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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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Munition mitnehmen, deshalb durchsuchte er die Packungen und versuchte, die passende zu finden. Aber es war ein ziemliches Durcheinander. Er nahm einem der Jungen einen Munitionsgurt ab und sammelte bei dem anderen ein paar Patronen ein, die er in seinem Shirt unterbrachte. Er musste jetzt schnell verschwinden.
    Auch wenn die Versuchung da war, noch zu bleiben und die restliche Munition einzusammeln… Einer plötzlichen Eingebung folgend ergriff Ghost die restlichen Gewehre und warf sie aus dem Fenster. Die Munition, die er nicht tragen konnte, und das Funkgerät schleuderte er hinterher. Alles landete unten im Kanal.
    Erst dann flüchtete er. Er lief zwei Stockwerke hinunter, und dieses Mal retteten die Waschbären ihn, weil sie die Treppe hinaufliefen, gefolgt von den Gotteskämpfern. Ghost blieb noch genug Zeit, sich zu verstecken. Er schlich durch Korridore voller Abfall, in denen sich Mäuse, Ratten und Waschbären tummelten, und versuchte, sich dabei zu merken, wo er langgegangen war. Er stieg eine Treppe hinunter und dann noch eine und noch eine, bis er das Wasser erreicht hatte.
    Sein altes Ich, Mouse, wäre einfach in den Kanal hinausgeschwommen, aber Ghost schaute sich erst einmal vorsichtig um.
    Ãœberall waren Jungen mit Gewehren, doch jetzt besaß er auch ein Gewehr, und damit sah die Lage schon ganz anders aus. Sein Leben lang hatte er Frösche, Schlangen und Flusskrebse gejagt, und die Gotteskämpfer konnte man getrost mit Schlangen vergleichen. Er ließ den Blick über den Kanal und die Gebäude gleiten und suchte nach Heckenschützen. Dann sah er seine Truppe, die sich langsam aus der Gefahrenzone zurückzog und dabei von einer Deckung in die nächste überwechselte. Van entdeckte ihn im Wasser, und Ghost schwamm los, in dem sicheren Wissen, dass seine Jungs ihm den Rücken decken würden.
    Tropfend kletterte er aus dem Kanal, das erbeutete Gewehr hoch über dem Kopf erhoben und die Taschen voller Munition. Er wusste nicht, ob die Munition etwas taugte, aber zumindest gehörte sie jetzt nicht mehr der Gottesarmee.
    Das 999er eröffnete wieder das Feuer, aber die Hundetruppe hatte die Gefahrenzone hinter sich gelassen.
    Ocho sah ihn an. » Wo ist Pook? «
    Ghost deutete zu dem Gebäude hoch.
    Â» Tot? «
    Â» Ja. Hat eine Kugel ins Gesicht bekommen. «
    Â» Dann schließt du dich jetzt TamTam und Stork an. « Ocho gab den Soldaten ein Zeichen. » Hey, Stork! Pook ist tot. Ghost gehört jetzt zu euch. «
    Es waren zwei Jungen, mit denen Ghost noch nicht zusammengearbeitet hatte. Einer von ihnen war ein kleiner Läusefresser mit den Augen eines Verstoßenen und einer gebrochenen Nase: TamTam. Der andere war dunkelhäutig, großgewachsen, schlaksig und schon etwas älter. Umso besser. Es hieß, dass Stork schon Erfahrung hatte und ihn vielleicht nicht das Leben kosten würde.
    Stork musterte ihn. » Das mit dem 999er hast du gut hinbekommen. « Er hielt inne und betrachtete mit gierigem Blick das Gewehr, das Ghost mitgebracht hatte. » Schickes Gewehr. «
    Ghost hielt die Waffe misstrauisch umklammert. Er wusste, was als Nächstes kommen würde.
    Â» TamTam hat keine Waffe « , sagte Stork.
    Â» Und? «
    Â» Er hat einen höheren Rang als du. «
    Ghost starrte Stork nur an. Er blinzelte nicht und zeigte auch keine Furcht. » Wenn er ein Gewehr will, muss er sich wohl eines suchen. «
    Einen Moment lang sah es so aus, als würde Stork wütend werden, aber dann grinste er bloß und schüttelte den Kopf.
    Â» Ja. Sieht so aus. «

3 1
    Die Morgendämmerung brach still und drückend über Moss Landing herein. Es regnete, und alles war nass und schlammig.
    Das Städtchen sah beinahe genauso schlimm aus wie Banyan Town, nachdem die VPF alles niedergebrannt hatte. Überall lagen Soldaten herum, die nach den Exzessen der letzten Nacht ihren Rausch ausschliefen. Man hätte sie für tot halten können, hätten sie nicht noch geatmet.
    Mahlia stieg über die Schlafenden hinweg. Im grauen Licht des verregneten Morgens wirkte Moss Landing weniger bedrohlich. Niemand hatte Lust, vor die Tür zu gehen und Ärger zu machen. Irgendwo schrie jemand, aber die Stimme war weit entfernt. Jemand anders sang ein altes Kinderlied über das Soldatenleben.
    Im Hafen war es ruhig. Regentropfen fielen auf den Potomac River und erzeugten kleine Ringe auf der Oberfläche. Schlammiges

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