Verteidigung
wirke das Medikament hervorragend. Es führe zu einer drastischen Senkung der Cholesterinwerte. Seine einundneunzigjährige Mutter sei Krayoxx-Patientin gewesen, bis das Mittel von der FDA vom Markt genommen wurde.
Die Anwaltsassistentin schrieb etwas auf ihren Block und reichte ihn ihrem Chef. »Wie viel sie ihm wohl zahlen?«
David schrieb zurück, als habe er einen wichtigen Schwachpunkt in der Aussage entdeckt. »Ein Vermögen.«
Nadine und Dr. Kindorf absolvierten eine Art Torschussübung. Sie lieferte ihm die Steilvorlagen, die er souverän in Treffer verwandelte. Die Geschworenen hätten die beiden am liebsten angefeuert.
»Möchten Sie den Zeugen befragen, Mr. Zinc?«, erkundigte sich der Richter.
David erhob sich. »Nein, Euer Ehren.«
Um die schwarzen Geschworenen für sich zu gewinnen, hatte Nadine einen Dr. Thurston geladen, einen gepflegten schwarzen Herrn mit grauem Bart im Maßanzug. Dr. Thurston war ebenfalls aus Chicago und ärztlicher Leiter einer Gruppe von fünfunddreißig Kardiologen und Herz- und Gefäßchirurgen. In seiner Freizeit lehrte er an der medizinischen Fakultät der Universität Chicago. Um den Ablauf zu beschleunigen, stellte David keine Fragen zu seiner Qualifikation. Dr. Thurston und seine Gruppe hatten in den letzten sechs Jahren Zehntausenden Patienten Krayoxx verschrieben, mit spektakulären Ergebnissen und ohne Nebenwirkungen. Seiner Meinung nach war das Medikament vollkommen sicher; er und seine Kollegen hielten es geradezu für ein Wundermittel. Es falle ihnen schwer, darauf zu verzichten, und ja: Er plane, es sofort weiter zu verschreiben, wenn es wieder auf den Markt komme. Besonderen Eindruck hinterließ die Tatsache, dass er selbst vier Jahre lang Krayoxx genommen hatte, wie er den Geschworenen mitteilte.
Für die Geschworene mit lateinamerikanischen Wurzeln rief die Beklagtenvertretung Dr. Roberta Seccero auf, Kardiologin und Wissenschaftlerin der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota. David akzeptierte ihre Qualifikation, und Dr. Seccero sang erwartungsgemäß wie ein Vögelchen an einem Frühlingsmorgen. Sie behandle vor allem Frauen, und das Medikament helfe gegen alles außer Übergewicht. Es gebe keine statistischen Hinweise darauf, dass Krayoxx-Patienten ein erhöhtes Herz- oder Schlaganfallrisiko hätten. Sie und ihre Kollegen hätten dies eingehend untersucht und zweifelsfrei festgestellt. In ihren fünfundzwanzig Jahren als Kardiologin habe sie nie ein wirksameres und sichereres Medikament gesehen.
Den Regenbogen vervollständigte ein junger koreanischer Arzt aus San Francisco, der dem Geschworenen Nummer neunzehn erstaunlich ähnlich sah. Dr. Pang erging sich in Lobeshymnen auf das Medikament und verlieh seinem Bedauern darüber Ausdruck, dass es vom Markt genommen worden war. Er habe damit Hunderte Patienten behandelt, mit überragenden Ergebnissen.
Auch an Dr. Pang hatte David keine Fragen. Er hatte nicht die Absicht, sich mit diesen renommierten Ärzten herumzuschlagen. Sollte er sich mit Koryphäen über medizinische Fragen streiten? Kam nicht infrage. Er blieb sitzen und hielt den Blick auf seine Uhr gerichtet, deren Zeiger sich extrem langsam bewegten.
Wäre ein Geschworener litauischer Herkunft dabei gewesen, hätte Ms. Karros zweifellos einen Sachverständigen mit litauischem Familiennamen und über jeden Zweifel erhabener Qualifikation aus dem Hut gezogen.
Die fünfte Zeugin war die leitende Kardiologin der Feinberg School of Medicine an der Northwestern University. Dr. Parkins Aussage unterschied sich ein wenig von der ihrer Vorredner. Sie war engagiert worden, um Percy Klopecks Krankengeschichte eingehend zu analysieren. Dazu hatte sie seine Unterlagen ab dem Alter von zwölf Jahren und, soweit verfügbar, die Krankenakten seiner Eltern und Geschwister studiert sowie die Freunde und Kollegen befragt, die bereit gewesen waren, mit ihr zu reden. Zum Zeitpunkt seines Todes nahm Percy Klopeck Prinzide und Levatol wegen seines Bluthochdrucks, Insulin wegen seiner Erwachsenendiabetes, Bextra wegen seiner Arthritis, Plavix als Blutverdünner, Colestid gegen die Arteriosklerose und Krayoxx, um die Cholesterinwerte zu senken. Als Glückspille warf er Xanax ein, das er entweder von Freunden schnorrte, Iris klaute oder im Internet erstand, um das anstrengende Leben mit »dieser Frau« ertragen zu können, wie es einer seiner Kollegen ausdrückte. Gelegentlich nahm er Fedamal, einen rezeptfreien Appetitzügler, der bei ihm kontraproduktiv zu
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