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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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er in den vergangenen Jahren mindestens zweimal alkoholisiert am Steuer erwischt wurde, das letzte Mal erst vor einem Jahr. Meinen Informationen zufolge ist Figg zum vierten Mal geschieden. Es gelang mir, Ehefrau Nummer zwei aufzuspüren, der Mr. Figgs Hang zur Flasche noch lebhaft in Erinnerung war. Als ich die Klägerin Iris Klopeck, die mutmaßlich immer noch zu krank ist, um vor Gericht zu erscheinen, bei ihr zu Hause kontaktierte, zeigte sie sich nicht überrascht. Mit den Worten »Wundert mich gar nicht« legte sie auf. Rechtsanwalt Bart Shaw, der sich auf Klagen wegen Verletzung der Anwaltspflichten spezialisiert hat, wurde im Sitzungssaal gesichtet – angeblich will er sich Finley &Figg wegen der unprofessionellen Handhabung der Krayoxx-Klagen vornehmen. Bisher läuft die Sache Klopeck zumindest theoretisch noch ordnungsgemäß. Die Geschworenen haben noch kein Urteil gefällt. Bleiben Sie dran.
    David überflog verschiedene andere Blogs, während er an seinem Schreibtisch einen Müsliriegel aß und auf Wally wartete, mit dem er allerdings nicht ernsthaft rechnete. Keiner hatte von ihm gehört – weder Oscar, Rochelle oder DeeAnna noch die Rechtsanwälte von seinem alten Pokerklub. Oscar hatte einen Bekannten bei der Polizei angerufen, um sich inoffiziell zu erkundigen, obwohl weder er noch David eine Straftat vermuteten. Rochelle erzählte, Wally sei früher einmal pro Woche abgetaucht, ohne Bescheid zu geben, und habe sich dann jedes Mal sturzbetrunken aus einem Motel in Green Bay bei Oscar gemeldet. David bekam jetzt eine Menge Geschichten über Wally, den Säufer, zu hören, die für ihn merkwürdig klangen, weil er Wally nur nüchtern kannte.
    Rochelle erschien früh und ging nach oben, was nur selten vorkam. Sie machte sich Sorgen um David und bot ihm ihre Hilfe an. Er bedankte sich und fing an, seinen Aktenkoffer zu packen. Sie fütterte AJ, holte ihren Joghurt und legte sich gerade alles auf ihrem Schreibtisch zurecht, als ihr Blick auf ihre E-Mails fiel.
    »David!«, rief sie.
    Es war eine Nachricht von Wally, vom 26. Oktober, 5.10 Uhr, von seinem iPhone verschickt. »RG: Bin noch am Leben. Keine Polizei, und zahlen Sie kein Lösegeld.«
    »Gott sei Dank«, sagte Rochelle. »Es geht ihm gut.«
    »Das steht da nicht. Es heißt nur, dass er noch am Leben ist. Das ist vermutlich schon mal positiv.«
    »Was meint er mit dem Lösegeld?«, fragte sie.
    »Wahrscheinlich ein Witz. Sehr lustig.«
    Auf dem Weg in die Innenstadt rief David Wally dreimal auf dem Handy an. Die Mailbox war voll.
    In einem Raum, in dem das Bild von ernst dreinblickenden Männern in dunklen Anzügen beherrscht wird, erregt eine schöne Frau deutlich mehr Aufmerksamkeit als auf einer belebten Straße. Für Nadine Karros war ihr Aussehen eine Waffe, die sie eingesetzt hatte, um sich einen Spitzenplatz unter den Eliteanwälten im Großraum Chicago zu erkämpfen. Am Mittwoch bekam sie Konkurrenz.
    Die neue Anwaltsassistentin von Finley & Figg traf um 8.45 Uhr ein und ging wie geplant direkt zu Ms. Karros, um sich als Helen Hancock, Teilzeit-Anwaltsassistentin bei Finley & Figg, vorzustellen. Dann begrüßte sie einige der anderen Anwälte der Beklagten, die sich gezwungen sahen, ihre Arbeit zu unterbrechen, verlegen aufzuspringen, ein Lächeln aufzusetzen, ihr die Hand zu schütteln und ein paar Höflichkeitsfloskeln auszutauschen. Helen, die eins siebenundsiebzig Meter groß war und zehn Zentimeter hohe Absätze trug, überragte Nadine Karros um mehrere Zentimeter und blickte auch auf einige der Männer herab. Mit den braunen Augen hinter der schicken Designerbrille, ihrer schlanken Gestalt und dem Rock, der zwei Handbreit über dem Knie endete, brachte sie die Vorbereitungsroutine ein wenig durcheinander, wenn auch nur vorübergehend. Die Zuschauer, fast alles Männer, musterten sie interessiert. Ihr Ehemann, der die Vorgänge ignorierte, deutete auf den Stuhl hinter seinem.
    »Wenn Sie mir bitte die Akten geben würden«, sagte er geschäftsmäßig. Er senkte die Stimme. »Du siehst toll aus, aber du darfst mich nicht anlächeln.«
    »Ja, sofort.« Sie öffnete einen Aktenkoffer, der aus Davids Sammlung stammte.
    »Danke fürs Kommen.«
    Eine Stunde zuvor hatte David von seinem Schreibtisch aus Richter Seawright und Nadine Karros per E-Mail darüber informiert, dass sich Mr. Figg gemeldet habe, aber nicht vor Gericht erscheinen werde. Ihnen sei nicht bekannt, wo er sich aufhalte und wann sie ihn zu Gesicht bekommen würden. Nach

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