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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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schicke die Geschworenen nach Hause –, und Sie tun Ihr Bestes, um Mr. Figg aufzuspüren. Falls er morgen wider Erwarten doch auftaucht, machen wir weiter, als ob nichts passiert wäre, und ich werde wegen heute keine Strafen gegen ihn verhängen. Wenn Sie ihn nicht finden oder er nicht in der Lage ist, seine Arbeit fortzusetzen, beginnt die Verhandlung morgen früh um neun. Sie tun Ihr Bestes, und ich helfe Ihnen, soweit es mir möglich ist. Wir bringen dieses Verfahren zu Ende, und damit ist die Sache erledigt.«
    »Was ist mit Rechtsmitteln?«, fragte Nadine Karros. »Dass die beiden leitenden Anwälte abhandengekommen sind, könnte ein Grund sein, Rechtsmittel einzulegen.«
    David lächelte mühsam. »Ich verspreche Ihnen, dass wir das nicht tun werden, nicht soweit es mich betrifft. Dieses Verfahren könnte für unsere kleine Kanzlei den Ruin bedeuten. Wir mussten einen Kredit aufnehmen, um überhaupt bis hierher zu kommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Partner auch nur einen Gedanken an ein Berufungsverfahren verschwenden würden. Dann würde das Ganze ja wieder von vorne losgehen. Das wollen sie ganz bestimmt nicht.«
    »Dann sind wir uns also einig?«, fragte der Richter.
    »Was mich angeht, schon«, erwiderte Nadine Karros.
    »Mr. Zinc?«
    David hatte keine Wahl. Wenn er den Prozess allein weiterführte, war die Kanzlei vor Sanktionen und vermutlich auch vor Klagen wegen Verletzung der Anwaltspflichten sicher. Ansonsten konnte er nur einen Aufschub verlangen und sich, falls dieser abgelehnt wurde, weigern, sich weiter an dem Verfahren zu beteiligen.
    »Ja sicher, ich bin einverstanden.«
     
    Auf dem Rückweg ins Büro ließ er sich viel Zeit. Immer wieder rief er sich ins Gedächtnis, dass er erst zweiunddreißig war, dass dies nicht das Aus für seine Karriere als Anwalt bedeutete. Irgendwie würde er die nächsten drei Tage überleben. In einem Jahr war die Sache bestimmt schon so gut wie vergessen.
    Immer noch keine Spur von Wally. David schloss sich in seinem Büro ein und verbrachte den restlichen Tag damit, Transkripte von Prozessen zu lesen, die Aussagen in anderen Verfahren zu studieren, die Regeln von Prozessordnung und Beweiserhebung auswendig zu lernen und seinen rebellierenden Magen unter Kontrolle zu halten.
    Am Abend stocherte er in seinem Essen herum, während er Helen alles erzählte.
    »Wie viele Anwälte hat die gegnerische Partei?«, fragte sie.
    »Weiß ich nicht, das sind so viele, dass man sie gar nicht zählen kann. Mindestens sechs, und dahinter sitzt eine ganze Reihe von Anwaltsassistenten.«
    »Und du bist an deinem Tisch allein?«
    »So sieht es aus.«
    Sie kaute ein wenig auf ihren Nudeln herum. »Prüft irgendwer die Qualifikation der Anwaltsassistenten?«
    »Ich glaube nicht. Warum?«
    »Nur so ein Gedanke. Vielleicht sollte ich ein paar Tage lang Anwaltsassistentin werden. Ich wollte mir schon immer mal einen Prozess ansehen.«
    David lachte zum ersten Mal seit Stunden. »Jetzt mach mal einen Punkt, Helen. Ich weiß nicht, ob ich will, dass du – oder sonst irgendwer – dieses Blutbad miterlebt.«
    »Was würde der Richter denn sagen, wenn ich mit Aktenkoffer und Schreibblock erscheine und anfange, mir Notizen zu machen?«
    »Im Augenblick habe ich bei Richter Seawright vermutlich Narrenfreiheit.«
    »Meine Schwester kann auf Emma aufpassen.«
    David lachte wieder, aber der Gedanke begann ihm zu gefallen. Was hatte er zu verlieren? Wahrscheinlich war es sein erster und letzter Auftritt als Prozessanwalt, warum sollte er ihn nicht wenigstens genießen?
    »Gar keine schlechte Idee«, sagte er.
    »Hast du gesagt, von den Geschworenen sind sieben Männer?«
    »Ja.«
    »Langer oder kurzer Rock?«
    »Nicht zu kurz.«

41
    »Der letzte Geschworene« bloggte weiter: Ein kurzer Tag in der Geschichte des Klopeck-Krayoxx-Verfahrens, da das Dream-Team rapide dahingeschmolzen ist. Böse Zungen wollen wissen, dass der leitende Anwalt, der ehrenwerte Wallis T. Figg, abhandengekommen ist und sein zweiter Mann, ein absoluter Anfänger, auf die Suche nach ihm gehen musste. Bis kurz vor neun Uhr war von Figg im Gericht nichts zu sehen. Richter Seawright schickte die Geschworenen nach Hause, heute Morgen soll es weitergehen. Wiederholte Anrufe bei der Kanzlei Finley & Figg landeten direkt auf dem Anrufbeantworter, von den Angestellten – sofern die Kanzlei Angestellte hat – rief niemand zurück. Sollte Mr. Figg auf Sauftour sein? Eine berechtigte Frage, wenn man bedenkt, dass

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