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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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Er­schöp­fung ei­nes lan­gen Ta­ges, der an­ge­füllt ge­we­sen war mit vie­len Stre­cken­über­prü­fun­gen und da­nach mit wie­der­hol­ten Kon­trol­len der hy­dro­po­ni­schen Sys­te­me der In die Fer­ne. Als ich wie­der ins Zim­mer trat, hat­te Greg Erg wän­de pro­gram­miert, die das Bett um­schlos­sen und vom Rest der Woh­nung iso­lier­ten. Er spiel­te mit ei­nem klei­nen, vi­brie­ren­den Fläsch­chen in sei­ner großen Hand.
    „Was ist das?“ frag­te ich und setz­te mich ne­ben ihn aufs Bett.
    „Et­was, das mir Kai-Yu gab. Es stammt vom Mars, und sie ha­ben sich einen un­über­setz­ba­ren und un­aus­sprech­ba­ren Na­men da­für aus­ge­dacht. An­geb­lich fan­den sie es in ei­ner der Rui­nen, und es soll ei­ne re­li­gi­öse Dro­ge der al­ten Mar­sia­ner ge­we­sen sein. Das glaubst du nicht, eh? Nun, ich ei­gent­lich auch nicht, aber Kai-Yu meint, er ha­be sie ver­sucht, und sie sei gut und nicht ge­fähr­lich. In Ord­nung?“
    Ich nahm ihm das klei­ne Fla­schen aus der Hand und hielt es ge­gen das Licht. Es fühl­te sich kühl an, und die Flüs­sig­keit im In­nern leuch­te­te mit ei­ner Viel­zahl von klei­nen, ein­zel­nen Farb­punk­ten.
    „Warum nicht? Trin­ken wir die Dro­ge, oder was?“
    „Wir trin­ken sie. War­te mal, er sag­te, ein Trop­fen rei­che für ei­ne Stun­de. Zwei Stun­den, eh? Zwei für dich, zwei für mich, und dann schla­fen wir.“
    Ich hol­te zwei Kelch­glä­ser mit Wein aus der en­gen Kü­chen­nis­che, und Greg fand wäh­rend­des­sen ei­ne sau­be­re Pi­pet­te. Er gab in je­des Glas die rich­ti­ge Do­sis, ver­schloß die Phio­le dann wie­der und ver­stau­te sie bei un­se­ren Vor­rä­ten in ei­ner der Spei­che­rein­hei­ten. Wir pros­te­ten uns fei­er­lich zu und tran­ken den Wein.
    Ich ging öf­ters mit Greg auf den Trip: Wir wa­ren nun ein Jahr zu­sam­men, und wäh­rend die­ser Zeit hat­ten wir es uns an­ge­wöhnt, ein- oder zwei­mal im Mo­nat un­se­re Sin­ne zu sti­mu­lie­ren. Im­mer ganz für uns al­lein, und durch un­se­re Nä­he und Ab­ge­schie­den­heit da­bei wur­de die Wir­kung der Dro­gen, die wir nah­men, of­fen­bar ver­stärkt – sie ho­ben nicht nur un­se­re in­ne­re Be­wußt­heit auf ein hö­he­res Ni­veau, son­dern ga­ben auch der Ver­ge­gen­wär­ti­gung des Part­ners ei­ne neue Qua­li­tät. Tur­nus­mä­ßig wech­sel­ten wir die Art un­se­rer Trips: Ein­mal nah­men wir ei­ne vi­su­el­le Dro­ge, das nächs­te Mal ei­ne sen­so­ri­sche und dann ei­ne, die die Zun­ge lös­te, so daß wir stun­den­lang re­de­ten, wäh­rend wir uns auf dem trans­pa­ren­ten Bett an­ein­an­der schmieg­ten. Die­sen letz­ten Ty­pus moch­te ich am we­nigs­ten. Ich ach­te­te noch im­mer sehr dar­auf, das Ge­heim­nis mei­ner Sterb­lich­keit zu wah­ren, und zu die­sem Zweck muß­te ich so­wohl mei­nen Ge­dan­ken als auch mei­ner Zun­ge ei­ne stren­ge Selbst­zen­sur auf­zwin­gen. Das führ­te da­zu, daß ich ein tie­fes Schuld­ge­fühl ent­wi­ckel­te und mir hef­ti­ge Vor­wür­fe mach­te. Doch mir fiel kei­ne Lö­sung für das Pro­blem ein, kei­ne Mög­lich­keit, Greg von mei­nem Al­tern und dem ab­seh­ba­ren Tod zu er­zäh­len, oh­ne da­mit die herr­li­che, zeit­ge­bun­de­ne Lie­be zu zer­stö­ren, die uns ge­mein­sam war.
    Des­halb sag­te ich kein Wort da­von und nahm die Dro­ge so sel­ten wie mög­lich.
    Wir tran­ken die Glä­ser leer und leg­ten uns aufs Bett zu­rück. Ganz au­to­ma­tisch tas­te­ten die Hän­de über den Kör­per des an­de­ren. Lip­pen ver­schmol­zen und lös­ten sich wie­der. Ich schmeck­te die Haut sei­nes Nackens, der Schul­tern, der Brust, der Hüf­ten, und wir schwam­men in der Ek­sta­se ge­gen­sei­ti­ger Lieb­ko­sun­gen und kör­per­li­chen Ver­lan­gens. Als wir uns ver­ei­nig­ten, ritt ich auf ihm, hoch auf­ge­rich­tet, und ich be­ob­ach­te­te das sich wan­deln­de Glän­zen in sei­nen Au­gen oder sah dort­hin hin­ab, wo un­se­re Kör­per ver­schmol­zen. Und wie­der er­staun­te es mich, wel­che per­fek­te Ab­stim­mung auf­ein­an­der wir stän­dig zu er­zie­len schie­nen. Wir wa­ren so mit­ein­an­der be­schäf­tigt, daß wir es erst gar nicht be­merk­ten, als die Wir­kung der Dro­ge

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