht
aufhören. Sekunden verstrichen, bis ich Devil sagen hörte: „Ich werde ihn beerdigen.“
      Er hob den leblosen
Körper hoch und trug ihn aus meinem Sichtfeld. Ich war erleichtert, das nicht
auch noch mit ansehen zu müssen, und setzte mich auf den Boden. Banshee stand
neben mir, doch sie sprach kein Wort. Ich wusste, dass es keinen anderen Weg
gegeben hatte, und dennoch war es grauenhaft gewesen. Er hätte nicht sterben
müssen. Warum nur hatte er nicht von diesem Weg weichen wollen?
      Ich umklammerte
meine Knie und versuchte, ruhig zu atmen. Noch immer lag überall der Gestank des
Todes in der Luft. Er brannte mir in der Nase und mein Magen drehte sich.
Dieser Geruch hatte die ganze Zeit an Marid gehaftet. Doch erst jetzt wusste
ich, wieso. Nicht, weil er den Tod bringen würde, sondern, weil festgestanden
hatte, dass er diesem geweiht war. Es war ein Zeichen gewesen, dass er sterben
würde, falls er von seinen Racheplänen nicht Abstand nahm.
    Nun machten auch
Verons Worte Sinn: „Es ist nicht immer das, wonach es zunächst aussieht.“ Ich war
von den falschen Tatsachen ausgegangen und hatte die Vision völlig falsch
gedeutet. Ich erinnerte mich daran, was ich gesehen und gerochen hatte. Marids Gesicht
und der Geruch des Blutes. Die Vision war eingetreten, jedoch anders, als ich
erwartet hatte. Ich dachte an die Zweite, aus der Nacht, bevor wir Laconia
erreicht hatten. Darin war es um Devil gegangen, er war schwer verletzt gewesen
und hatte geblutet. Ich sah seine Augen noch immer vor mir … Sie hatten so
schrecklich ausgesehen. Noch nie hatte ich etwas dermaßen Auswegloses darin
erblickt. Ich dachte an den Schatten, der darin vorgekommen und wie etwas auf
Devil niedergefahren war. Ich sprang auf und keuchte heftig. Sie hatte rein gar
nichts mit Marid zu tun gehabt, was nur einen Schluss zuließ: Sie stand uns
noch bevor!
      In diesem Augenblick
kehrte Devil zurück. Er schaute unsicher zu mir und versuchte wohl zu erkennen,
wie es mir ging und ob sich etwas zwischen uns verändert hatte. Immerhin hatte
ich eben gesehen, wie er Marid brutal getötet hatte. Ich wollte nicht, dass er
auch nur einen kleinen Moment zweifelte, und ging daher entschlossenen Schrittes
auf ihn zu und umarmte ihn. Er schien ebenso verwundert wie Banshee, ließ es
jedoch zu und legte schließlich ebenfalls die Arme um mich.
      „Es tut mir leid,
dass du das mit ansehen musstest.“
      „Mir ist klar, dass
du keine andere Wahl hattest.“
      Solange er nur bei
mir war und es ihm gut ging, war alles in Ordnung. Ich wusste, dass der Anblick
von Marids Tod noch lange an mir zehren und ich vielleicht nie in der Lage sein
würde, ihn zu überwinden. Ich gab Devil jedoch nicht die Schuld dafür. Ich
machte mich langsam

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