Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
eine Kopie für Varrick, obwohl der Bericht dort bestimmt vorliegt«, sagte er, während er selbstbewusst durch den Saal marschierte. »Wahrscheinlich ist er in irgendeinem Tresorraum vergraben.«
    »Diese für die Sache nicht relevanten Bemerkungen können Sie sich sparen, Mr. Zinc«, blaffte der Richter.
    »Entschuldigung.« David reichte einen Ordner dem Richter, den anderen ließ er auf den Tisch vor Nadine fallen. Er nahm seinen Platz am Rednerpult wieder ein, warf einen Blick auf seine Notizen und fixierte Dr. Ulander. »So, zurück zu Amoxoline. Achtete Varrick bei der Prüfung des Medikaments darauf, wie alt diese schwangeren Afrikanerinnen waren?«
    Ulander war ein paar Sekunden lang sprachlos. »Bestimmt«, murmelte er dann.
    »Gut zu hören. Wie war denn die Altersgrenze, Dr. Ulander? Welches Mindestalter war von Varrick festgelegt?«
    »Die Testpersonen mussten mindestens achtzehn sein.«
    »Ist Ihnen dieser Bericht bekannt, Dr. Ulander?«
    Ulander sah sich erneut Hilfe suchend nach Nadine um, die mit ihrem gesamten Team in Deckung gegangen war und jeden Blickkontakt vermied. »Nein«, stammelte er schließlich, nicht gerade überzeugend.
    Geschworener Nummer siebenunddreißig, ein einundfünfzigjähriger Schwarzer, zischte deutlich vernehmbar etwas, das wie »Blödsinn« klang.
    »Dr. Ulander, ist es richtig, dass erst vierzehnjährige schwangere Mädchen das Medikament bekamen, um abzutreiben? Seite zweiundzwanzig, Euer Ehren, letzter Absatz, zweite Spalte.«
    Ulander antwortete nicht.
     
    Reuben Massey saß neben Judy Beck in der ersten Reihe auf der Beklagtenseite. Als erfahrener Veteran des Sammelklagenkriegs wusste er, dass er unter allen Umständen gelassene Zuversicht ausstrahlen musste. Innerlich kochte er jedoch vor Wut und hätte Nadine Karros am liebsten den Kragen umgedreht. Wie konnte das passieren? Wieso hatte sich diese Büchse der Pandora plötzlich nicht nur einen Spaltbreit, sondern gleich sperrangelweit geöffnet?
    Hätten sie ein Urteil im beschleunigten Verfahren beantragt, dann hätte Varrick den Sieg bereits in der Tasche gehabt, und er könnte jetzt in der Sicherheit der Firmenzentrale seinen Sieg genießen und von seinem Schreibtisch aus die Fäden ziehen, um Krayoxx wieder auf den Markt zu bringen. Stattdessen musste er zusehen, wie seine geliebte Firma von einem Anfänger Prügel bezog.
     
    Der Anfänger war noch nicht fertig. »Dr. Ulander, erhielt Amoxoline je die Marktzulassung?«.
    »Nein.«
    »Es gab wohl Probleme mit dem Medikament?«
    »Ja.«
    »Welche Nebenwirkungen wurden beobachtet?«
    »Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Ohnmacht, aber solche Nebenwirkungen sind bei den meisten Notfall-Verhütungspräparaten nicht ungewöhnlich.«
    »Die Unterleibsblutungen haben Sie nicht erwähnt, Dr. Ulander. Bestimmt ein Versehen.«
    »Es wurden tatsächlich Unterleibsblutungen beobachtet. Deswegen wurden die Tests auch eingestellt.«
    »Recht überstürzt, wenn ich mich nicht irre. Die klinische Prüfling wurde bereits nach neunzig Tagen abgebrochen, nicht wahr, Dr. Ulander?«
    »Ja.«
    David legte eine theatralische Pause ein, um seine nächste Frage in ihrer ganzen Ungeheuerlichkeit wirken zu lassen. »Dr. Ulander, wie viele aus der Varrick-Testgruppe von vierhundert Schwangeren starben an Unterleibsblutungen?«
    Der Zeuge nahm bedächtig seine Brille ab und legte sie in seinen Schoß. Er rieb sich die Augen, warf einen Seitenblick auf Reuben Massey und biss die Zähne zusammen. »Uns wurden elf Todesfälle gemeldet«, sagte er an die Geschworenen gewandt.
    Für einen Augenblick ließ David den Kopf sinken, dann schleppte er den Papierstapel vom Pult zu seinem Tisch und tauschte ihn gegen einen anderen aus. Er hatte keine Ahnung, wie lange er freie Hand haben würde, aber er würde nicht aufgeben, solange er nicht ausdrückliche Anweisung erhielt. Er ging zum Rednerpult zurück und legte sich seine Unterlagen zurecht. »Dann würde ich jetzt gern über andere Varrick-Medikamente sprechen, die nie auf den Markt gekommen sind.«
    Ms. Karros erhob sich. »Einspruch, aus den bereits erwähnten Gründen.«
    »Meine Entscheidung ist dieselbe, Ms. Karros.«
    »Könnten wir dann bitte kurz unterbrechen, Euer Ehren?«
    Richter Seawright legte normalerweise um 10.30 Uhr eine Pause ein, jetzt war es bereits nach elf Uhr.
    Der Richter sah David an. »Wie lange noch, Mr. Zinc?«
    David hielt seinen Schreibblock in die Höhe. »Das lässt sich so nicht sagen. Die Liste der

Weitere Kostenlose Bücher