Versunkene Inseln
FORTLAUFEND NUMERIERT, UND DIE GESTALTUNG DIESES RAUMES ENTSPRICHT DIESER EINTEILUNGSSTRUKTUR. WENN SIE BEREIT SIND, DANN BEGINNEN SIE AN DER NÄCHSTEN EINHEIT. VIELEN DANK.
Das Bild auf dem Schirm machte wieder Dunkelheit Platz, und ich grinste sie geringschätzig an. Das Geheimnis, das Mysterium und die Rätsel dieses Gebäudes reduzierten sich also nur auf dieses: Es stellte ein weiteres Glied in einer langen Kette von Versuchen unserer Präformungs-Vorfahren dar, auf so schwierige und komplizierte und verwickelte Art und Weise das zu bewerkstelligen, was Lippencott so mühelos fertiggebracht hatte – die Genstruktur des menschlichen Körpers zu stabilisieren, Unsterblichkeit zu erlangen. Lippencott hatte mit Strahlungen und Chemikalien und Spezialinjektionen Erfolg, andere vor ihm versagten mit einer mystischen, nach innen gerichteten Konzentration des Geistes. Unfug – doch ich war neugierig und wollte herausfinden, in welcher besonderen Form sich dieser Unfug hier darbot. Ich nahm vor dem nächsten schwarzen Buckel Platz, sah, wie sich die Ziffer „1“ in den Wölbnoppen zu formen begann, und legte die Hand auf den silbrigen Fleck. Die schon bekannte Auflistung der Sprachen leuchtete mir entgegen. Ich berührte den Schirm bei dem Wort „Englisch“. Die Liste verschwand und wurde von folgenden Worten ersetzt:
LEGEN SIE SICH BITTE AUF DIE FÜR SIE VORBEREITETE LIEGE.
Ich wandte mich um, erblickte eine flache Erhebung, die aus dem Boden gewachsen war, streckte mich darauf aus und behielt weiterhin den Bildschirm im Auge. Kaum lag mein ganzer Körper auf der Couch, da leuchteten andere Worte auf dem Schirm auf:
BITTE ZIEHEN SIESICH AUS.
Also gut, in Ordnung. Ich stand auf, entkleidete mich und legte mich erneut hin. Die Ränder des Bodenauswuchses glitten sanft in die Höhe, krochen weiter und umschlossen meinen Körper. Nur der Kopf blieb unbedeckt. Ich hatte plötzlich Angst, zerrte an dem Kokon, stemmte mich dagegen, doch mein ganzes Wehren konnte die warme Umarmung des schwarzen Materials nicht lockern. Ich kämpfte weiter dagegen an, dann entspannte ich mich und beruhigte meinen Atem. Der Kokon wurde nun nicht mehr enger und hüllte mich mit sanfter Wärme ein. Ganz ruhig. Entspannen. Falls nötig, konnte ich den Servo zu Hilfe rufen. Das tröstete mich ein wenig, und ich blickte wieder auf den Schirm.
Die Leuchtfläche pulsierte mir entgegen, gleichförmige, dunkelblaue Strudel, die rhythmisch in die Breite wuchsen und wieder schrumpften, ganz regelmäßig. Ich beobachtete sie mit einer gewissen Neugier und wartete darauf, daß sie sich veränderten. Doch das war nicht der Fall. Sie blähten sich auf und fielen in sich zusammen, wurden größer und wieder kleiner. Verwirrend. Doch die Bewegung war irgendwie vertraut, und ich hielt den Atem an, als mir ein plötzlicher Gedanke kam. Das Pulsieren hörte auf – und setzte wieder ein, als ich die Luft pfeifend aus meinen Lungen entweichen ließ. Aha, ein Rückkopplungsmonitor. Ich spielte eine Zeitlang mit ihm, hielt den Atem an, stieß ihn ganz plötzlich wieder aus, keuchte, atmete tief und langsam, und das Bild auf dem Schirm paßte sich immer sofort an.
Ein anderer Farbton mischte sich in das Blau, ein Hauch von Rot, der ebenfalls pulsierte, nur schneller. Mein Herz. Ich atmete wieder gleichmäßig, als ich diese neue Komposition beobachtete und sich die beiden Farben in harmonischer Abstimmung zueinander bewegten. Ich tastete mich in meinen Körper hinein und spürte, wie das Herz schlug und Blut durch die Adern pumpte, wie sich meine Lunge ausdehnte und wieder zusammenzog, das Fauchen und Rauschen der Luft, die sie durchwehte und dort mein Blut mit
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