Versunkene Inseln
erwecken Hände zum Leben, die auf meinem verfallenen Körper ruhen, starke Hände, von der Kraft und Wärme der Jugend erfüllt. Sie bewegen sich, um mich zu packen, hochzuheben und fortzuschaffen. Wo wollen sie mich deponieren? Wohin wollen sie mich fortschaffen? Ins Verwertungssystem. In die stille und entsetzliche Kühle der Leichenhalle, in einen Zoo, in einen Zoo. Ich schreie. Ich schreie, bis das Universum plötzlich einen schmerzlichen Kollaps erleidet. Die Sonnen erlöschen, und ich bleibe allein zurück in der unendlichen Schwärze.
Plötzlich kam ich wieder zu mir, und als ich die Augen aufschlug, schrie Greg meinen Namen und drehte mich in den Armen herum, so daß mein Gesicht ihm zugewandt war.
Er hielt mich ganz fest, seine Hände wie Schraubstöcke, und sein Gesichtsausdruck war angespannt und besorgt. Ich kämpfte mich aus seiner Umklammerung frei, schwankte durchs Zimmer und schaltete den Reflexionsschirm ein. Mein Spiegelbild sprang mir entgegen – ein schlanker Körper, wohlproportioniert, fest und geschmeidig. Nur die starre Leere in den Augen erinnerte mich an das, was ich zuvor gewesen war. Wie ich sein würde. Greg nahm mich in die Arme, als ich gegen den Schirm taumelte. Er wiegte mich hin und her und trug mich zum Bett zurück.
„Tia, Liebste, Tia, ist mit dir jetzt wieder alles in Ordnung? Bist du wieder bei Sinnen, Tia? Ja?“
Liebe und Kraft, Wärme und Geborgenheit. Ich sprang heraus aus dieser Sphäre der Behaglichkeit, lehnte mich mit dem Rücken an die gegenüberliegende Wand und sah ihn an. Er saß auf dem Bett, eingehüllt von dem matten Blau des Kraftfeldes, und er machte einen verwirrten Eindruck.
„Ich werde sterben“, flüsterte ich, und dann noch einmal, lauter: „Ich werde sterben, Greg.“
„Aber Liebste, letztendlich werden wir alle sterben, auf die ein oder andere Weise. Komm zurück ins Bett.“
„Nein, du verstehst nicht. Ich werde sterben. Erst altere ich, bekomme Falten und Runzeln und werde häßlich, und dann schließlich sterbe ich.“
„Nein, das verstehe ich wirklich nicht. Tia, was ist los? Bist du noch immer auf dem Trip?“ Er warf einen Blick auf das Chronometer an der Wand.
„Nein, Greg, mein Liebling, hör mir zu. Sie haben nicht funktioniert. Die Behandlungen funktionieren nicht bei mir, überhaupt nicht …“
„Das glaube ich nicht. Du bist noch immer nicht ganz bei dir. Es ist meine Schuld, ich habe dir eine zu große Dosis gegeben. Komm, leg dich hin und schlaf; es ist bald vorbei.“ Er lächelte, nach wie vor besorgt, und breitete die Arme für mich aus.
Das Komterminal, hier, direkt neben mir. Es gelang mir, das Zittern meiner Hände lange genug zu unterbinden, um die Codenummer einzugeben, die die über mich im Behandlungszentrum gespeicherten Daten freigab, sammelte die Ausdrucke ein und reichte sie Greg.
„Hier. Lies das.“
„Nein. Tia, es ist schon spät. Schlafen wir, das hier geht vorbei, komm jetzt.“ Er nahm mir die Blätter aus der Hand und legte sie auf den Boden, ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen. Dann trug er mich erneut ins Bett und drückte mich fest an sich. Seine Weigerung, einen Gedanken an meine Sterblichkeit zu verschwenden, erschien mir als die grausamste Ironie, die ich bisher erlebt hatte. Und ich lag still in seiner Umarmung, besiegt.
Die Zeit verging. Und als er glaubte, ich sei eingeschlafen, stand er auf, nahm die Papiere zur Hand und las sie in dem matten Schimmer der einen Glühkugel durch. Die Blätter raschelten leise, als er sie eines nach dem anderen studierte und dann fallen ließ. Schließlich kehrte er ins Bett zurück, nahm mich wieder in die Arme und wiegte uns beide. Dort, wo sein Gesicht meinen Hals berührte, spürte ich ein paar überraschende Tropfen Feuchtigkeit.
Als er schlief und gleichmäßig und geräuschvoll atmete,
Weitere Kostenlose Bücher