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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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vom Abzug ließ. »Hier, Wally«, sagte er, während er die Waffe auf den Tisch legte. Wally griff sich den Revolver und sprang auf. Das Kräfteverhältnis hatte sich entscheidend verändert.
    Mit einer Stimme, die plötzlich mehrere Oktaven höher lag, stammelte Trip: »Ach du Scheiße«, und machte einen großen Schritt nach hinten. DeeAnna duckte sich hinter ihm und fing an zu wimmern. Rochelle und Oscar waren genauso überrascht wie Trip. Wally richtete den Revolver nicht auf Trip, jedenfalls nicht direkt, aber die Art, wie er damit umging, ließ wenig Zweifel daran, dass er innerhalb von Sekunden einige Schüsse abgeben konnte und auch würde.
    »Als Erstes will ich eine Entschuldigung«, sagte er, während er auf Trip zuging, der plötzlich nicht mehr allzu großspurig auftrat. »Sie haben vielleicht Nerven! Kommen einfach hierher und stellen Forderungen, obwohl Ihre Freundin ihre Rechnung nicht bezahlt.«
    Trip, der sich zweifellos mit Schusswaffen auskannte, starrte den Colt an und sagte kleinlaut: »Ja, Sie haben ja recht, Mann.«
    »Ms. Gibson, rufen Sie die Polizei«, sagte Wally. Rochelle griff zum Telefon und wählte den Notruf. AJ steckte den Kopf unter dem Schreibtisch hervor und knurrte Trip an.
    »Ich will dreihundert Dollar für die Scheidung und zweihundert für das Fenster«, verlangte Wally. Trip ging noch ein paar Schritte rückwärts. DeeAnna hinter ihm war praktisch unsichtbar.
    »Ganz ruhig, Mann«, sagte Trip, der Wally beide Handflächen entgegenhielt.
    »Oh, ich bin ganz ruhig.«
    »Tu doch was, Baby«, sagte DeeAnna.
    »Und was, bitte? Hast du gesehen, wie groß das Ding ist?«
    »Können wir nicht einfach wieder gehen?«, fragte sie.
    »Nein«, erwiderte Wally. »Erst wenn die Polizei hier ist.« Er hielt die Waffe einige Zentimeter höher, achtete aber immer noch darauf, nicht direkt auf Trip zu zielen.
    Rochelle schlich sich von ihrem Schreibtisch weg und ging in die Küche.
    »Ganz ruhig, Mann«, flehte Trip. »Wir gehen jetzt.«
    »Nein, ihr geht nicht.«
    Die Polizei kam innerhalb weniger Minuten. Trip wurden Handschellen angelegt, dann verfrachtete man ihn auf den Rücksitz eines Streifenwagens. DeeAnna brach in einen Heulkrampf aus, was jedoch ohne Wirkung blieb. Dann versuchte sie, mit den Polizeibeamten zu flirten, und war damit schon etwas erfolgreicher. Schließlich wurde Trip aber doch wegen tätlichen Angriffs und Vandalismus auf das Revier gebracht.
    Als die ganze Aufregung vorbei war, gingen Rochelle und Oscar nach Hause und überließen es Wally und David, die Glassplitter zusammenzukehren und die Krayoxx-Briefe fertig zu machen. Die beiden schrieben noch eine Stunde lang wie die Roboter Wallys Namen und diskutierten dabei, was sie mit dem kaputten Fenster machen sollten. Es konnte erst am nächsten Tag ersetzt werden, und eine Nacht ohne Fenster würde die Kanzlei kaum überstehen. Preston war keine gefährliche Gegend, aber niemand ließ den Schlüssel im Auto stecken oder die Haustür unverschlossen. Wally hatte gerade beschlossen, in der Kanzlei zu schlafen – auf dem Sofa neben dem Tisch, mit AJ in der Nähe, den Colt griffbereit –, als die Haustür aufging und DeeAnna hereinkam.
    »Was machen Sie hier?«, fragte er.
    »Wally, wir müssen reden.« Ihre Stimme klang unsicher und erheblich sanfter als vorhin. Sie setzte sich auf einen Stuhl neben Rochelles Schreibtisch und schlug die Beine so übereinander, dass möglichst viel nackte Haut zu sehen war. Sie hatte ausgesprochen schöne Beine und trug immer noch die mörderischen Stilettos, die er bereits am Morgen im Gerichtssaal bewundert hatte.
    »Oh, là, là«, murmelte Wally. »Worüber möchten Sie denn mit mir reden?«
    »Ich glaube, sie hat getrunken«, flüsterte David, während er fleißig unterschrieb.
    »Ich weiß nicht, ob ich Trip heiraten soll oder nicht«, verkündete sie.
    »DeeAnna, er ist ein grober Klotz, ein Versager. Sie finden bestimmt etwas Besseres.«
    »Aber ich will diese Scheidung, Wally. Können Sie mir denn nicht helfen?«
    »Dann bezahlen Sie mich.«
    »Bis zum Gerichtstermin morgen schaffe ich es nicht, das Geld zu besorgen. Ich schwöre, dass das die Wahrheit ist.«
    »Dann haben Sie Pech gehabt.«
    David dachte insgeheim, dass er alles getan hätte, um die Scheidung voranzutreiben, damit DeeAnna und Trip endlich Ruhe gaben. Dreihundert Dollar waren die Mühe nicht wert.
    Sie wechselte das Bein, und ihr Kleid rutschte noch ein Stück höher. »Vielleicht können wir das ja auch anders

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