Versunkene Staedte
Friedenswächter benutzt haben? âºAuge um Auge macht die ganze Welt blind.â¹ Oder etwas in der Art? «
Hinter Mahlia kicherte jemand. Die anderen Soldaten sahen zu und warteten darauf, was Soa als Nächstes tun würde.
» Und? « , fragte Soa. » Hast du einen Slogan? Ich warte. «
Sie wusste, wovon er sprach. In ihrer Kindheit waren die Slogans allgegenwärtig gewesen. Sie hatten überall an den Häuserwänden gestanden. Die Friedenswächter hatten die Stadtbewohner dafür bezahlt, sie dort anzubringen, um sich damit ein bisschen Wohlwollen zu erkaufen und die Leute dazu zu bringen, über ihre Lage nachzudenken. Aber die Bilder und Sprüche waren stets mit den Flaggen und Emblemen der Kriegsherren übermalt worden, und irgendwann hatten die Friedenswächter aufgegeben.
Mahlia räusperte sich und suchte nach einem Slogan, der Soa nicht wütend machen würde.
» âºLeg die Waffe aus der Hand und bestelle dein Landâ¹? «
» Ist das eine Frage? «
Mahlia schüttelte den Kopf. » âºLeg die Waffe aus der Hand und bestelle dein Land⹠« , wiederholte sie diesmal mit fester Stimme.
Soa grinste mit wildem Blick. » Oh, ja. Daran erinnere ich mich. Das war ein guter Spruch. Die Friedenswächter gaben einem Reis, Getreide und Sojabohnen, wenn man ihnen eine Waffe brachte. Damals habe ich eine alte .22 gegen einen Sack Reis eingetauscht. Der Abzug war völlig eingerostet, aber die Blödmänner haben mir den Reis trotzdem gegeben. «
» Ich hab damals eine .45 eingetauscht. Waren nicht mal Kugeln drin « , sagte ein anderer.
» Was gabâs da noch für Sprüche? « , fragte Soa die Gruppe. » Die Kleine hier kann sich nicht mehr so richtig erinnern. «
» âºWenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die linke hin⹠« , sagte jemand.
» âºSchwerter zu Pflugscharenâ¹! «
» âºNur Tiere zerfleischen sich gegenseitigâ¹! «
Die Soldaten zählten einen Slogan nach dem anderen auf und schüttelten sich dabei vor Lachen. All die guten Absichten der Friedenswächter, all die Sprüche wider die Gewalt waren für sie ein einziger groÃer Witz.
Als das Gelächter abgeebbt war, schaute Soa Mahlia in die Augen. » Ihr Friedenswächter habt uns für dumm gehalten. Ihr dachtet, wir würden einfach irgendwelchen Ausländern die Macht übergeben und uns versklaven lassen. Aber wir haben euch von Anfang an durchschaut. Wir geben nicht auf, wir kämpfen für unser Land. « Wieder tauchte er die Hand in das Blut und schmierte es Mahlia ins Gesicht. » Wenn wir bluten « , fuhr Soa fort, » dann sagst du: danke schön! «
Mahlia gab sich alle Mühe, reglos zu bleiben, aber Soa machte einfach immer weiter. » Gefällt dir das, Kleine? Hm? Gefällt dir das? Bist zu gut für uns, was, Friedenswächterin? «
» Das reicht, Soldat. «
Zu Mahlias Ãberraschung hörte Soa tatsächlich auf. Sie blinzelte das Blut aus den Augen.
Von seinem Krankenbett aus winkte Sergeant Ocho Soa fort. » Reg dich doch nicht so auf wegen einer Kriegsmade, Soldat, das ist es nicht wert. «
» Ich reg mich gar nicht auf. Ich erteile ihr lediglich eine Lektion. «
Die Stimme des Sergeanten klang leicht belustigt, aber trotzdem fest, als er sagte: » Ich glaube, sie hatâs kapiert. «
Soa wollte widersprechen, sah dann jedoch Mahlia an und verzog angewidert das Gesicht. » Jetzt auf jeden Fall. «
» Richtig, Gefreiter. Sie hatâs kapiert. « Sergeant Ocho winkte ihn fort. » Geh Gutty fragen, ob die Ziege bald fertig ist. Riecht ja schon ganz gut. «
Tatsächlich lieà Soa Mahlia los und ging zum Feuer davon.
Ocho sah ihm nach und nickte dann Mahlia zu. » Geh dich waschen und dann mach auch unsere Toten sauber. Sie müssen noch die Sterbesakramente bekommen. « Er schaute sie ernst an. » Und pass auf, dass man dir deine Gedanken nicht so deutlich ansieht. Soa sucht nur nach einer Entschuldigung, um das Messer zu zücken. Ich werde dir nicht ein zweites Mal den Arsch retten. «
Mahlia starrte den Sergeanten an und versuchte herauszufinden, woran sie bei ihm war. Er war kein Gutmensch, aber er war auch nicht verrückt. Er lechzte nicht nach Blut wie Soa oder der Leutnant. Das hieà jedoch nicht, dass er nett war.
Sie holte sich einen neuen Eimer Wasser und wusch
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