Versunkene Inseln
Informationsgehalt weniger als gering ist.
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So erhob ich mich also, betrat den Raum, blieb stehen und zögerte. Ich starrte auf die rätselhaften, gewölbten Objekte, die im Lichtkegel meines Scheinwerfers auftauchten. Decke, Wände und Boden waren übersät mit kleinen Noppen aus einem weichen, schwarzen Material, einer samtigen Decke, die Kanten abrundete, dem Raum Tiefe verlieh und dem Besucher ein Gefühl der Geborgenheit vermittelte. Ich streifte den Handschuh von den Fingern und berührte die Wand. Sie war kühl und gab unter meiner Hand sanft nach. Als ich weiterging, entdeckte ich einige Buckel und Unregelmäßigkeiten, die sich als Maschinen und Monitore offenbarten, Dinge, die tot und stumm und wie eine feierliche Prozession meinen Weg säumten. Ich schritt einmal durch den ganzen Raum, kehrte dann zu der Luke zurück und starrte von dort aus nachdenklich in die Schwärze, die ich gerade verlassen hatte.
Der Analysesensor des Servos blinzelte und bestätigte damit, daß die Luft atembar und von gefährlichen Verunreinigungen frei war. Ich drehte daraufhin die Ventile der Sauerstoffflaschen zu, legte sowohl Tanks als auch Maske ab und deponierte sie auf dem Boden. Das schwarze Gummi stellte einen eigenartigen Kontrast dar zu dem noch tieferen Dunkel des Bodens, auf dem es lag. Ich berührte die Tanks, spürte ihre beruhigende Solidität und strich dann mit den unbedeckten Händen über das Tor. Es war ebenfalls mit den kleinen Noppen besetzt, doch hier bestanden sie aus einem silberfarbenen Material, und die Buchstaben am Torbogen hoben sich durch Verdickungen im Grau hervor. Mitsuyaga? Und der Rest – Latein? Fecit, fördern, Fabrik, Faktotum – errichten oder bauen? Gebaut also. Mitsuyaga baute … was? Dies hier? Pro, propagieren, protektionieren, Promotor? Produzieren? Mitsuyaga baute (?) bono, Bonus, Benediktion – bene, gut, wohl? Hominis. Das war einfach: Menschheit. Mitsuyaga baute, Wohle der Menschheit. Mitsuyaga baute dies zum Wohle der Menschheit. In Ordnung. Wer zum Teufel war Mitsuyaga?
Ich entdeckte einen weiteren silbernen Fleck, der im schwarzen Belag hinter dem Torbogen eingebettet war. Ich berührte ihn. Er gab unter meiner Hand nach, und es machte laut und deutlich „Klick!“ Doch sonst geschah nichts. Aha, Strom, Elektrizität, irgend etwas, um die schlafenden Maschinen aufzuwecken. Befand sich also irgendein Generator in diesem Gebäude? Oder hing die Stromversorgung von externen Quellen ab? Waren die Maschinen ans städtische Versorgungsnetz angeschlossen gewesen? Ich untersuchte den Fleck, betastete ihn, zerrte daran – und schließlich gab die Abdeckung meinem Ziehen nach und rutschte mir in die Hand. Eine archaische Verdrahtung darunter. Ich hatte Darstellungen von Verdrahtungen während der Zeit vor der Formung gesehen, in Diagrammen, in Büchern, in Benitos Sammlung mechanischer Ungewöhnlichkeiten. Aber ich hatte nie selbst damit arbeiten müssen. Ich zögerte, starrte auf die Drähte, überlegte. Erdung. Dieser hier wahrscheinlich und der dort spannungsführend. Konnte ich etwas erreichen, wenn ich von dieser Stelle aus Strom ins Versorgungssystem leitete?
Ich zuckte abrupt mit den Achseln, winkte den Servo heran und wies ihn an, jeden Draht kurz unter Strom zu setzen. Die Schaltmuster erschienen daraufhin als deutliche weiße Linien auf meinem Bildschirm. Schien ganz einfach zu sein. Ich suchte die richtige Spannung und gab dem Roboter die Anweisung, Elektrizität ins Schaltnetz einzuspeisen. Und nach einigen vergeblichen Versuchen wurde der Raum von einem fast unhörbaren
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