Verteidigung
Bundesgericht wird – und das wird es, weil das Krayoxx-Verfahren landesweit gehen wird –, können wir uns an eine auf Sammelklagen spezialisierte Kanzlei dranhängen. Niemand geht davon aus, dass es bei diesen Fällen eine Verhandlung geben wird, und wenn die Gespräche für einen Vergleich losgehen, müssen wir bei einer der großen Kanzleien angedockt haben.«
Wieder hörte sich Wally so gut informiert an, dass David ihm am liebsten geglaubt hätte. Aber er war schon lange genug in der Kanzlei, um zu wissen, dass Wally noch nie eine Sammelklage vor Gericht gebracht hatte. Und Oscar auch nicht.
Die Tür zu Oscars Büro ging auf, und er kam heraus, wie immer mit einem Stirnrunzeln im Gesicht und müde aussehend. »Was ist das?«, fragte er freundlich. Niemand antwortete. Er ging zum Tisch, nahm sich einen der Briefe und ließ ihn sofort wieder fallen.
Gerade als er etwas sagen wollte, ging die Haustür auf, und ein großer, kräftiger, ausgiebig tätowierter Prolet stürmte herein und brüllte: »Wer von euch ist Figg!?«
Ohne zu zögern, deuteten Oscar, David und sogar Rochelle auf Wally, der mit weit aufgerissenen Augen dasaß und wie erstarrt wirkte. Hinter dem Eindringling stand ein Flittchen in einem gelben Kleid – DeeAnna Nuxhall aus dem Scheidungsgericht – und kreischte: »Das ist er, Trip, der kleine Dicke da!«
Trip marschierte geradewegs auf Wally zu, als wollte er ihn umbringen. Der Rest der Kanzlei wich zurück und überließ Wally seinem Schicksal. Trip ballte die Hände zu Fäusten, beugte sich über Wally und sagte: »Jetzt hör mal gut zu, du kleine Ratte! Wir werden am Samstag heiraten, und daher muss mein Mädchen morgen geschieden sein. Wo ist das Problem?«
Wally, der immer noch saß und in Erwartung einer Tracht Prügel bereits den Kopf eingezogen hatte, erwiderte: »Nun ja, ich warte noch auf mein Honorar.«
»Sie hat doch versprochen, dich später zu bezahlen, oder nicht?«
»O ja, hab ich«, pflichtete DeeAnna bei.
»Wenn Sie mich anfassen, lasse ich Sie verhaften«, sagte Wally. »Und wenn Sie dann im Gefängnis sitzen, können Sie nicht heiraten.«
»Ich hab dir doch gesagt, dass er ein Klugscheißer ist«, meinte DeeAnna.
Weil Trip unbedingt etwas schlagen musste, aber noch nicht so weit war, Wally zu verprügeln, fegte er einen Stapel Krayoxx – Briefe vom Tisch. »Bring das mit der Scheidung in Ordnung, Figg! Ich werde morgen im Gerichtssaal sein, und wenn mein Mädchen dann nicht geschieden wird, werde ich dir vor allen Leuten in deinen fetten kleinen Arsch treten.«
»Rufen Sie die Polizei!«, brüllte Oscar in Rochelles Richtung, die jedoch viel zu verängstigt war, um sich zu bewegen.
Trip brauchte etwas mehr Drama, daher griff er sich ein dickes Jurabuch vom Tisch und warf es durch eines der Fenster, die auf die Straße hinausgingen. Glas splitterte und regnete auf die Veranda. AJ jaulte und verzog sich unter Rochelles Schreibtisch.
Trip bekam einen starren Blick. »Ich brech dir das Genick, Figg. Hast du das verstanden?«
»Knall ihm eine, Trip«, drängte DeeAnna.
Davids Blick ging zum Sofa, wo Wallys Aktenkoffer lag. Zentimeterweise bewegte er sich darauf zu.
»Wir sind morgen im Gerichtssaal. Und Sie, Figg? Werden Sie auch da sein?« Trip kam noch einen Schritt näher. Wally machte sich auf Hiebe gefasst. Rochelle ging auf ihren Schreibtisch zu, was Trip aber gar nicht gefiel. »Nicht bewegen. Du rufst die Polizei jetzt nicht!«
»Rufen Sie die Polizei!«, brüllte Oscar noch einmal, doch er machte keine Anstalten, es selbst zu tun. David kam dem Aktenkoffer langsam näher.
»He, Figg, rede mit mir«, verlangte Trip.
»Er hat mich vor Gericht lächerlich gemacht«, greinte Dee-Anna. Es war klar, dass sie Blut sehen wollte.
»Weißt du eigentlich, dass du ein richtiger Kotzbrocken bist?«, sagte Trip.
Wally wollte gerade etwas Intelligentes erwidern, als Trip schließlich doch noch handgreiflich wurde. Er gab Wally einen Stoß, einen leichten Schubs, der angesichts der vorangegangenen Eskalation harmlos wirkte, aber eindeutig ein tätlicher Angriff war. »Passen Sie bloß auf 1 .«, brüllte Wally und gab Trip einen Klaps auf die Hand.
Da öffnete David blitzschnell den Aktenkoffer und holte den schwarzen.44 Magnum Colt heraus. Er konnte sich nicht erinnern, ob er jemals im Leben einen Revolver angefasst hatte, und er war sich nicht sicher, ob er es jetzt schaffte, ohne sich die Hand abzuschießen, aber er wusste immerhin, dass er besser die Finger
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