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Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Titel: Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Jötten
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Prüfstein für soziale Beziehungen. Die echten, wahren Freunde werden einen nie hängenlassen, wenn man noch um 23 . 39 Uhr verzweifelt um eine warme Dusche bettelt. Umgekehrt wird die Dusche aber auch instrumentalisiert. Leute, die auf dem Berg wohnten und niemals Besuch bekamen, nutzten sie als perfides Lockmittel: «… du kannst auch bei mir duschen», wurde ein beliebter Nachsatz. Andere wiederum kamen mit dem Duschtourismus nicht klar und fühlten sich ausgenutzt. Meine damalige Freundin warf mir sogar vor, ich sei nur wegen ihrer Dusche mit ihr zusammen. Immerzu fürchtete sie, dass ich sie für eine Frau mit Badewanne verlassen könnte.
    Keine Dusche zu haben, hat auch Vorteile: Niemals zuvor hatte ich so gute Haut wie in dieser Zeit. Zu viel Duschen ist nämlich gar nicht gut (siehe Infoteil). Meinen Mitbewohnerinnen ging es ebenso. In Tübingen fielen wir nicht nur mit unseren ständig nassen Haaren auf, sondern auch mit unserer makellosen Haut. Selbst für das Zusammenleben war die fehlende Dusche von Vorteil: Die Notsituation schweißte uns zusammen, und den Haupt- WG -Konfliktherd, die legendären Haare im Duschsieb, kannten wir nur aus Erzählungen. Allerdings wurde das strapazierte Waschbecken oft zum Bakterien- und in der Folge dann zu unserem Konfliktherd.
    Jesus duschte in der Wüste 40 Tage nicht, Steve Jobs unterließ es fast sein ganzes Leben, weil er glaubte, dass ihm das Wasser die Lebenskräfte rauben würde. Macht ein Dusch-Zölibat genial? Jedenfalls fällt man auf – aber nicht so, wie Sie jetzt vielleicht denken. Man hat immer ein Partythema, und es lockt wider Erwarten sogar Leute an. Die typische Reaktion ist erst einmal Fassungslosigkeit, gefolgt von Faszination. Männer finden die Vorstellung, duschlos zu leben, in der Regel cool, Frauen haben Mitleid und bieten einem spontan ihre Dusche an.
    Aber es geht sogar noch asketischer: Ein Bekannter von mir lebte ohne Kühlschrank. Seine Lebensmittel verwahrte Kalle im Keller. Morgens beim Frühstück wischte er die Mäuseknödel am Gouda einfach kommentarlos weg. An permanent nasse Haare und alte Unterhosen im Rucksack habe ich mich mit der Zeit gewöhnen können. Aber Frühstück bei Kalle blieb immer eine Herausforderung.
    Die drei duschlosen Jahre haben mich Demut gelehrt. Als ich Tübingen verließ und das erste Mal wieder unter dem warmen Brausestrahl einer eigenen Dusche stand, vergoss ich unter dem warmen Brausestrahl einige Tränen.
    Duschen ist eine phantastische Sache und ein Luxus, den wir uns hin und wieder ins Bewusstsein rufen sollten, wenn wir wieder mal über iPhones mit mieser Navigation schimpfen. Denn so viel ist klar: Fürs Duschen gibt es keine App.
    Richtig duschen
    Erfunden haben sie die alten Griechen, aber dann geriet die Dusche 2000 Jahre lang in Vergessenheit. Erst das französische Militär entdeckte sie im 19 .Jahrhundert aus Hygienegründen wieder. 15 Liter Wasser rauschen pro Minute durch den Kopf einer Dusche. Etwa 80 Liter verbraucht man bei einem durchschnittlichen Duschgang.
    Wie oft man maximal duschen sollte, ist je nach Hauttyp unterschiedlich. Schweiß und Fett halten die Haut geschmeidig und sorgen für ein leicht saures Milieu, auf dem Bakterien und Pilze wachsen. Dieser sogenannte Säureschutzmantel verhindert, dass gefährliche Keime in den Körper eindringen können. Beim Duschen werden die Fettsäuren jedoch abgewaschen und der Schutzmantel angegriffen. Für die meisten Menschen mit normalem Hauttyp oder mit leicht fettiger Haut ist einmal duschen am Tag in Ordnung. Leute mit trockener Haut sollten seltener duschen, sonst befördern sie die Bildung von Ekzemen. Rötungen und Schuppen sind erste Warnzeichen.
    Je kürzer man duscht, desto besser. Drei Minuten, raten Experten. Und lauwarm statt heiß, sonst werden zu viele Fette von der Haut gelöst. Die ideale Wassertemperatur liegt zwischen 32 und 38 Grad. Wer es aushält, sollte zum Schluss den Strahl auf kalt stellen – das regt die Durchblutung an.
    Seife wäscht Fette aus und greift damit den Säureschutzmantel zusätzlich an, daher sollte man mit ihr sparsam umgehen und Duschgele mit leicht saurem pH-Wert von 5 , 5 verwenden. Die meisten Hautpartien müssen ohnehin nicht mit Duschgel gereinigt werden. Keine gute Idee ist es, Shampoo zur Reinigung des Körpers zu verwenden, weil es noch stärker entfettet als Duschgel.

FREDERIK JÖTTEN

Darf’s ein Gläschen mehr sein?
    In der Sprechstunde lügen Patienten ihren Alkoholkonsum herunter, und

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