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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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hielt ein Dokument in die Höhe. »Haben Sie das gelesen?«
    »Was ist das?«
    »Unser Vertrag mit Jerry Alisandros und Zell & Potter. Acht Seiten, eine Menge Kleingedrucktes, bereits von meinem Juniorpartner unterschrieben, obwohl er den Vertrag nicht ganz gelesen haben dürfte. Hier steht, dass wir uns verpflichten, fünfundzwanzigtausend Dollar zu den Prozesskosten beizutragen, und zwar im Voraus. Figg hat das mir gegenüber nie erwähnt.«
    Rochelle zuckte mit den Achseln. Das war das Problem ihrer Chefs, nicht ihres.
    Doch Oscar war nicht zu stoppen. »Außerdem steht hier, dass unser Honorar vierzig Prozent von jedem Fall beträgt, wovon jedoch die Hälfte an Zell & Potter geht. Im Kleingedruckten steht, dass der Prozessausschuss ein Honorar in Höhe von sechs Prozent bekommt, ein kleiner Bonus für die Staranwälte, weil sie ja so hart arbeiten müssen, und diese sechs Prozent werden als Erstes von unserem Anteil an der Entschädigungssumme abgezogen. So, wie ich das sehe, verlieren wir sechs Prozent von unserem Anteil, bleiben noch vierunddreißig Prozent, die wir mit Alisandros teilen müssen, der natürlich noch einen Batzen von den sechs Prozent bekommt. Werden Sie daraus klug, Ms. Gibson?«
    »Nein.«
    »Dann sind wir ja schon zu zweit. Wir werden gnadenlos über den Tisch gezogen, und jetzt müssen wir auch noch fünfundzwanzigtausend Dollar an Prozesskosten vorstrecken.« Oscar hatte ein hochrotes Gesicht und sah andauernd zu Wallys Tür hinüber, doch im Moment war Wally vor ihm sicher.
    David kam die Treppe hinunter. »Haben Sie das gelesen?«, fragte Oscar wütend, während er ihm mit dem Vertrag vor dem Gesicht herumfuchtelte.
    »Was ist das?«
    »Unser Vertrag mit Zell & Potter.«
    »Ich habe ihn schnell mal durchgesehen«, sagte David. »Sieht ziemlich einfach aus.«
    »Ach, finden Sie? Haben Sie den Teil gelesen, in dem es um den Vorschuss von fünfundzwanzigtausend Dollar für die Prozesskosten geht?«
    »Ja, und ich habe Wally danach gefragt. Er sagt, dass wir zur Bank gehen, die Kreditlinie der Bank ausreizen und das Geld zurückzahlen, wenn der Vergleich durch ist.«
    Oscar sah Rochelle an, die seinen Blick erwiderte. Welche Kreditlinie?, dachten beide.
    Oscar machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch dann drehte er sich um, stürmte in sein Büro und knallte die Tür hinter sich zu. »Was war das denn?«, fragte David.
    »Wir haben keine Kreditlinie«, erklärte Rochelle. »Mr. Finley macht sich Sorgen darüber, dass die Krayoxx-Klage nach hinten losgehen und uns in den Bankrott treiben wird. Es wäre zwar nicht das erste Mal, dass uns einer von Figgs Fällen um die Ohren fliegt, aber es könnte durchaus der mit dem größten Schaden werden.«
    David sah sich verstohlen um und kam einen Schritt näher. »Kann ich Sie mal was fragen? Ganz im Vertrauen?«
    »Ich weiß nicht.« Rochelle wich vorsichtshalber einen Schritt zurück.
    »Die beiden sind doch schon lange im Geschäft. Oscar über dreißig Jahre und Wally über zwanzig. Haben sie irgendwo Geld gebunkert? Hier in der Kanzlei ist nichts, also habe ich mir gedacht, dass es irgendwo anders sein muss.«
    Rochelle sah sich ebenfalls um und erwiderte dann: »Ich weiß nicht, wo das Geld hingeht. Dass Oscar was zur Seite gelegt hat, glaube ich nicht, weil seine Frau alles ausgibt. Sie hält sich für etwas Besseres und braucht Geld, um den Schein zu wahren. Und Wally? Wer weiß? Ich vermute, er ist genauso pleite wie ich. Aber das Haus ist schuldenfrei und gehört beiden.«
    Davids Blick ging automatisch zu den Rissen in der Decke. Lass es, sagte er sich. »Hat mich nur interessiert, das ist alles.«
    Aus Mr. Figgs Büro drang das schrille Gelächter einer Frau.
    David griff nach seinem Mantel. »Ich gehe.«
    »Ich auch«, sagte Rochelle.
     
    Als Wally mit DeeAnna aus seinem Büro kam, waren alle weg. Sie machten schnell das Licht aus, sperrten die Haustür ab und stiegen in DeeAnnas Auto. Wally war nicht nur begeistert davon, eine neue Bettgefährtin zu haben, sondern freute sich auch, dass sie ihn bereitwillig in der Gegend herumfuhr. Es dauerte noch sechs Wochen, bis er seinen Führerschein wiederbekam, doch bei einem so heißen Fall wie Krayoxx musste er mobil sein. DeeAnna hatte sofort die Möglichkeit genutzt, sich Vermittlungsprovisionen zu verdienen – fünfhundert Dollar in bar für einen Todesfall, zweihundert für einen Fall ohne Todesfolge. Was sie aber wirklich faszinierte, waren Wallys Prophezeiungen darüber, wie er

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