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Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Titel: Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Jötten
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Neujahrstag verkatert aufwache und mich so fühle, als ob ich meine Gesundheit ruiniert hätte.
    «Die Leber baut Kanzerogene unter Alkohol schlechter ab.»
    Der Vorsitzende der Stiftung Biomedizinische Alkoholforschung, Manfred Vincenz Singer, über die richtige Menge Alkohol.

    Laut Weltgesundheitsorganisation WHO gehen Männer ein geringes Risiko ein, wenn sie weniger als 20 Gramm reinen Alkohol am Tag trinken – das entspricht einem Viertelliter Wein oder einem halben Liter Bier. Für Frauen gilt die Hälfte davon als verträglich. Chronischer Alkoholkonsum ist ein Risikofaktor für eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung und für viele Krebserkrankungen. Die Leber baut krebserregende Substanzen normalerweise ab – unter Alkoholeinfluss allerdings viel schlechter, weil sie bevorzugt den Alkohol abbaut. So steigt die Konzentration der Kanzerogene im Blut, und sie werden durch den Kreislauf zu den vorgeschädigten Schleimhäuten gebracht. Das ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum schon ab drei großen Bieren pro Tag oder einer Flasche Wein das Risiko um das Dreizehnfache steigt, an Mundhöhlen- oder Speiseröhrenkrebs zu erkranken. Wer zusätzlich raucht, erhöht sein Tumor-Risiko gar um das Vierzigfache.

JENS LUBBADEH

Gefährliche Trinktipps
    Manche Erfahrungen muss man selber machen. Zum Beispiel die, dass nicht alle Trinktipps stimmen.
    Andi war Vollprofi: «Du musst Fischöl nehmen», sagte er.
    Wir saßen in meinem Wohnzimmer, vor uns auf dem Tisch standen zwei voll eingeschenkte Weizengläser. Wir waren jung. Und der Abend auch. Vorglühen in den 90 ern.
    «Ölsardinen hab ich jetzt nicht da», entgegnete ich. «Geht auch Olivenöl?» Andi schüttelte den Kopf. Fischöl sei das einzig Wahre: «Das kleidet die Mageninnenwand aus wie ein Schutzfilm. Dann kannst du trinken ohne Ende.» Andi studierte Biochemie. Sein Wort hatte für mich Gewicht. Tatsächlich bewahrte mich dieser Tipp Jahre später auf dem Oktoberfest vor dem Schlimmsten.
    «Hast du wenigstens was gegessen?», fragte er. Ich nickte. «Ein Döner.» – «Döner ist ganz o.k.», sagte Andi, «nimm nächstes Mal aber Nudeln mit Käsesoße. Viel Volumen, viel Oberfläche. Das saugt den Alkohol auf wie ein Schwamm.» Er nahm einen großen Schluck aus seinem Glas.
    Wir hatten noch viel vor. Erst die Geburtstagsfeier von Holger. Dann die Geographen-Party im Clubhaus. Und wenn die nix war, wartete in der Hauptmensa noch die große VWL -Party. Wie auch immer die Nacht verlaufen würde, sie würde lang werden. Da war gute Vorbereitung alles – und Andi
war
gut vorbereitet: «Ich hatte heute Nachmittag schon ein Bier», sagte er. «Um die Leberenzyme hochzufahren.» Ich war beeindruckt. «Und das bringt was?» – «Auf jeden Fall», sagte er. «Vor dem Sport machst du dich ja auch erst mal warm. Und überhaupt: Der frühe Vogel fängt den Wurm.» Ja, das klang plausibel, auch ohne Biochemie-Studium.
    «Jens, tu mir einen Gefallen», sagte er plötzlich ganz ernst. «Trink nicht wieder so durcheinander. Auch nicht die Biersorten.» – «O.k.», sagte ich und erinnerte mich an unser letztes Besäufnis. Nein, diesmal würde ich nicht wieder mit einem
Long Island Ice Tea
beginnen, einem
Mai Tai
weitermachen und die Happy Hour mit zwei
Zombies
beenden. Vergessen Sie
Orgasmus
oder
Sex On The Beach
, nur bei
Zombie
kriegt man wirklich, was man bestellt. Für diese Happy Hour hatte ich mit vielen unglücklichen Stunden am nächsten Tag gebüßt. «Wenn harte Sachen, dann nur Wodka», sagte Andi streng. «Der schädelt nicht.»
    «Apropos Schädel …» Er holte ein Plastikröhrchen heraus und stellte es neben sein Weizenglas. «Brauchst du eine?», fragte er. Ich schüttelte den Kopf und holte mein eigenes Röhrchen mit Magnesiumbrausetabletten heraus. «Bin doch kein Anfänger», sagte ich.
    «Denk dran, bevor du ins Bett gehst, noch eine zu nehmen. Vergisst man im Suff ja gerne mal. Ach, da fällt mir ein … Hättest du ein Aspirin für mich? Ich hatte keine mehr zu Hause.»
    «Kein Problem», sagte ich, ging ins Badezimmer und holte aus dem Schrank das Plastikfläschchen heraus, das ich aus den USA mitgebracht hatte. Es war voller weißer Pillen: Aspirin, in der praktischen 500 er-Packung. Ich hatte sie in einem Wal-Mart in Utah gekauft, dem Mormonenstaat. Da haben Sie zwar mitunter Schwierigkeiten, Kaffee und Bier zu erstehen, aber Aspirin ist kein Problem. Ja, die Amis – gehen einfach etwas ungezwungener mit Medikamenten um als wir.

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