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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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fragte sie.
    »Das ist AJ, der Bürohund. Er lebt hier.«
    »Wie viele Anwälte hat die Kanzlei?«
    »Nur zwei. Wir sind ein Boutiquekanzlei. Ich bin der Juniorpartner, Oscar Finley ist der Seniorpartner.«
    »Und was für eine Art von Arbeit würde David hier machen?«
    »Wir haben uns auf Personenschäden und Todesfälle spezialisiert.«
    »Wie diese Anwälte, die im Fernsehen Werbung machen?«
    »Wir machen keine Fernsehwerbung«, sagte Wally selbstgefällig. Wenn sie wüsste. Er arbeitete ständig an Skripts. Andauernd stritt er sich mit Oscar, der dafür kein Geld ausgeben wollte. Voller Neid musste Wally mit ansehen, wie andere auf Personenschäden spezialisierte Anwälte den Äther mit Spots überfluteten, die seiner Meinung nach fast immer grottenschlecht waren. Wie viele Honorare ihnen entgangen waren, weil ihnen die Mandate von weniger talentierten Anwälten weggeschnappt worden waren, die das Risiko eingingen und in Fernsehwerbung investierten, wollte er sich gar nicht erst vorstellen.
    David gab ein lautes Gurgeln von sich, gefolgt von einem kurzen Prusten, und obwohl er wenigstens Geräusche machte, deutete nichts daraufhin, dass er bald wieder bei Bewusstsein sein würde.
    »Glauben Sie, dass er sich morgen früh noch an etwas erinnern kann?«, fragte Helen mit einem besorgten Blick auf ihren Mann.
    »Schwer zu sagen.« Wallys Flirt mit dem Alkohol war lang und hässlich gewesen, und es hatte viele Vormittage gegeben, an denen er mit umnebelten Sinnen versucht hatte, sich an das zu erinnern, was in der Nacht zuvor passiert war. Er trank einen Schluck Kaffee. »Es geht mich ja nichts an, aber macht er das öfter? Er sagt, er will hier arbeiten, und … na ja, wir sollten schon wissen, ob er ein Problem mit der Flasche hat.«
    »Er trinkt nicht viel. Er hat noch nie viel getrunken. Bei einer Party vielleicht mal, aber er arbeitet zu hart, um viel trinken zu können. Und da ich das Zeug nicht anrühre, haben wir auch nichts im Haus.«
    »Bin nur neugierig. Ich hatte selbst so meine Probleme.«
    »Das tut mir leid.«
    »Nein, ist schon okay. Ich habe seit sechzig Tagen keinen Tropfen mehr angerührt.«
    Helen konnte das nicht beeindrucken, vielmehr machte sie sich Sorgen deshalb. Wally kämpfte noch gegen die Flasche, und ein Sieg lag in weiter Ferne. Plötzlich hatte sie genug von der Unterhaltung und der Kanzlei. »Ich sollte ihn wohl mit nach Hause nehmen.«
    »Ja, vermutlich sollten Sie das. Aber Sie können ihn auch hier bei AJ lassen.«
    »O ja, das ist genau das, was er verdient hat. Er sollte morgen früh auf dem Sofa hier aufwachen, angezogen, mit rasenden Kopfschmerzen, einer Magenverstimmung und trockenem Mund, und keine Ahnung haben, wo er ist. Das würde ihm recht geschehen, finden Sie nicht auch?«
    »Schon, aber ich möchte nicht wieder hinter ihm herputzen.«
    »Er hat bereits …«
    »Zweimal. Einmal auf der Veranda, einmal im Bad.«
    »Tut mir leid.«
    »Schon okay. Aber er muss jetzt nach Hause.«
    »Ich weiß. Wecken wir ihn.«
     
    Als David wach war, plauderte er angeregt mit seiner Frau, als wäre nichts geschehen. Er verließ die Kanzlei ohne Hilfe und ging die Treppe an der Veranda hinunter zum Wagen. Dann brüllte er Wally einen lauten Abschiedsgruß und ein Dankeschön entgegen und bot sogar an, das Steuer zu übernehmen. Helen lehnte ab. Sie verließen Preston und fuhren Richtung Norden.
    Fünf Minuten lang herrschte Stille im Wagen. Dann fing Helen an, ihn wie beiläufig auszufragen: »David, ich glaube, ich weiß jetzt so ungefähr, wie es gelaufen ist, aber ein paar Details wären nicht schlecht. Wo war die Bar?«
    »Abner’s. Ein paar Häuserblocks vom Büro entfernt.«
    »Bist du schon mal dort gewesen?«
    »Nein, aber sie ist toll. Wir sollten mal zusammen hingehen.«
    »Sicher. Wie wäre es mit morgen? Und wann hast du Abner’s heute betreten?«
    »Zwischen halb acht und acht. Ich bin aus dem Büro geflüchtet, ein paar Blocks gerannt, und dann habe ich Abner’s gefunden.«
    »Und dann hast du angefangen zu trinken?«
    »Ja.«
    »Weißt du noch, was du getrunken hast?«
    »Hm, lass mich überlegen.« Er versuchte, sich zu erinnern. »Zum Frühstück hatte ich vier von Abners Bloody Marys. Die sind wirklich gut. Dann hatte ich einen Teller Zwiebelringe und ein paar Bier. Mit Miss Spence hatte ich zwei von ihren Pearl Harbors, aber die würde ich nicht noch mal trinken.«
    »Miss Spence?«
    »Richtig. Sie kommt jeden Tag, immer der gleiche Barhocker, der gleiche Drink,

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