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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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Xinhua Industrial. Es spielt keine Rolle. Die letzten Reste dieser Stadt gibt ’s im Ausverkauf, und die Gottesarmee wird auf den Schädeln ihrer Feinde tanzen. «
    Â» Wie kommst du darauf? «
    Tool lächelte. » Ich mag nicht viel über die Menschen wissen, aber mit Krieg kenne ich mich aus. Der Krieg muss ständig mit Munition, Waffen und Sprengstoffen gefüttert werden. Und die sind nicht billig. Das Einzige, was die Kriegsherren zu bieten haben, ist diese Ruine von einer Stadt. Ich bezweifle, dass sie sich überhaupt noch daran erinnern, wie die Kämpfe begonnen haben. Jetzt sind sie nur noch darauf aus, ihr Gebiet zu vergrößern. Damit sie ein bisschen mehr Schrott verkaufen können, um sich mit dem Geld neue Munition zu besorgen. «
    Mahlia dachte nach. » Die kaufen also Dinge von außerhalb? «
    Â» Sie besitzen weder die Intelligenz noch die Möglichkeiten, ihre eigene Ausrüstung herzustellen. Sie werden alle von Geldgebern finanziert, die auf Profite hoffen. «
    Â» Und diese Geldgeber « , sagte sie. » Lawson & Carlson oder wer auch immer. Würden die auch Zeug von anderen Leuten kaufen, also nicht nur von den Soldaten? «
    Â» Worauf willst du hinaus? «
    Käufer. Mahlia versuchte, ihre Aufregung zu bezähmen. Es gab immer noch Käufer. Genau wie damals, als sie noch klein gewesen war und ihre Mutter reiche Leute gefunden hatte, die nach Antiquitäten suchten. Käufer.
    Sie bedeutete Tool, ihr zu folgen, und führte ihn eine staubige Treppe hinunter.
    Â» Du darfst es keinem verraten « , sagte sie im Flüsterton. Dasselbe hatte Mahlias Mutter damals zu ihr gesagt, als Mahlia sie das erste Mal aus ihrem Versteck hatte kommen sehen.
    Mahlia erreichte das Stockwerk unmittelbar über den Kanälen. Sie warf einen Blick in den Flur. Er war verlassen. Niemand war zu sehen. Sie fuhr mit den Fingern über eine Wand– auf der Suche nach dem verborgenen Riegel– und drückte fest dagegen. Der Riegel klemmte.
    Tool streckte die Hand aus. Er lehnte sich gegen die Wand, und sie hörte ein Klicken. Ein Teil der Wand öffnete sich. Tool legte den Kopf schief. » Eine Geheimtür? «
    Â» Meine Mutter hat sie einbauen lassen. Es war die Idee meines Vaters gewesen. Er hat ein paar Leute bestochen. Du wirst schon sehen. «
    Mahlia winkte Tool. Hinter der Geheimtür befand sich das Lagerhaus. Es war riesig– größer als zwei Wohnungen zusammengenommen. Drinnen war es dunkel. Das einzige Licht drang durch ein paar vergitterte Schlitze unter der Decke herein. Die waren ziemlich unauffällig. Es lohnte kaum, sie genauer zu untersuchen. Und da es zu diesem Teil des Gebäudes keinen Zugang gegeben hatte, war er auch unentdeckt geblieben, während alle anderen Wohnungen geplündert worden waren.
    Mahlia versuchte, in der Dunkelheit etwas zu erkennen– sie war von Schätzen umgeben. Sie existierten also immer noch. Es waren nicht nur irgendwelche Träume aus ihrer Kindheit gewesen.
    Es gab sie wirklich.
    Ã–lgemälde mit vergoldeten Rahmen. Marmorbüsten alter Männer und Frauen. Antike Musketen. Eine zerlumpte Flagge mit einem Kreis weißer Sterne auf blauem Untergrund und rotweißen Streifen. Ein Marmorkopf, fast so groß wie Mahlia und mit Rissen durchzogen. Er war von irgendeinem vergessenen Monument abgeschlagen und mit einem Frachtkahn zu dem geheimen Versteck transportiert worden, bis sich ein Käufer dafür finden würde. Alte, mottenzerfressene Bücher. Zusammengerollte und zerrissene Dokumente. Manuskripte. Jede Menge Plunder aus dem Zeitalter der Beschleunigung.
    Mahlias Mutter hatte sich mit Geschichte ausgekannt. Außerdem hatte sie ein Gespür dafür gehabt, was ausländische Käufer interessieren könnte. Und die Sachen waren alle noch hier. Völlig unberührt. Die wertvollen Gegenstände, von denen ihre Mutter geglaubt hatte, dass der Vater ihrer Tochter sie niemals im Stich lassen würde.
    Tool hob eine graue Uniform eines längst vergessenen Soldaten hoch und hielt sie ins Licht. Dann legte er sie vorsichtig wieder zurück. Staub wirbelte auf. Er nahm eine alte Muskete und sah durch die Zielvorrichtung.
    Â» Und? « , fragte Mahlia.
    Tool sah sie verständnislos an.
    Â» Meinst du, wir können das verkaufen? « , fragte Mahlia. » Denkst du, damit können wir hier rauskommen? Einen Käufer finden und das Zeug aus der

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