Versuchung
Worten
konnte man nur wenig entgegensetzen. Sie lächelte erleichtert, als ihr klar
wurde, dass sie sich anschließen durfte, und versuchte, ein paar Schritte zu
gehen.
„Es ist wohl besser,
wenn ich dich trage. Du bist ziemlich schwer verwundet“, erklärte Devil.
Banshees Augen
wurden immer größer. Ihr Blick wanderte zwischen ihm und mir hin und her.
„Aber was … du weißt
schon?“, zischte sie ihn wütend an und deutete mit dem Kopf auf mich.
„Adriel ist
ebenfalls verletzt. Sie hat sich vor einiger Zeit das Bein gebrochen und es ist
noch immer nicht richtig verheilt“, erklärte er Lenn.
„Oh, du Arme.“
„Du wirst sie wohl
tragen müssen, Lex. So, wie ich dich kenne, willst du ja sicherlich nicht Lenn übernehmen.“
Banshee sah aus,
als würde sie gleich auf einen von uns losgehen, um uns mit ihren Messern
auseinanderzunehmen. Stattdessen kniete sie sich jedoch auf den Boden und
knurrte: „Los, beeil dich.“
Ich ging zögernd
auf sie zu und hielt mich an ihr fest. Devil wiederum nahm Lenn huckepack und
so rannten wir schließlich los.
„Ich hasse diese
saudumme Fürstentochter“, zischte Banshee wütend.
„Das kann ich gut
verstehen“, murmelte ich.
„Du hättest sie mal
früher erleben sollen. Wenn sie nur noch ansatzweise so ist, steht uns jetzt
wirklich eine ganz besonders tolle Zeit bevor.“
Ich wunderte mich
über ihre plötzliche Offenheit, freute mich aber gleichzeitig darüber, dass ich
nun nicht mehr ihr Hassobjekt Nummer eins war.
Ich sah zu Devil, wie
er mit Lenn auf dem Rücken vor uns herrannte, und musste wegsehen. Ich versuchte,
meine Gefühle niederzukämpfen, und dennoch spürte ich in meinem Herzen ununterbrochen
diese scharfen Spitzen.
Kurz vor
Sonnenuntergang hatten wir einen geeigneten Schlafplatz in der Nähe eines
kleinen Flusses gefunden. Lenn war sofort hineingestiegen, um sich zu waschen
und ihre Wunden zu säubern. Jetzt, wo sie nicht mehr vollkommen verdreckt und
blutverschmiert war, konnte man auch erkennen, wie hübsch sie eigentlich war.
Sie hatte eine schlanke, anmutige Figur, langes blondes Haar, das in sanften
Wellen über ihre Schulter fiel, und hellblaue Augen. Auch Banshee betrachtete
sie nun mit noch größerem Argwohn. Sie sprach beim Essen kaum ein Wort und zog
sich schnell zum Schlafen in ihre Decke zurück. Währenddessen saßen wir zu dritt
noch eine Weile am Feuer. Lenn erzählte unermüdlich von verschiedenen Abenteuern,
die sie als Kinder gemeinsam bestanden hatten, und lachte dazu. Wie Banshee bei
diesem Geräuschpegel schlafen konnte?
Auch ich wurde
allmählich müde. Zunächst versuchte ich noch, mein Gähnen zu unterdrücken, doch
dann beschloss ich, mich ebenfalls hinzulegen. Lenns Erzählungen interessierten
mich ohnehin nicht besonders.
„Ich geh dann mal schlafen“,
erklärte ich und erhob mich.
„Oh, ja. Es ist
schon spät“, begann Lenn. „Es ist besser, wenn ich mich auch hinlege.“
Ich wollte mich
gerade in meine Decke wickeln, als Devil neben mir stand.
„Hör mal, ich hab
mir etwas überlegt“, begann er. „Wir kommen allmählich in die Nähe von Averonns
Gebiet. Da wäre es nicht schlecht, wenn du dich selbst noch etwas besser verteidigen
könntest. Ich würde dir darum gerne ein paar Zauber beibringen.“
Ich nickte erfreut.
„Natürlich, das wäre toll.“
Er lächelte. „Gut,
dann fangen wir am besten gleich morgen damit an.“
Am nächsten Tag weckte
er mich schon sehr früh. Die Sonne ging gerade erst auf, als er zu mir trat und
sanft meinen Namen rief. Nachdem wir schnell etwas gefrühstückt hatten, begannen
wir mit dem Training. Lenn und Banshee schliefen noch, was mir ganz recht war.
„Wir sollten mit
den Schutzschilden anfangen“, erklärte er. „Es gibt zwei Stück, den goldenen
und den roten. Der rote ist am effektivsten und schützt vor fast allen Zaubern
und Angriffen. Er ist allerdings nicht ganz einfach. Der Spruch selbst und die zugehörigen
Bewegungsabläufe müssen genau aufeinander abgestimmt werden.“
Er zeigte mir die
vielen Fingerzeichen, die ich mir jedoch nicht alle beim ersten Mal merken
konnte.
„Fangen wir mit den
ersten an“, sagte Devil und zeigte sie mir erneut. Ich versuchte, sie
nachzuahmen, kam jedoch immer wieder durcheinander.
„Du musst die Arme
höher halten“, erklärte er und hob sie so, bis es korrekt war. Ich bemühte mich
wirklich und versuchte auch, mich zu
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