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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Eddie war irgendwie mit den Menschen verschwunden, die zum Mittagessen gekommen waren, und David Zinc saß allein an der Bar. In einer der Nischen betranken sich vier Männer mittleren Alters, während sie Pläne für einen Angelurlaub in Mexiko machten.
    Abner spülte Gläser in einem kleinen Becken neben den Zapfhähnen für das Bier. Er redete über Miss Spence. »Ihr letzter Mann war Angus Spence. Kommt Ihnen der Name bekannt vor?«
    David schüttelte den Kopf. Im Moment kam ihm gar nichts bekannt vor. Das Licht brannte, aber es war niemand zu Hause.
    »Angus war der Milliardär, den niemand kannte. Er besaß jede Menge Kalibergwerke in Kanada und Australien. Vor zehn Jahren ist er gestorben und hat ihr eine Menge Geld hinterlassen. Sie wäre auf der Forbes-Liste, aber sie können ihr Vermögen nicht finden. Der Alte war viel zu schlau. Sie lebt in einem Penthouse am Central Park und kommt jeden Tag, um ihre drei Pearl Harbor zu trinken. Um 12.15 Uhr, wenn es hier über Mittag voll wird, geht sie wieder – ich nehme an, nach Hause, um ihren Rausch auszuschlafen.«
    »Ich finde sie süß.«
    »Sie ist vierundneunzig.«
    »Sie hat ihre Rechnung nicht gezahlt.«
    »Sie bekommt keine Rechnung. Sie schickt mir jeden Monat tausend Dollar. Sie will diesen Barhocker, drei Drinks und ihre Ruhe. Ich habe noch nie erlebt, dass sie sich mit jemandem unterhalten hat. Sie sind ein Glückspilz.«
    »Sie will meinen Körper.«
    »Na dann – Sie wissen ja, wo Sie Miss Spence finden.«
    David trank einen kleinen Schluck von seinem Guinness. An Rogan Rothberg konnte er sich nur noch vage erinnern. Bei Helen war er sich da nicht so sicher, aber es war ihm egal. Er hatte beschlossen, sich volllaufen zu lassen und jeden Moment davon zu genießen. Morgen würde es ein bitteres Erwachen geben, doch damit würde er schon fertig werden. Jetzt konnte ihn nichts, absolut nichts davon abhalten, sich ins Vergessen zu trinken.
    Abner stellte eine Tasse Kaffee vor ihn und sagte: »Ganz frisch aufgebrüht.«
    David ignorierte den Kaffee. »Dann arbeiten Sie also auf Vorschuss? Genau wie eine Kanzlei. Was würde ich für tausend Dollar im Monat bekommen?«
    »Bei der Geschwindigkeit, mit der Sie trinken, müssen Sie aber noch was drauflegen. Haben Sie Ihre Frau schon angerufen?«
    »Abner, Sie sind Barkeeper, kein Eheberater. Heute ist ein großer Tag für mich, ein Tag, der mein Leben für immer verändern wird. Ich bin gerade mitten in einem Nervenzusammenbruch oder in einer Krise oder was immer das auch ist. Mein Leben wird nie wieder so sein wie früher, also lassen Sie mich diesen Moment genießen.«
    »Wenn Sie möchten, rufe ich Ihnen ein Taxi.«
    »Ich gehe nirgendwohin.«
     
    Für das erste Gespräch mit einem Mandanten zog Oscar immer sein dunkles Jackett über und rückte seine Krawatte gerade. Es war wichtig, von Anfang an den Ton zu bestimmen, und ein Anwalt in einem schwarzen Anzug bedeutete Macht, Wissen und Autorität. Oscar glaubte felsenfest daran, dass seine Kleidung auch den Eindruck vermittelte, seine Arbeit wäre nicht für ein Almosen zu haben, obwohl es in der Regel so war.
    Er starrte auf die Eigentumsregelung und runzelte die Stirn, als wäre sie von zwei Idioten aufgesetzt worden. Die Flanders saßen ihm gegenüber auf der anderen Seite seines Schreibtisches. Von Zeit zu Zeit ging ihr Blick zu der Wand hinter ihm, an der ein wildes Sammelsurium hing: gerahmte Fotos mit einem breit grinsenden Mr. Finley, der unbekannten Prominenten die Hand schüttelte, gerahmte Diplome, die den Eindruck erwecken sollten, dass Mr. Finley eine hervorragende Ausbildung genossen hatte und hoch qualifiziert war, und ein paar Plaketten, die eindeutig ein Beweis dafür waren, dass seine Leistungen im Laufe der Jahre weithin anerkannt worden waren. An den anderen Wänden standen Regale, die mit dicken Jurabüchern und Abhandlungen vollgepackt waren, ein weiterer Beweis dafür, dass Mr. Finley wusste, was er tat.
    »Wie viel ist das Haus wert?«, fragte er, ohne aufzusehen.
    »Etwa zweihundertfünfzigtausend«, erwiderte Mr. Flander.
    »Ich glaube, es ist mehr wert«, fügte Mrs. Flander hinzu.
    »Jetzt ist kein guter Zeitpunkt, um ein Haus zu verkaufen«, sagte Oscar weise, obwohl jeder Hausbesitzer in den Vereinigten Staaten wusste, dass der Markt gerade am Boden war. Schweigen, während der weise Mann die Unterlagen der Flanders studierte.
    Oscar ließ die Schriftstücke sinken und starrte über seine Lesebrille – billig im

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