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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Lösung war. Ansonsten drohten ihnen nämlich eine Klage wegen Verletzung der Anwaltspflichten und Sanktionen wegen missbräuchlicher Klageeinreichung in schwindelnder Höhe. Tatsächlich gaben sie ordentlich Geld aus, damit ihre leichtfertig eingereichte Klage nicht ganz so unbegründet aussah.
    Solche Manöver waren im Studium in Harvard nie zur Sprache gekommen, und in seinen fünf Jahren bei Rogan Rothberg hatte David auch nie von einem solchen Irrsinn gehört.
    Zum Thema Sanktionen meldete sich nun Ms. Karros zu Wort. »Euer Ehren, wir beantragen hiermit Sanktionen gemäß Prozessordnungsvorschrift 11.« Am Tisch wurden Kopien verteilt, während sie weitersprach. »Wir begründen diesen Antrag damit, dass das Verfahren wegen Mr. Figgs unerhörten Verhaltens gestern im Gerichtssaal für fehlerhaft erklärt werden musste, wodurch unserer Mandantin zusätzliche Kosten entstehen. Warum sollte Varrick für das unprofessionelle Vorgehen der Klägerpartei zahlen?«
    Wally war um keine Antwort verlegen. »Weil Varrick einen Buchwert von achtundvierzig Milliarden hat. Ich bin deutlich weniger wert.« Sehr lustig, aber niemand lachte.
    Richter Seawright studierte den Antrag gründlich, und als David und Wally das merkten, folgten sie seinem Beispiel.
    »Was haben Sie dazu zu sagen, Mr. Figg?«, fragte der Richter, nachdem zehn Minuten lang Schweigen geherrscht hatte.
    Wally warf seine Kopie des Antrags auf den Tisch, als fürchtete er, sich die Finger schmutzig zu machen. »Ich kann auch nichts dafür, dass diese Leute ein Vermögen pro Stunde kassieren. Völlig überteuert, aber nicht meine Schuld. Wenn Varrick sein Geld zum Fenster rauswerfen will, bitte, es ist ja genug da. Aber ziehen Sie mich da nicht rein.«
    »Darum geht es nicht, Mr. Figg«, wandte Nadine Karros ein. »Ihretwegen musste das Verfahren für fehlerhaft erklärt werden, und nur deswegen fällt bei uns zusätzlicher Aufwand an.«
    »Aber gleich fünfunddreißigtausend? Das ist doch wohl ein Scherz. Denken Sie wirklich, Sie sind das wert?«
    »Kommt darauf an, wie das Verfahren ausgeht, Mr. Figg. Als Sie Klage eingereicht haben, was haben Sie da beantragt – einhundert Millionen? Dann dürfen Sie sich auch nicht wundern, wenn sich meine Mandantin energisch verteidigt und kompetente Anwälte engagiert.«
    »Okay, dann wollen wir mal eines klarstellen. Wenn Sie und Ihre Mandantin irgendwas tun, um Zeit zu gewinnen – Sie wissen schon, das Verfahren in die Länge ziehen oder, da sei Gott vor, gar einen Fehler machen, irgendwas in der Art –, dann kann ich schnell mal Sanktionen beantragen und kassieren? Habe ich das richtig verstanden, Richter Seawright?«
    »Nein. Das wäre ein missbräuchlicher Antrag im Sinne von Prozessordnungsvorschrift: 11.«
    »Aber klar doch!« Wally lachte dröhnend. »Ihr steckt doch alle unter einer Decke.«
    »Passen Sie auf, was Sie sagen, Mr. Figg«, knurrte Seawright.
    »Reißen Sie sich zusammen«, flüsterte David. Ein paar Sekunden Stille folgten, während sich Wally wieder fasste.
    »Ich bin auch der Meinung, dass ein erneutes Verfahren hätte vermieden werden können und dass dadurch zusätzliche Kosten entstanden sind. Allerdings halte ich fünfunddreißigtausend Dollar für überzogen. Sanktionen sind angebracht, aber nicht in dieser Höhe. Zehntausend Dollar klingt angemessener. Hiermit ergeht ein entsprechender Beschluss.«
    Wally atmete tief durch – noch ein Tiefschlag. Davids nächster Gedanke war, die Sache zu beschleunigen, um die Besprechung zu einem gnädigen Ende zu bringen. Viel mehr konnte Finley & Figg nicht verkraften.
    »Euer Ehren, wir müssen wieder ins Krankenhaus«, erklärte er daher, nicht gerade überzeugend.
    »Das Gericht vertagt sich auf Freitagmorgen.«

39
    Die zweite Jury bestand aus sieben Männern und fünf Frauen. Von den zwölfen war die Hälfte weiß, drei waren schwarz, zwei waren Asiaten, eine Frau hatte lateinamerikanische Wurzeln. Insgesamt war die Unterschicht stärker vertreten, und es waren mehr Übergewichtige dabei. Zwei der Männer waren eindeutig fettleibig. Nadine Karros hatte beschlossen, bei den ihr zustehenden unbegründeten Ablehnungen lieber Dicke als Angehörige von Minderheiten auszuschließen, aber es standen einfach zu viele Schwergewichte auf der Liste. Consuelo war davon überzeugt, dass diese Auswahl für sie deutlich günstiger war als die erste.
    Als sich Wally am Montagmorgen erhob und ans Rednerpult trat, hielt David die Luft an. Er stand jetzt in

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