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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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Mädchen hat dich aufgegeben. Deine Art hat nie viel getaugt. Ihr tut immer das Gegenteil von dem, was richtig wäre. Bringt euch ohne Sinn und Verstand gegenseitig um. Die Menschen sind… « , Schmerz durchzuckte ihn, und er stöhnte auf, » …schlimmer als Hyänen. Kein Stäubchen Rost wert. «
    Â» Sie wird wiederkommen! « , sagte der Junge noch einmal, aber seine Stimme klang verzweifelt.
    Â» Wie lange kann es höchstens dauern, bis sie beim Haus dieses Arztes angekommen und wieder zurückgekehrt ist? « , fragte Tool. » Einen halben Tag? Zwei? « Er zog den Jungen zu sich heran.
    Â» Warum lässt du mich nicht gehen? « Der Junge wehrte sich– die Kraft einer Mücke gegen die eines Riesen. » Was macht es für einen Unterschied? Du bist doch sowieso tot. Es ist nicht meine Schuld. Ich habe dir nichts getan. «
    Tool antwortete nicht, sondern versenkte den Jungen langsam in den Tiefen des Sumpfes. Seine Kraft verließ ihn, strömte aus ihm hinaus wie Wasser durch einen gebrochenen Damm, aber hierfür reichte sie noch. Soll das Mädchen ruhig sehen, was sie davon hat. Das ist die gerechte Strafe für ihren Verrat. Wenn das fünfte Regiment verraten wird, hagelt es Vergeltung. Der General und die Ausbilder flüsterten in Tools Ohr und spornten ihn an weiterzumachen.
    Der Junge strampelte und weinte. Ein winziges Bündel aus Haut und Knochen mit Sommersprossen und rotem Haar. Ein weiterer Mensch, der zu einem Scheusal heranwachsen würde.
    Â» Bitte « , flüsterte der Junge. » Lass mich gehen. «
    Wieder bettelte er um Gnade. Typisch Mensch. Immer bereit auszuteilen, aber nichts einstecken können. Und am Ende um Gnade winseln.
    Â» Bitte. «
    Erbärmlich.

1 3
    Â» Mouse? «
    Mahlia tastete sich vorsichtig in den Sumpf vor. Sie hatte eine ganze Nacht und einen halben Tag gebraucht, um hierher zurückzukehren. Als Erstes, um den Arzt zu finden, ohne dabei von den vielen Patrouillen erwischt zu werden, die Leutnant Sayle losgeschickt hatte, um sie zu suchen. Und dann hatte sie diesen abgelegenen Ort mit den moosbewachsenen Bäumen und brackigen grünen Tümpeln wiederfinden müssen.
    Moskitos summten nahe an ihren Ohren, aber sonst bewegte sich nichts. Alles war still.
    Â» Mouse? «
    Â» Siehst du ihn? « , fragte der Arzt.
    Waren sie am richtigen Ort? Mahlia war sich nicht ganz sicher.
    Aber doch, dort drüben lag der Alligator.
    Â» Wir sind richtig! « Sie lief auf das tote Reptil zu.
    Â» Warte! « , rief der Arzt, aber Mahlia stürmte einfach weiter.
    Â» Mouse! «
    Sie blieb stehen und ließ den Blick über den Sumpf schweifen. Sie hatte zu lange gebraucht. Zu lange, um zu fliehen und wieder hierher zurückzufinden. Sie war den Tränen nahe.
    Â» Mouse? «
    Dass sie die Patrouillen des Leutnants im Dschungel hatte umgehen müssen, hatte sie noch zusätzlich Zeit gekostet. Und jetzt war es zu spät.
    Wo war der Halbmensch? Der hätte doch zumindest noch hier sein müssen.
    Â» Mahlia… « , sagte der Arzt mit zögernder Stimme.
    Sie drehte sich um und folgte seinem Blick.
    Eine schmale Gestalt schwamm mit ausgebreiteten Armen im Wasser. Rote Haare fächerten sich um ihren Kopf auf. Sie schwamm in dem smaragdgrünen Tümpel, ohne sich zu bewegen.
    Â» Bitte, ihr Parzen. Barmherzige Jungfrau Kali. Oh, nein! «
    Mahlia watete durch das Wasser zu Mouse hinüber und riss ihn verzweifelt herum. Man konnte Ertrunkene wieder zum Leben erwecken, sie wieder zum Atmen bringen. Sie konnte ihn bestimmt noch retten. Der Arzt verstand sein Handwerk.
    Aber sie wusste, dass das nur die albernen Gebete einer Läusefresserin waren. Wünsche, die niemals in Erfüllung gehen würden.
    Mouses Kopf tauchte aus dem Wasser auf, und plötzlich spuckte er ihr einen Schwall Schlamm ins Gesicht.
    Mit einem Aufschrei sprang Mahlia zurück. Die Geschichten ihrer Mutter kamen ihr in den Sinn, von Kriegstoten, die wieder zum Leben erwachen. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Aber Mouse stand vor ihr und brach in Gelächter aus, und da begriff sie endlich, dass er nicht tot war.
    Der verdammte Läusefresser lachte.
    Mahlia packte ihn und drückte ihn an sich, und Mouses Haut war angenehm warm. Er lachte immer noch. Mahlia schluchzte erleichtert und versetzte Mouse dann eine Backpfeife.
    Â» Aua! «
    Â» Du verfluchte Made! Hast du mir etwa was

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