Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)
Hornhauttrübung gibt es bei 0 , 5 Prozent der Patienten. Selten können Entzündungen auftreten. Aber die Methode ist so sicher, dass man durchaus auch zwei Augen auf einmal mit der Lasik-Methode operieren kann, ohne ein großes Risiko einzugehen.
JENS LUBBADEH
Zahnarroganz
Karies? Parodontose? Plomben? Kenne ich nicht. Wie man mit perfekten Zähnen lebt.
Besuche beim Zahnarzt sind ja eigentlich eher negativ konnotiert. Nicht aber für mich. Für mich sind sie so aufregend wie Achterbahn-Fahren auf dem Hamburger
Dom
oder die Wildwasserbahn im
Phantasialand
. Alle zehn Jahre gönne ich mir den Spaß. Ich weiß, das ist viel zu selten. Aber Sie müssen wissen – ich kann es mir leisten.
Warum? Jedenfalls nicht, weil ich mein Leben schokoladenfrei gestalte und zehnmal am Tag die Zähne putze. Ich hatte einfach Glück im großen Spiel der Evolution. Bei den Genen für guten Speichel und gute Zahnstruktur habe ich einen Sechser im Lotto erwischt. Ich bin plombenfrei – seit 40 Jahren. Karies und Parodontose kenne ich nur aus der Zahnpasta-Werbung. Und Kronen sind für mich Dinge, die Könige auf ihren Köpfen tragen. Würden wir noch in der Steinzeit leben, würden
Sie
aussterben und
ich
meine Gene weitergeben.
Um Sie zu beruhigen – dafür habe ich in den Kategorien Immunsystem und Rücken richtiges Verlierer-Erbgut zugeteilt bekommen. Ich habe fast das ganze Jahr über Heuschnupfen, muss einen großen Bogen um Katzen, Hunde, Pferde und Milben machen. Und wenn ich länger als zwei Stunden stehe, kriege ich Rücken. Wenn ich also ins Zahnarzt-Phantasialand gehe, mache ich das, um mir kalkulierten Nervenkitzel zu verschaffen. Ich weiß ja, dass mir dort nicht wirklich etwas passieren kann.
Für gewöhnlich reagieren Zahnärzte auf mich auf zweierlei Weise: Entweder sind sie genervt und bitten mich, nicht wiederzukommen. Oder sie versuchen, mir Angst zu machen und mir Zusatzbehandlungen und überteuerte Zahnreinigungen aufzuschwatzen.
Was für mich unterhaltsamer Zeitvertreib ist, ist für viele andere in meinem Bekanntenkreis bitterer und häufig genug auch blutiger Ernst. Wenn sie von den großen Spritzen und den sirrenden Bohrern berichten, die die Männer in den weißen Kitteln in ihre Münder und Zahnlöcher rammen, muss ich jedes Mal an den Film-Schocker «Der Marathon-Mann» denken, in dem Dustin Hoffmann von einem fiesen KZ -Zahnarzt gefoltert wird. Dann bin ich der Evolution dankbar für die Gnade meiner guten Gene.
Tatsächlich kann ich nur auf ein einziges schockierendes Zahnarzterlebnis zurückblicken – an dem aber nicht meine Zähne, sondern mein Kieferorthopäde Schuld trägt (siehe auch S. 86 ). Vor 25 Jahren entschied dieser, dass meine vier kerngesunden Weisheitszähne seiner Zahnspange im Weg waren. Hätte ich geahnt, was mich beim Zahnarzt erwartete, hätte ich die Zahnspangenbehandlung sofort abgebrochen.
Die Zähne saßen so fest, dass der Arzt irgendwann die Zange zu Hilfe nehmen musste und sich mit seinem Fuß gegen meinen Stuhl stemmte. Irgendwann hatte der völlig erschöpfte Mann zwei Zähne und mindestens einen halben Liter Blut aus mir herausgeholt. Für die restlichen beiden hatten weder er noch ich die Kraft, weswegen sie mir bei einem anderen Termin entfernt werden sollten. Dazu kam es dann aber nicht mehr. Zu verbissen war – im Wortsinn – mein Widerstand.
Doch das ist lange her. Zu lange, denke ich manchmal. Was ist, wenn mich die Evolution irgendwann doch noch im Stich lässt? Ob ich mit 67 noch lernen werde, die Plombe zu lieben? Dann mache ich im Rentenalter eine Erfahrung, die andere mit normalen Genen spätestens mit 16 gemacht haben. Sehr ungern würde ich mich dann beim Zahnarztstuhl anstellen wie ein Pubertierender. Auch deswegen gehe ich noch ab und zu zum Zahnarzt, um mich wenigstens ein bisschen abzuhärten.
Über meine Luxuszähne rede ich eigentlich nicht so gerne. Im Bekanntenkreis schon gar nicht, zu viele Neider. Und wage ich es mal, auf das abendliche Zähneputzen vor dem Zubettgehen zu verzichten – aus reiner Faulheit natürlich –, geht meine Freundin regelmäßig in die Luft. Spätestens, wenn ich mein «Ich kann es mir eben leisten» bringe. «Zahnarroganz», wirft sie mir dann vor. So einer wie ich wisse den Segen seiner Superzähne gar nicht zu schätzen.
Ich versuche, es zu tun. Bei meinem nächsten Zahnarztbesuch im Jahr 2022 .
Wie sich Karies bildet
Naturgesunde Zähne heißt das, was ich habe. Und sie sind selten: Nur knapp ein Prozent
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