Verteufelte Lust - Kinky Munich 1 (German Edition)
ob sie ihn beobachtete. Ariella war nah, doch sie zeigte sich nicht. Sicher hatte sie Angst vor ihm, verachtete ihn.
Verdammt, Bane , dachte er, hör auf über das Vögelchen nachzudenken und überleg dir lieber, wo du einen neuen Engel herbekommst!
Verfluchte Scheiße, er wollte keinen anderen Engel, hatte sich sogar extra für sie seinen geliebten Dreitagebart rasiert, der ihn bedrohlicher erscheinen ließ. Aber dann würde Vater ihn vernichten. Doch selbst das war ihm egal. So ein dämlicher, unfähiger Dämon, wie er einer war, verdiente es ohnehin nicht, der zukünftige Herrscher des Bösen zu werden.
Ob sie sich zeigen würde, wenn er eines der Kinder entführte, die durch den großen Brunnen liefen, um sich von den Fontänen erfrischen zu lassen? Und was würde er dann mit Ariella machen? Mit ihr reden? Sich entschuldigen?
Grundgütiger, gewiss nicht. Er war ihr Erzfeind! Was interessierte es ihn, wie es ihr ging?
Er drehte dem Brunnen den Rücken zu und schielte zum Karlstor, über dessen weißen Zinnen tiefblau der Himmel hing. Zu beiden Seiten erstreckten sich in einem Halbkreis die mehrstöckigen Rondellbauten mit den Einkaufspassagen. Da oben musste sie irgendwo sein. Von dort spürte er ihre reine Macht. Nein, jetzt fühlte er ihre Präsenz weiter rechts, und zwar am Boden, vor dem Eingang zur Buchhandlung Hugendubel. Ariella bewegte sich in Richtung McDonald’s, änderte ständig ihre Position.
Banes Nervosität wuchs. Suchte sie seine Nähe?
Wie aus dem Nichts tauchten seine Geschwister vor ihm auf: Mort, Xadist, Maja und Ilka – wie immer ganz in schwarz gekleidet. Klischeehaft. Es war an der Zeit, damit zu brechen, daher hatte er sich heute für Blue Jeans und ein violettes T-Shirt entschieden. Beides hatte er vor zwei Stunden aus dem gegenüber liegenden Kaufhof mitgenommen, dazu graue Turnschuhe.
»Wieso lungerst du hier so faul rum?«, maulte Mort und trat ihm gegen den Fuß. »Meinst du, nur weil du einen Engel gefangen hast, brauchst du nichts mehr tun? Und wo ist die Kleine überhaupt?«
»Verpiss dich«, erwiderte Bane, ohne seinen Bruder anzusehen.
Mort stürzte knurrend auf ihn zu, seine Pupillen vor Wut zu Schlitzen verengt wie bei einer Schlange, aber Xadist riss ihn zurück. »Beherrsche dich. Er hat den Engel. Ohne ihn wird keiner von uns Vaters Nachfolger.«
Bane lächelte überheblich. Wenn sie wüssten …
Während seine Brüder schimpfend mit Maja davonstapften und Mort meckerte, weil Vater wegen der Engelseele in Hochstimmung war, blieb Ilka bei ihm.
»Mach dich mal nicht so breit.« Sie drängte ihn ein Stück zur Seite, um sich neben ihm auf den Stein zu setzen.
»Was willst du?«, murmelte er.
Ilka war ihm von seinen Geschwistern noch die liebste. Sie waren eng miteinander aufgewachsen, denn Ilkas Mutter war seine Amme gewesen. Trotzdem wollte er jetzt allein sein. Allein mit seinem Engel. Sie hatte sich zurückgezogen, das spürte er. Nun befand sie sich irgendwo hinter ihm, wo das Kaufhaus lag.
»Ich weiß, was mit dir los ist«, sagte Ilka, wobei sie an ihrer schwarzen Netzstrumpfhose zupfte.
Ihm wurde heiß und kalt. Dennoch antwortete er so kühl er konnte: »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.« Ilkas Mutter war eine dämonische Orakelpriesterin, eine Seherin, gewesen. Ilka stand Vater mit Rat zur Seite, da sie die Fähigkeiten ihrer Mutter geerbt hatte.
Sie räusperte sich und senkte die Stimme. »Du hast Gefühle für sie, nicht wahr? Romantische Gefühle.«
Bane starrte seine Halbschwester an und sie musterte ihn, als ob sie in seinen Geist eindringen wollte.
Wurde das ein Erpressungsversuch?
Zu seiner Überraschung flüsterte sie: »Ich werde den anderen nichts sagen«, und stand auf. Sie nickte über ihre Schulter, als wüsste sie, dass Ariella dort hinten war, und verschwand ohne ein weiteres Wort in dieselbe Richtung wie ihre Geschwister.
Verflixt und zugenäht! Wenn Ilka wusste, was mit ihm los war, würde Vater bestimmt herausfinden, dass er das Engelchen nicht mehr in seiner Gewalt hatte. Wenn es ihm Ilka nicht längst gesagt hatte. Immerhin war sie seine engste Beraterin.
Bane hatte sich nach der Sache im Klub nicht mehr in der Unterwelt blicken lassen. Alle sollten denken, er hielt Ariella hier oben gefangen. Er konnte sie ja schlecht mit nach unten nehmen. Die dämonischen Horden würden durchdrehen und über sie herfallen. Ein Engel in der Unterwelt … das war in etwa so, als würde man blutiges Fleisch in ein Haifischbecken
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