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Versunkene Gräber - Roman

Versunkene Gräber - Roman

Titel: Versunkene Gräber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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immer am Rhein bei der Weinlese geholfen. Er kennt einige Winzer dort, und er hat sich viel abgeguckt. Er ist fest davon überzeugt, dass er hier eine Zukunft gefunden hat.«
    Mein zweifelnder Blick verfing sich in einer halb aus der Wand gerissenen Steckdose.
    »Er hat geschuftet wie ein Irrer. Du solltest den Weinberg mal sehen. In diesem Jahr wollte er durchstarten, gemeinsam mit ein paar anderen Winzern aus der Gegend. Er brauchte nur …«
    Marie-Luise ließ Wasser über Teller und Töpfe laufen. Es prallte irgendwo ab und spritzte auf ihren Oberkörper. Schnell drehte sie den Hahn zu.
    »Was?«, fragte ich. »Was hat er gebraucht? Geld?«
    Sie starrte in das Becken. Plötzlich drehte sie sich um und funkelte mich wütend an. »Du glaubst, er lauert wie ein Raubritter hinter der Biegung auf ahnungslose Heimattouristen, um sie nachts auf den Friedhof zu locken und auszurauben?«
    »Er ist Schwerdtfeger begegnet.«
    »Also ist er schuldig, ja? Und wenn nicht er, dann ich. Raubmord. Bonnie und Clyde in Janekpolana. Ihr habt sie doch nicht mehr alle.«
    »Niemand hat …«
    »Warum sitzt Jacek dann im Knast? Warum soll ich verhaftet werden?«
    »Weil man eure Spuren am Tatort gefunden hat!«, rief ich wütend. »Weil Jacek noch nicht mal die Tatwaffe beseitigt hat! Die Klamotten nicht entsorgt, einfach alles so stehen und liegen gelassen. Er war es. Und du hast ihn dazu angestiftet!«
    Sie griff nach einem Teller und warf ihn an die Wand. Der nächste folgte.
    Ich hob die Arme, um die Splitter abzuwehren. »Hör auf!«, schrie ich.
    Aber sie hörte nicht auf. Sie zertrümmerte das Geschirr und warf auch noch den Topf nach mir. Dabei rief sie: »Das ist nicht wahr! Ihr lügt! Ihr lügt!«
    Bis sie schluchzend zusammenbrach.
    Ich wartete, dann schob ich mit dem Fuß ein paar Scherben weg und setzte mich neben sie.
    »So sieht es die Staatsanwaltschaft. Jaceks Pflichtverteidigerin wird außerdem alles tun, um dir die Schuld in die Schuhe zu schieben.«
    »Meine Schuhe …«, schluchzte sie. »Meine Stiefel! Wenn ich das Schwein erwische!«
    »Du musst untertauchen. Wenigstens so lange, bis ich mit Jacek gesprochen habe. Er weiß, was passiert ist. Bei dir bin ich mir nicht ganz so sicher.«
    »Danke«, schnaubte sie.
    »Was verschweigst du mir?«
    »Nichts!«
    »Zeig mir, wo du geschlafen hast.«
    Die zweite Küchentür führte in ein schmales Treppenhaus. Sie stieg in den ersten Stock. Langsam, auf jeder zweiten Stufe verschnaufend, wie eine alte Frau.
    Das Dachgeschoss hatte nur zwei Räume. Aus irgendeinem Grund beruhigte es mich, dass Jacek und Marie-Luise offenbar getrennte Schlafzimmer hatten. Beim einen stand die Tür offen. Ein ungemachtes Bett, Kleiderhaufen auf dem Boden, die wüste Unordnung eines Junggesellen, der überstürzt das Bett verlassen haben musste, weil die Polizei wohl nicht erst höflich um Einlass gebeten hatte. Das andere Zimmer hatte wahrscheinlich Marek gehört. Die Möbel waren uralt, dunkles Holz, und auf dem abgetretenen Linoleum lag ein Flickenteppich.
    Marie-Luise ging zum Fenster und öffnete es. Ich stellte mich neben sie. Wir waren, von der Straßenseite aus gesehen, auf der rechten Seite des Hauses, direkt gegenüber der kleinen Kapelle. Dahinter begann ein wild überwuchertes Gelände.
    »Das ist der Friedhof.«
    Ich strengte mich an, und nach einiger Zeit konnte ich ein, zwei Steinbrocken ausmachen, wenn ich mich nicht täuschte.
    »Das war mal ein Friedhof, wolltest du sagen.«
    »Es war der Friedhof von Johannishagen. So hieß der Ort früher. Wenn du magst, schauen wir ihn uns nachher an.«
    »Was hast du gesehen? Spukt es dort?«
    Ich spürte, wie sie wieder zu zittern begann. Sie taumelte. Wenn ich sie nicht aufgefangen hätte, wäre sie gefallen. Ich packte sie unter den Armen und zog sie die drei Schritte zum Bett. Dort setzte ich sie vorsichtig auf der Matratze ab, legte sie hin und breitete die Daunendecke über ihr aus.
    »Ich bin so müde«, flüsterte sie.
    »Das ist ja auch kein Wunder. Du solltest ins Krankenhaus.«
    »Nein. Denk noch nicht mal dran. Hier bin ich sicher.«
    Ich hatte meine Zweifel. Sie waren mit Jacek noch nicht durch.
    »Was, wenn die Polizei weitere Fragen an Marek hat und mein Auto sieht? Was, wenn sie dich hier entdecken? Du bist flüchtig, das könnte sich kontraproduktiv auf deine Glaubwürdigkeit auswirken.«
    »Ich bin entführt worden.« Das müde Lächeln um ihre geschwollenen Lippen sollte witzig sein. »Gegen meinen Willen hast du

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