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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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David fünfhundert Dollar kostete, hatte er natürlich großes Interesse daran, dass Wally Harbor House so schnell wie möglich verließ. Andererseits war er nicht sicher, ob eine zehntägige Entgiftung reichte. »Ich rede mit Ihrem Betreuer – wie heißt er noch?«
    »Patrick Haie. Diesmal hackt er ständig auf mir herum.«
    »Vielleicht brauchen Sie das.«
    »Bitte holen Sie mich hier raus, David. Wir haben uns in eine ziemlich aussichtslose Lage manövriert, und wenn wir beide es nicht schaffen, wird uns keiner helfen. Auf Oscar können wir wohl nicht zählen.«
    Dass Oscar Krayoxx und Sammelklagen im Allgemeinen von Anfang an sehr skeptisch gegenübergestanden hatte, erwähnte er wohlweislich nicht. Die tiefe Grube, in der sie jetzt saßen, hatte Wallis T. Figg höchstpersönlich gegraben. Sie redeten eine Weile über Oscar, dessen Scheidung, Gesundheit und neue Freundin, von der Wally behauptete, so neu sei sie gar nicht. David fragte nicht nach.
    »Holen Sie mich hier raus«, flehte Wally erneut, als David ging. »Wir haben viel zu tun.«
    David umarmte ihn zum Abschied, als er das Besucherzimmer verließ. »Viel zu tun«, wie Wally es nannte, hieß nichts weniger, als um die vierhundert unzufriedene Mandanten loszuwerden, das Klopeck-Verfahren endgültig abzuschließen, sich mit jeder Menge unbezahlter Rechnungen herumzuschlagen, und all das in einem Gebäude, das nunmehr mit einer Hypothek von zweihunderttausend Dollar belastet war. Im letzten Monat hatte die Kanzlei die übrigen Mandanten so vernachlässigt, dass sich viele einen anderen Anwalt gesucht hatten, und die täglichen Anfragen von potenziellen Mandanten waren drastisch zurückgegangen.
    David hatte überlegt zu gehen, sich selbstständig zu machen oder sich bei anderen kleinen Kanzleien vorzustellen. Wenn er aus der Kanzlei ausschied, würde er die Sache Thuya Khaing natürlich mitnehmen. Oscar und Wally würden nie davon erfahren. Sobald in dem Verfahren Geld floss, konnte er Finley & Figg für seinen Anteil an der Hypothek einen Scheck schicken. Aber der Gedanke gefiel ihm nicht. Er hatte einmal einen Job hingeworfen, ohne es je zu bereuen. Wenn er jetzt aufgab, würde ihm das sein Leben lang leidtun. Im Grunde wusste David, dass er Finley & Figg nicht verlassen konnte, solange beide Partner krank waren und vor der Tür eine Horde unzufriedener Mandanten und Gläubiger lauerte.
    Die Telefone klingelten am Montagvormittag praktisch ununterbrochen. Rochelle nahm einige Anrufe entgegen. »Das sind die Krayoxx-Leute, die wissen wollen, was mit ihrer Klage ist.«
    »Ausstecken«, sagte Oscar, und es wurde ruhig. Oscar war wieder der Alte. Er saß hinter geschlossener Tür in seinem Büro und hantierte mit den Papieren auf seinem Schreibtisch.
    Um neun Uhr hatte David ein Schreiben aufgesetzt, das an die rund vierhundert Mandanten geschickt werden würde, die nun doch nicht vor Gericht gehen würden – auch wenn sie das noch nicht wussten.
     
    Sehr geehrte (r) … ,
    vergangene Woche fand die Hauptverhandlung in unserem ersten Prozessgegen Varrick Labs wegen des Medikaments Krayoxx statt. Das Verfahren ging nicht so aus, wie wir uns erhofft hatten. Die Geschworenen entschieden zugunsten von Varrick. In Anbetracht des nun vorliegenden Beweismaterials ist klar, dass weitere Klagen gegen das Unternehmen keinen Erfolg versprechen. Aus diesem Grund legen wir unser Mandat nieder. Wenn Sie dies wünschen, können Sie sich jederzeit an einen anderen Anwalt wenden.
    Vielleicht beruhigt es Sie zu wissen, dass Varrick überzeugende Beweise dafür vorlegen konnte, dass Krayoxx weder die Herzklappen noch andere Organe schädigt.
    Mit freundlichen Grüßen
    Rechtsanwalt David Zinc
     
    Als Rochelles Computer anfing, die Briefe auszuspucken, ging David nach oben, um seinen neuen Prozess am Bundesgericht vorzubereiten, das ihm an diesem Montagmorgen gar nicht weit genug weg sein konnte. Die Klage gegen Sonesta Games war in groben Zügen fertig, genau wie ein Schreiben an dessen Chefsyndikus. Er feilte an beidem, während er auf Sandronis Bericht wartete.
    Die Varrick-Aktie eröffnete am Montagmorgen mit 42,50 Dollar, dem höchsten Kurs seit über zwei Jahren. David überflog die Finanzwebsites und -blogs, wo immer noch heftig über die Zukunft der Krayoxx-Prozesse spekuliert wurde. Da er damit nichts mehr zu tun hatte, verlor er rasch das Interesse.
    Er durchforstete den Dschungel der Website der Justiz von Cook County und klickte sich bis zu »Strafabteilung –

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