Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)
angeschrien: «Hast du noch nie was von Schlafhygiene gehört? Mach jetzt endlich diesen Fernseher aus und leg dich hin, du Glotzjunkie – ich muss pennen!» Wir hatten die Diskussion täglich, er brüllte: «Du durchgedrehter Penn-Nazi!» Am Ende fügte er sich doch – weil er die Entschlossenheit in meinen müden Augen gesehen hat.
Schlafhygiene bedeutet nämlich zuallererst, dass man dann schlafen geht, wenn man müde ist. Man muss sofort handeln, ohne auf die richtige Uhrzeit zu warten oder darauf, dass Menschen, die mit einem das Schlafzimmer teilen, ins Bett wollen. Wer schlafen will, hat ein Recht auf Ruhe, das sollte ins Grundgesetz aufgenommen werden! Denn wenn man seine Müdigkeit übergeht, wird man wieder wach und kann später nicht einschlafen. Schlafhygiene heißt weiterhin, dass man störende Faktoren möglichst ausschließt (zum Beispiel laute Brüder im Zimmer), und falls das nicht geht, sich entsprechend wappnet, zum Beispiel mit Ohrstöpseln. Außerdem kann immer irgendein Idiot auf der Straße vor dem Haus hupen oder im Treppenhaus die Tür knallen. Selbst die Person, die einem am nächsten liegt, kann auf einmal anfangen, im Traum zu sprechen, oder noch schlimmer, zu schnarchen. Das Risiko ist viel zu groß, dass man davon aufwacht und nicht mehr einschläft. Also kein Schlaf ohne Ohrstöpsel!
Aber gute Schlafhygiene beginnt schon lange, bevor man ins Bett geht. Erstens mit körperlicher Betätigung während des Tages. Der Mensch ist dazu geschaffen, sich zu bewegen – wie soll man abends müde sein, wenn man den ganzen Tag nur am Schreibtisch gesessen hat?
Zweitens ist es essenziell, dass zwischen der letzten Mahlzeit und dem Schlafen nicht zu viel Zeit vergeht. Wenn das letzte Mahl des Tages sparsam war, höchstens drei Stunden, eher weniger. Viele Menschen denken, dass man dick wird und schlecht schläft, wenn man spät isst – das ist Quatsch. Außerdem: Der Löwe isst und legt sich dann schlafen, was könnte also physiologisch sinnvoller sein, als es genauso zu machen? Auch der Mensch ist nicht dazu gemacht, hungrig zu Bett zu gehen. Denn in der Evolutionsgeschichte war es kein guter Zeitpunkt zu schlafen, wenn man hungrig war – es konnte schließlich eine Weile dauern, bis man das nächste Essen finden würde. Es war also definitiv besser für das Überleben, nicht allzu entspannt zu pennen, wenn man nichts zu essen hatte. Man muss ja nicht gleich wie ein Löwe ein halbes Gnu im rohen Zustand verschlingen, das könnte den Schlaf tatsächlich erschweren. Aber ein Käsebrot vor dem Schlafengehen ist perfekt. Zusätzlich zu dem Effekt, dass man was im Magen hat, enthalten alle Milchprodukte, also auch Käse, die Aminosäure Tryptophan, die den Schlaf fördert. Ich behaupte nicht, dass ein Käsebrot alle Schlafprobleme löst, aber eine Freundin, die häufig nicht einschlafen konnte, ist nach dem Genuss von Käsebrot kurz vor dem Zubettgehen zumindest schneller eingeschlummert.
Weiterhin wichtig: die Dunkelheit im Schlafzimmer. Licht zerstört Melatonin, das Hormon, das uns schläfrig macht. Ich schlafe deshalb immer mit Schlafbrille. Wenn ich nachts mal aufs Klo muss, mache ich kein Licht, sonst wäre ich sofort hellwach! Ich habe gelernt, mich im Dunkeln zu bewegen. Zugegeben, manchmal, wenn ich bei Freunden zu Besuch bin, gibt es schwierige Situationen. Menschen erschrecken, wenn sie mir nachts im Dunkeln begegnen – ich nicht, denn ich trage ja eine Schlafbrille.
Eine Freundin stand mal verzweifelt am frühen Morgen vor ihrer Toilettentür, ich war im Bad. Sie rüttelte an der Tür – geschlossen. Und kein Licht leuchtete durch den Türspalt. «Hat da irgendein Idiot von außen abgesperrt?», hörte ich sie fluchen. Ich hatte kein Licht gemacht, mir reichte das rote Lämpchen der elektrischen Zahnbürste, um mich zu orientieren. Natürlich antwortete ich ihr nicht, meine eigene Stimme hätte mich viel zu wach gemacht. Ich wartete, bis sie auf dem Weg zur anderen Toilette der Wohnung war, und schlich mich dann wieder ins Bett.
Es ist nicht immer einfach, eine gute Schlafhygiene zu leben. Aber wenn ich morgens ausgeruht aufstehe, weiß ich: Es hat sich gelohnt.
«Nachts kein helles Licht einschalten.»
Schlafforscher Göran Hajak, Professor und Klinikdirektor in Bamberg, gibt Tipps für gesunden Schlaf.
Genetisch ist vorgegeben, dass und wie viel wir schlafen müssen – und wenn man diesen Vorgang stört, dann bedeutet das Stress. Der wiederum verändert den Stoffwechsel,
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