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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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vorgespielt? « Sie tauchte ihn kurz unter Wasser. » Dafür werde ich dich umbringen. «
    Mouse lachte und versuchte, sich aus ihrem Griff zu befreien. Tränen verschleierten Mahlias Blick. Sie lachte und weinte zugleich, hasste und liebte ihn. Und all das Grauen, das sich in ihr aufgestaut hatte, kam mit einem Mal an die Oberfläche.
    Â» Du verdammte Made! « Sie umarmte ihn erneut. » Mach das nicht noch mal! Ich kann dich nicht verlieren. Ich darf dich nicht verlieren. « Sie wusste, dass es die Wahrheit war. Sie hatte schon zu viele Menschen verloren. Sie konnte es einfach nicht mehr ertragen. Ihr altes Leben war ihr vollständig genommen worden. Nun hatte sie nur noch Mouse.
    Mouse war unantastbar. Die Parzen wachten über ihn. Die Soldaten sahen ihn nicht. Kugeln konnten ihm nichts anhaben. Er fand immer genug zu essen. Mouse war ein Überlebenskünstler. Er durfte einfach nicht sterben. Und mit Schrecken stellte Mahlia fest, dass sie alles dafür tun würde, um ihn zu beschützen.
    Â» Verflucht, Mahlia « , sagte Mouse. » Ich glaube, du würdest mich wirklich vermissen, wenn ich ins Gras beißen würde. « Er lachte immer noch. Er versuchte, sie abzuschütteln, und dann prügelte er mit den Fäusten auf sie ein.
    Â» Du warst zu spät! « , schrie er, während er immer wieder gegen ihre Brust schlug. Schließlich begann er zu weinen. Sein schmaler Körper wurde von Schluchzern erschüttert.
    Â» Du warst zu spät. «

1 4
    Es dauerte eine Weile , bis Mouse sich wieder so weit beruhigt hatte, dass er ihnen erzählen konnte, was geschehen war. Und sie berichteten ihm im Gegenzug von ihren Erlebnissen mit den Soldaten der VPF . Der Halbmensch lag auf einer kleinen Erhöhung im Tümpel, zwischen den Wurzeln der Banyanbäume, und er sah aus wie ein toter Troll aus einem Märchen.
    Mouse kauerte am Ufer des Tümpels und sah zur Leiche des Geschöpfs hinüber. Er wischte sich das rote Haar aus der Stirn.
    Â» Er hat mich gehen lassen « , sagte er. » Ich weiß nicht, warum. «
    Â» Vielleicht ist er gestorben, bevor er dich umbringen konnte « , vermutete Mahlia.
    Â» Nein. Er hat mich losgelassen. Und dann ist er dorthin gekrochen und hat sich zusammengerollt. Hätte mich locker erledigen können. Er hatte noch genug Kraft, um mich unter Wasser zu drücken und zu ertränken. « Er zuckte mit den Achseln. » Aber er hat’s nicht getan. «
    Der Arzt watete durch das Wasser zu dem Ungetüm und betrachtete es. Selbst tot, war es noch eindrucksvoll. Neben der riesigen Kreatur wirkte der Arzt beinahe winzig. Mahlia musste an die drei toten Soldaten und den verwundeten Sergeanten der VPF denken und fragte sich unwillkürlich, was das Ungeheuer hätte ausrichten können, wenn es gesund und bei Kräften gewesen wäre.
    Der Arzt kam zu ihnen zurück.
    Â» Er ist nicht tot « , sagte er finster.
    Â» Was? «
    Mahlia trat einen Schritt zurück, obwohl sie mehrere Meter von dem riesigen Geschöpf entfernt war.
    Â» Der Halbmensch atmet noch. Diese Kreaturen sind sehr schwer zu töten. «
    Mouse riss die Augen auf. » Lasst uns von hier verschwinden. «
    Â» Ja, ich glaube, das wird das Beste sein. « Der Arzt wrang seine nassen Hosenbeine aus. » Die Soldaten suchen nach uns. Ich würde gern tiefer im Sumpf sein, wenn sie diesen Ort hier finden. «
    Mouse wartete gar nicht erst, bis der Arzt zu Ende gesprochen hatte. Er war bereits losgelaufen, hüpfte über Wurzeln und schwammiges Moos und drang tiefer in den Sumpf vor. Gleich würde er zwischen den Bäumen und überwucherten Mauern eingefallener Gebäude verschwinden und nahezu unsichtbar werden. Darauf verstand er sich sehr gut.
    Der Arzt klopfte Mahlia auf die Schulter. » Komm. Wir sollten gehen. «
    Â» Wohin? «
    Doktor Mahfouz zuckte mit den Achseln, während sie sich in Bewegung setzten. » Tiefer in den Dschungel hinein. Häuser gibt es überall. Wir werden uns eine neue Unterkunft suchen, bis die Soldaten verschwunden sind. Irgendwann werden sie aufgeben, und dann werden wir zurückkehren. «
    Zurückkehren? Mahlia blieb abrupt stehen. Sie sah in Richtung Banyan Town. Zurückkehren? Sie wollte nur weg von hier. » Und was machen wir dann? « , fragte sie.
    Â» Wir bauen alles wieder auf. «
    Auf Mahlias Gesicht mussten sich ihre Gefühle deutlich abzeichnen, denn

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