Verteidigung
langer Tag.« David lehnte sich an die Wand, um nicht umzufallen.
»Und warum glauben Sie, dass wir einen Anwalt einstellen wollen?«, fragte Oscar.
»Einstellen? Ich dachte eher daran, als Partner in die Kanzlei einzusteigen.« David krümmte sich vor Lachen. Außer ihm lachte niemand. Sie wussten nicht, was sie tun sollten. Später würde Wally zugeben, dass er überlegt hatte, die Polizei zu rufen.
Als das Gelächter aufgehört hatte, richtete sich David auf und sagte noch einmal: »Hier gefällt es mir.«
»Warum haben Sie bei dieser großen Kanzlei gekündigt?«, fragte Wally.
»Oh, dafür gibt es eine Menge Gründe. Sagen wir einfach, ich hasse die Arbeit, ich hasse die Leute, mit denen ich arbeite, und ich hasse die Mandanten.«
»Dann passen Sie gut hierher«, bemerkte Rochelle trocken.
»Wir brauchen niemanden.«
»Ach, bitte. Ich habe in Harvard studiert. Ich werde Teilzeit arbeiten – fünfzig Stunden die Woche, die Hälfte von dem, was ich bis jetzt gearbeitet habe. Haben Sie den verstanden? Teilzeit?« Er lachte wieder. Als Einziger.
»Tut mir leid, Junge«, sagte Wally, der dachte, damit wäre die Sache erledigt.
Ganz in der Nähe drückte ein Autofahrer auf die Hupe, ein lang gezogener, durchdringender Ton, der das nahende Desaster ankündigte. Ein zweiter Fahrer trat auf die Bremse. Noch eine Hupe, noch mehr kreischende Bremsen, und für eine Sekunde hielt die Kanzlei Finley & Figg kollektiv den Atem an. Es folgte ein gewaltiger Aufprall, lauter als sonst, und sofort war klar, dass gerade mehrere Autos auf der Kreuzung Preston, Beech und Thirty-eighth ineinandergefahren waren. Oscar griff sich seinen Mantel, Rochelle ihren Pullover, und gemeinsam folgten sie Wally ins Freie. Den Betrunkenen ließen sie im Haus zurück, wo er allein auf sich achtgeben musste.
Die anderen Kanzleien in der Preston Avenue leerten sich, als Anwälte und ihre Mitarbeiter auf die Straße stürzten, um das Chaos zu inspizieren und den Verletzten Trost anzubieten.
An der Massenkarambolage waren mindestens vier Autos beteiligt, die alle schwer beschädigt waren. Ein Wagen lag mit sich drehenden Rädern auf dem Dach. Panik war ausgebrochen, und in die Schreie der Menschen mischten sich Sirenen. Wally rannte zu einem völlig zerbeulten Ford. Die Beifahrertür war weggerissen worden, und ein Mädchen im Teenageralter versuchte, aus dem Auto zu steigen. Sie war halb bewusstlos und blutüberströmt. Er nahm sie am Arm und führte sie von dem Wrack weg. Rochelle half ihm dabei, das Mädchen auf eine Bank an einer Bushaltestelle zu setzen. Dann kehrte Wally in das Chaos zurück, um nach weiteren Mandanten zu suchen. Oscar hatte bereits einen Augenzeugen gefunden, jemanden, der bei der Schuldfrage helfen konnte und daher ein überzeugendes Argument für weitere Mandanten war. Finley & Figg wusste, was bei einem Verkehrsunfall zu tun war.
Die Mutter des Teenagers hatte im Fond des Wagens gesessen, und Wally kam auch ihr zu Hilfe. Er führte sie zu der Bank an der Bushaltestelle, geradewegs in die Arme von Rochelle. Vince Gholston, ihr Rivale von der anderen Straßenseite, schlich sich an, doch Wally entging nichts. »Bleib weg, Gholston«, brüllte er. »Das sind unsere Mandanten.«
»Irrtum, Figg. Sie haben noch nichts unterschrieben.«
»Bleib bloß weg, du Idiot.«
Als Passanten an den Unfallort eilten, bildete sich schnell eine Menschenmenge. Der Verkehr war zum Erliegen gekommen, und viele Fahrer stiegen aus, um nachzusehen, was los war. Jemand rief: »Hier riecht es nach Gas!«, was die Panik sofort steigerte. Die Insassen des auf dem Dach liegenden Autos, eines Toyota, versuchten verzweifelt, sich zu befreien. Ein kräftiger Mann, der Stiefel trug, trat gegen ein Fenster, konnte es aber nicht zum Bersten bringen. Die Menschen schrien und brüllten. Die Sirenen kamen näher. Wally hatte einen Buick ins Visier genommen, dessen Fahrer bewusstlos schien. Oscar verteilte Visitenkarten an alle.
Mitten in diesem Chaos war plötzlich die dröhnende Stimme eines jungen Mannes zu hören. »Bleiben Sie von unseren Mandanten weg!«, brüllte er, und aller Augen richteten sich auf ihn. Es war eine erstaunliche Szene. David Zinc stand neben der Bushaltestelle, ein großes, schartiges Metallstück von einem der Autowracks in der Hand, und fuchtelte damit vor dem Gesicht eines sehr erschrockenen Vince Gholston herum, der entsetzt zurückwich.
»Das sind unsere Mandanten!«, sagte David wütend. Er sah völlig irre aus, und
Weitere Kostenlose Bücher