Verteidigung
gesundheitsgefährdenden Medikamente ist lang.«
»Dann kommen Sie bitte ins Richterzimmer, damit wir das besprechen können. Fünfzehn Minuten Pause.«
46
Da drei der Geschworenen schwarz waren, beschloss David, sich aus taktischen Gründen eingehender mit Afrika zu befassen. In der Pause hatte ihm Richter Seawright gestattet, den Hintergrund von drei weiteren Medikamenten zu beleuchten, nicht mehr.
»Ich will die Sache heute Nachmittag den Geschworenen zur Beratung übergeben.«
Ms. Karros erhob immer noch empört Einspruch, aber der Richter ließ sich nicht beirren.
Die Geschworenen wurden in den Saal geführt und nahmen ihre Plätze wieder ein. Dr. Ulander kehrte in den Zeugenstand zurück.
»Dr. Ulander erinnern Sie sich an ein Medikament namens Klyvale?«
»Ja.«
»Wurde das Medikament von Ihrem Unternehmen hergestellt und vermarktet?«
»Ja.«
»Wann erfolgte die Zulassung durch die FDA?«
»Lassen Sie mich überlegen. Wenn ich mich recht erinnere, Anfang 2005.«
»Ist es gegenwärtig noch auf dem Markt?«
»Nein.«
»Wann wurde es vom Markt genommen?«
»Ich glaube, zwei Jahre später, im Juni 2007.«
»Hat Ihre Firma das Medikament von sich aus zurückgerufen oder auf Anordnung der FDA?«
»Auf Anordnung der FDA.«
»Und liefen zum Zeitpunkt des Rückrufs wegen Klyvale mehrere Tausend Verfahren gegen Ihr Unternehmen?«
»Das ist richtig.«
»Was für ein Medikament war das, laienhaft ausgedrückt?«
»Ein Mittel gegen Bluthochdruck.«
»Hatte es unangenehme Nebenwirkungen?«
»Die Sammelklagenanwälte meinten, ja.«
»Und was ist mit der FDA? Die hat doch das Medikament nicht vom Markt genommen, um den Sammelklagenanwälten einen Gefallen zu tun, oder?« David wedelte ein wenig mit einem anderen Bericht.
»Vermutlich nicht.«
»Sie brauchen hier nichts zu vermuten, Dr. Ulander. Sie kennen den FDA-Bericht. Klyvale verursachte bei Tausenden von Patienten schwere Migräneanfälle, die teilweise mit starken Sehstörungen einhergingen.«
»Nach Aussage der FDA, ja.«
»Stellen Sie die Ergebnisse der FDA infrage?«
»Ja.«
»Und Sie waren für die klinische Prüfung von Klyvale verantwortlich?«
»Meine Mitarbeiter und ich sind für die Prüfung aller Pharmaka verantwortlich. Ich dachte, das hätten wir bereits geklärt.«
»Ich bitte vielmals um Entschuldigung. Wie viele getrennte klinische Studien wurden im Rahmen der Prüfung von Klyvale durchgeführt?«
»Mindestens sechs.«
»Und wo fanden diese statt?«
Da Ulander wusste, dass David nicht lockerlassen würde, bis sie mit dem Kreuzverhör durch waren, packte er den Stier bei den Hörnern. »Vier in Afrika, eine in Rumänien, eine in Paraguay.«
»Und wie viele Testpersonen wurden in Afrika mit Klyvale behandelt?«
»An jeder Studie nahmen rund tausend Patienten teil.«
»Können Sie sich erinnern, in welchem Land oder welchen Ländern das war?«
»Nicht genau. Kamerun, Kenia und vielleicht Nigeria. Das vierte weiß ich nicht mehr.«
»Wurden alle vier Studien gleichzeitig durchgeführt?«
»Grundsätzlich ja. Über einen zwölfmonatigen Zeitraum in den Jahren 2002 und 2003.«
»Ist es richtig, dass Sie, Dr. Ulander, und zwar Sie persönlich, fast von Anfang an wussten, dass das Medikament höchst problematisch war?«
»Was meinen Sie mit ›fast von Anfang an‹?«
David ging zu seinem Tisch, griff nach einem Dokument und wandte sich an den Richter. »Euer Ehren, ich beantrage, dieses interne Memo vom 4. Mai 2002 als Beweismittel zuzulassen, das von einer Varrick-Mitarbeiterin namens Darlene Ainsworth stammt und an Dr. Mark Ulander gerichtet ist.«
»Das möchte ich mir ansehen«, sagte der Richter.
Nadine erhob sich. »Einspruch. Das Memo ist in dieser Sache nicht relevant, eine Zulassung als Beweismittel ist nicht hinreichend begründet.«
Richter Seawright überflog das zweiseitige Memo. Dann sah er Dr. Ulander an. »Haben Sie das hier bekommen, Dr. Ulander?«
»Ja.«
David besaß weitere Informationen. »Euer Ehren, dieses Memo wurde den Anwälten der Kläger im Klyvale-Prozess vor zwei Jahren von einem Informanten bei Varrick zugespielt. Seine Echtheit wurde damals festgestellt. Dr. Ulander ist das Dokument bekannt.«
»Das genügt, Mr. Zinc. Es wird zugelassen.«
Mr. Zinc kam jetzt erst richtig in Fahrt. »Das Memo stammt vom 4. Mai 2002, ist das richtig, Dr. Ulander?«
»Das ist richtig.«
»Das heißt, knapp zwei Monate nachdem Varrick mit den klinischen Studien in Afrika beginnt,
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