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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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ganz allein gegen die Stars der Liga. Showtime.
    »Ich habe Sie nach Amoxoline gefragt, Dr. Ulander. Sie erinnern sich doch bestimmt.«
    »Ich erinnere mich.«
    Mit großer Geste deutete David in Richtung der Geschworenen. »Dann erzählen Sie den Geschworenen von dem Medikament. Was sollte es bewirken?«
    Ulander rutschte auf seinem Stuhl ein paar Zentimeter tiefer und sah sich erneut Hilfe suchend nach den Anwälten um. Widerstrebend begann er zu reden, beschränkte sich jedoch auf ungewöhnlich kurze Sätze. »Amoxoline wurde als Abtreibungspille entwickelt.«
    David half ihm auf die Sprünge. »Eine Abtreibungspille, die bis zu einen Monat nach der Empfängnis eingenommen werden konnte, sozusagen eine erweiterte Version der Pille danach, Dr. Ulander?«
    »So in der Art.«
    »Heißt das Ja oder Nein?«
    »Ja.«
    »Die Pille löste den Fötus praktisch auf, die Reste wurden letztendlich mit anderen Ausscheidungsprodukten abgestoßen. Ist das richtig?«
    »Vereinfacht gesagt, ja, das war die beabsichtigte Wirkung des Medikaments.«
    Da mindestens sieben Katholiken unter den Geschworenen waren, wusste David, auch ohne hinzusehen, wie die Reaktion ausfallen würde.
    »Wurde Amoxoline in klinischen Studien erprobt?«
    »Ja.«
    »Und wo wurde diese Prüfung durchgeführt?«
    »In Afrika.«
    »Wo in Afrika?«
    Ulander verdrehte die Augen und schnitt eine Grimasse. »Ich kann nicht, äh, wissen Sie, da müsste ich nachsehen.«
    David schritt bedächtig zu seinem Tisch, wühlte in seinen Unterlagen und holte einen Ordner hervor. Er schlug ihn auf, blätterte, während er zum Pult zurückging, und stellte eine Frage, deren Antwort er offenbar bereits vor sich hatte. »In welchen drei afrikanischen Ländern führte Varrick die klinische Prüfung seiner Abtreibungspille Amoxoline durch?«
    »Uganda war auf jeden Fall dabei. Ich kann mich gerade nicht …«
    »Waren es Uganda, Botswana und Somalia?«, fragte David.
    »Ja.«
    »Wie viele afrikanische Frauen nahmen an der Studie teil?«
    »Liegt Ihnen die Antwort vor, Mr. Zinc?«
    »Klingt vierhundert plausibel, Dr. Ulander?«
    »Ja.«
    »Und wie viel hat Varrick jeder schwangeren Afrikanerin bezahlt, die mit einer Ihrer Pillen abgetrieben hat?«
    »Liegt Ihnen die Antwort vor, Mr. Zinc?«
    »Klingt fünfzig Dollar pro Fötus plausibel, Dr. Ulander?«
    »Das könnte hinkommen.«
    »Es könnte nicht nur, es kommt hin. Ich habe den Bericht hier.« David blätterte eine Seite um und ließ sich Zeit, während das erbärmliche Kopfgeld im Saal nachhallte.
    Nadine erhob sich erneut. »Einspruch. Der Bericht, den Mr. Zinc verwendet, wurde nicht als Beweismittel angeboten. Mir ist er nicht bekannt.«
    »Ich bin davon überzeugt, dass Ms. Karros den Bericht kennt, Euer Ehren«, hielt David dagegen. »Der Führungsebene von Varrick dürfte er sehr vertraut sein.«
    »Was für einen Bericht verwenden Sie da, Mr. Zinc?«, fragte der Richter.
    »Eine Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation von 2002. Dabei ging es um das Verhalten der großen Pharmakonzerne, die Medikamente für die Vermarktung in den reichen Ländern an menschlichen Versuchskaninchen in armen Ländern testen.«
    Der Richter hob beide Hände. »Das ist genug. Sie können den Bericht nicht verwenden, wenn er bei der Beweiserhebung nicht vorgelegt wurde.«
    »Ich biete ihn ja auch nicht als Beweismittel an. Ich verwende ihn, um die Glaubwürdigkeit des Zeugen zu erschüttern und den makellosen Ruf dieses wunderbaren Unternehmens infrage zu stellen.« Mittlerweile tat sich David bei der Wortwahl keinen Zwang mehr an. Was hatte er schon zu verlieren?
    Richter Seawright runzelte die Stirn und kratzte sich wieder unschlüssig am Kinn. »Ms. Karros?«
    »Er pickt sich Fakten aus einem Bericht heraus, der nicht als Beweismittel vorliegt, einem Bericht, den die Geschworenen nicht zu Gesicht bekommen werden, sofern er nicht irgendwie erreicht, dass dieser als Beweismittel zugelassen wird«, sagte sie beherrscht, aber unter der Oberfläche schien es in ihr zu brodeln.
    »Dann gehen wir folgendermaßen vor, Mr. Zinc: Sie können den Bericht nutzen, allerdings nur, um die Glaubwürdigkeit des Zeugen zu erschüttern. Bei der Vermittlung von Informationen halten Sie sich bitte an die Fakten und versuchen nicht, diese so darzustellen, wie es Ihnen in den Kram passt.«
    »Selbstverständlich. Hätten Sie gern eine Kopie des Berichts?«
    »Das wäre hilfreich.«
    David ging zu seinem Tisch und nahm zwei Ordner. »Ich habe auch

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